Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
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Wissen über das Unsichtbare vermittelt wird. Durch die gewachsene Infra-<br />
struktur von Ausbil<strong>der</strong>n, Schulungsorten <strong>und</strong> -Programmen, Verlegern, Her-<br />
ausgebern etc. haben die Vereine ein weitreichendes Kommunikationsnetz<br />
geschaffen, das ebenfalls ein Gr<strong>und</strong> für ihre Dominanz ist. <strong>Die</strong> Durchfüh-<br />
rung von Schulungen stellt zwar eine Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> meisten Institutionen<br />
dar, die Anzahl <strong>der</strong> Interessenten allerdings ist schon vom Kommunika-<br />
tionsnetz abhängig. <strong>Die</strong> breite soziale Basis wird durch die radiästhetischen<br />
Zeitschriften (<strong>und</strong> Einführungsbücher) ermöglicht, die gemeinsam mit den<br />
Kongressen <strong>und</strong> Versammlungen ein Forum, eine radiästhetische Öffent-<br />
lichkeit für ihre Mitglie<strong>der</strong> bilden. (Bei größeren Veranstaltungen, wie dem<br />
erwähnten Kongreß, werden die Vorträge auf Tonbandkassetten mitge-<br />
schnitten <strong>und</strong> versandt.) <strong>Die</strong> Zeitschriften dienen zur Information <strong>und</strong> Ko-<br />
ordination <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>, <strong>und</strong> sie sind ein Forum für die produktion neuen<br />
Wissens. Mit den Zeitschriften werden die regional verstreuten Rutengän-<br />
ger koordiniert, hier werden Vereinsversammlungen, Tagungen, Kongres-<br />
se <strong>und</strong> Schulungen sowie regelmäßige Treffpunkte <strong>und</strong> »Stammtische«<br />
angekündigt. Der Zugang zu Zeitschriften <strong>und</strong> Büchern ist auch Nicht-Or-<br />
ganisierten offen, <strong>und</strong> manchen Laien ist ihre Lektüre eine Pflicht. Nur auf-<br />
gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> weiten Verbreitung dieser organisierten radiästhetischen Öffent-<br />
lichkeit ist es erklärlich, daß in kleineren Betrieben das Wissen einzelner<br />
an<strong>der</strong>er Vereinigungen bekannt ist <strong>und</strong> - mit Instituts-spezifischen Varia-<br />
tionen, Abstrichen <strong>und</strong> Zusätzen - praktiziert <strong>und</strong> weitervermittelt wird.<br />
<strong>Die</strong> radiästhetische Öffentlichkeit schließlich steht auch in Verbindung zur<br />
Öffentlichkeit <strong>der</strong> Laien. Wenn kompetente Vertreter des Fachs gesucht<br />
werden, dann wenden sich nicht nur Journalisten an die großen Vereini-<br />
gungen; auch interessierte Laien erfahren die Adressen nur <strong>der</strong> großen Ver-<br />
einigungen aus den in hohen Auflagen verbreiteten Einführungsbüchern<br />
(in <strong>der</strong> Regel nebst dem Autor nahestehenden Betrieben).<br />
Der Einfluß <strong>der</strong> Radiästhesie ist schließlich auf etwas zurückzuführen,<br />
das mit dem Begriff des »persönlichen Charisma« nur unzulänglich be-<br />
schrieben ist. <strong>Die</strong> Geschichte <strong>der</strong> Radiästhesie weist, trotz <strong>der</strong> <strong>Welt</strong>kriege,<br />
fast ungebrochene Linien auf (Abb. 7). Zugleich finden sich mehrere Ab-<br />
zweigungen, also »Schismen« innerhalb einzelner »Schulen«, die zu Neu-<br />
gründungen führten. Wie die Kurzdarstellung <strong>der</strong> Vereinigungen zeigte,<br />
sind diese Schismen an bestimmte Personen geb<strong>und</strong>en, die in <strong>der</strong> Lage wa-<br />
ren, nach ihrer Trennung eine große Zahl von Radiästheten an sich zu bin-<br />
den <strong>und</strong> die größten Verbände aufzubauen.<br />
Daß etwas zögerlich von »Charisma« gesprochen wird, hat einen guten<br />
Gr<strong>und</strong>. Schon die ersten deutschen Vereinigungen waren nicht von »be-<br />
gnadeten« Radiästheten begründet <strong>und</strong> geleitet worden; auch die gegen-