Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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seiner Zusammenfassung des Forschungsstandes stellt Hansen fest, daß<br />
nicht nur keine Ergebnisse zu verzeichnen seien, selbst <strong>der</strong> Status des Phä-<br />
nomens sei ungeklärt. Vogt <strong>und</strong> Paulsen teilen diese Auffassung in ihrer<br />
Übersicht, <strong>und</strong> Michels stellte fest: »<strong>Die</strong> Wissenschaft hat wahrlich nichts<br />
unversucht gelassen, sich ernsthaft mit dem Problem <strong>der</strong> Wünschelrute zu<br />
beschäftigen. (. . .) <strong>Die</strong>se Realität des Wünschelrutenphänomens ist bisher<br />
noch nicht bestätigt.« (Michels 1951, 380)<br />
<strong>Die</strong> Ergebnislosigkeit <strong>der</strong> Forschung, die Folgen <strong>der</strong> sozialen Perspekti-<br />
vität <strong>und</strong> <strong>der</strong> Abstand zwischen <strong>der</strong> Radiästhesie <strong>und</strong> dem künstlich redu-<br />
zierten »Wünschelrutenphänomen« werfen nicht nur nach Michels'<br />
Meinung die Frage auf, ob »das Wünschelrutenphänomen« überhaupt ein<br />
physikalisches Problem ist. Auch Brüche bemerkte schon: »die Koppelung<br />
von Mensch <strong>und</strong> Rutenausschlag besagt eindeutig, daß es auf den Men-<br />
schen ankommt.« (Brüche 1962, 28) Der »Faktor Mensch« aber kommt,<br />
wie wir sahen, allein dadurch wie<strong>der</strong> ins Spiel, daß die Versuchspersonen<br />
<strong>der</strong> naturwissenschaftlichen Forschung eben Menschen sind, die keines-<br />
wegs nur als bloße »biologische Systeme« reagieren. Ein bloß »biologisches<br />
System« lernt <strong>und</strong> ,beherrscht< keine Gittersysteme. Vor diesem Hinter-<br />
gr<strong>und</strong> läßt sich auch die Randständigkeit <strong>der</strong> Forschung verstehen. Offen-<br />
k<strong>und</strong>ig hat es die Naturwissenschaft hier mit Handelnden zu tun, die als<br />
»Deutende« auftreten <strong>und</strong> so einen Vergleich zu Forschungen über die<br />
schweigenden Gegenstände <strong>der</strong> Natur erschweren - obwohl ihre Deutun-<br />
gen in den Versuchsanlagen systematisch ignoriert werden. <strong>Die</strong> »Untersu-<br />
chungsgegenstände« nehmen auch erkennbare soziale Beziehungen zu den<br />
Wissenschaftlern auf <strong>und</strong> beziehen Stellung, ja sie produzieren eine eigene<br />
populäre Wissenschaft, die zwischen Radiästhesie <strong>und</strong> Wissenschaft ange-<br />
siedelt ist. <strong>Die</strong>se »Untersuchungsgegenstände« werden so behandelt, als<br />
seien es gar keine menschlichen Akteure. Deren Eigeninterpretationen<br />
aber lassen jede naturwissenschaftliche Erklärung als zu kurzatmig er-<br />
scheinen, so daß sich jedes Forschungsergebnis im Strudel gegensätzlicher<br />
Interpretationen verliert. <strong>Die</strong> Ergebnislosigkeit dieser Forschung wie auch<br />
übliche Schicksale <strong>der</strong> Forschungsergebnisse, nämlich im Streit <strong>der</strong> »Ver-<br />
suchspersonen« zermalmt zu werden, deuten darauf hin, daß die Radiästhe-<br />
sie eben besser als ein soziales Projekt verstanden wird, das mehr mit kom-<br />
munikativem Handeln zu tun hat als mit <strong>der</strong> »schweigenden Natur« <strong>der</strong><br />
mo<strong>der</strong>nen Wissenschaft.<br />
In <strong>der</strong> wissenschaftlichen Methodik findet sich dieselbe Struktur wie<strong>der</strong>,<br />
die auch das Verhältnis <strong>der</strong> radiästhetischen zu den wissenschaftlichen In-<br />
stitutionen auszeichnet: <strong>Die</strong> Radiästhesie steht nicht »an <strong>der</strong> Grenze« zur<br />
Wissenschaft. Sie ist schon historisch die »Parawissenschaft« mit einem