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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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zu tun hat. Sehr detailliert wird angegeben, wann »Besserung« <strong>und</strong> wann<br />

schließlich Heilung eintrat; unwichtig scheint es dagegen zu sein, wann<br />

die Krankheit eintrat. Man erfahrt lediglich, daß sie »jahrelang« dauerte<br />

<strong>und</strong> selbst durch schulmedizinische Maßnahmen nicht behoben wer-<br />

den konnte. Genausowenig erfährt man, wann <strong>der</strong> Rutengänger herbei-<br />

gezogen wurde. Der ganze Ablauf weist eine zeitliche Abfolge auf, die es<br />

erlaubt, von einer Geschichte zu reden. Nach einer langen Krankheit<br />

wird <strong>der</strong> Rutengänger herbeigezogen; daraufhin verschwindet die Krank-<br />

heit.<br />

Frau F. erwähnt nicht nur, daß <strong>und</strong> welcher Rutengänger herbeigezo-<br />

gen wurde, sie fuhrt das, was bislang radiästhetische Maßnahme ge-<br />

nannt wurde, weiter aus. Sie schil<strong>der</strong>t kurz die radiästhetische Diagnose,<br />

erstaunlicherweise in <strong>der</strong> dritten Person: »es wurde festgestellt«. Darauf<br />

seien sie »ausgezogen in en an<strong>der</strong>es Zimmer«. Im Unterschied zur ge-<br />

wohnten Semantik meint sie mit Ausziehen hier vermutlich nicht, daß<br />

sie von einem einzigen bewohnten Zimmer in ein an<strong>der</strong>es gewechselt<br />

sei.<br />

Ob diese Befragung vorher geprobt worden war, ist hier weniger von Be-<br />

deutung als ihre Hörersignale, die wichtige Teilschritte <strong>der</strong> Geschichte mar-<br />

kieren. Zum ersten Mal antwortet PS nach <strong>der</strong> Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Krankheit<br />

(9). Sie wartet zwar nicht ab, bis Frau F. diese Beschreibung abschließt mit<br />

<strong>der</strong> Feststellung »es wurde nicht besser«. Daß die Behandlung nicht erfolg-<br />

reich war, konnte sie aber schon daran erkennen, daß <strong>der</strong> Kranke »nur<br />

Säureblocker« bekommen habe. Auch ihre zweite Antwort markiert eine<br />

Schnittstelle <strong>der</strong> erzählten Handlung: nämlich die radiästhetische Diagno-<br />

se (13). Der »Umzug« wird erst in <strong>der</strong> Folge (»dann«) vorgenommen.<br />

Obwohl Frau F. hier kurz Luft holt (14), unterbricht PS nicht, als würde<br />

sie erwarten, daß über den Erfolg noch berichtet wird. Frau F. ist sich<br />

<strong>der</strong> Gefahr wohl bewußt, daß PS ihr schon nach <strong>der</strong> ersten Erfolgsmel-<br />

dung ins Wort fallen könnte (was zu einem Abbruch fuhren könnte, falls ihr<br />

das Mikrophon sofort entzogen würde). Sie markierte deutlich, daß sie fort-<br />

fahren will, indem sie an die »Besserung« schnell eine weitere zeitliche<br />

Markierung anhängt »<strong>und</strong> jetzt« <strong>und</strong> damit den Redezug behält (15).<br />

Nun aber ist das Ende <strong>der</strong> Geschichte absehbar. PS braucht die zweite<br />

Detaillierung »überhaupt keine (Magen)« gar nicht mehr abzuwarten;<br />

sie kann vorwegnehmen (18): die Krankheit ist verschw<strong>und</strong>en. Und damit<br />

ist auch <strong>der</strong> Spannungsbogen von <strong>der</strong> Krankheit zur Ges<strong>und</strong>ung geschlos-<br />

sen.

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