Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
»persönlichen Umständen« o<strong>der</strong> <strong>der</strong> »Vorhersage von Ereignissen«) be-<br />
schäftigen.<br />
<strong>Die</strong> Radiästhesie wurde von <strong>der</strong> katholischen Kirche auch als ein seelsor-<br />
gerisches Problem erkannt. Für die Seelsorger stellt sich die Frage, ob die<br />
Radiästhesie ein Aberglaube sei, <strong>der</strong> dem Seelenwohl <strong>der</strong> ihm Anhängen-<br />
den schade. <strong>Die</strong> Entscheidung wird einmal unter dem moralischen Ge-<br />
sichtspunkt gefallt.<br />
Wünschelrutengehen sei kein Aberglaube, wenn man damit dem Men-<br />
schen diene, aber »sobald ein Mensch aus dieser Begabung einen Kult<br />
macht <strong>und</strong> damit Menschen im Glauben an Christus irre macht, wird's ge-<br />
fährlich.« (Rothenberg 1954, 14) Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite spielt aber auch die<br />
Trennung von »wissenschaftlich« begründbaren <strong>und</strong> »okkulten« Praktiken<br />
in die Beurteilung hinein. Weil die »natürlichen Ursachen« für »gewisse<br />
Erdstrahlen« unklar seien <strong>und</strong> weil die Radiästhesie vermittels ihrer okkul-<br />
ten Ursachen »in Verbindung mit <strong>der</strong> Geisterwelt« steht, sei sie, so ein an-<br />
<strong>der</strong>er Seelsorger, prinzipiell abzulehnen (Katzenmaier 1979, 23 <strong>und</strong> 26).<br />
<strong>Die</strong> ausführlichste Stellungnahme findet sich in Kochs »Okkultismus<br />
<strong>und</strong> Seelsorge«. <strong>Die</strong> Bereiche <strong>der</strong> Radiästhesie, die wissenschaftlich (durch<br />
das Erdmagnetfeld o<strong>der</strong> das Unterbewußtsein) erklärt werden können, wer-<br />
den auch von ihm akzeptiert. Da die Wissenschaft jedoch das Rutengehen<br />
nur zur Hälfte erklären könne, sei, »auf <strong>der</strong> spiritualistischen Stufe <strong>der</strong> Ra-<br />
diästhesie«, <strong>der</strong> Weg offen ins Okkulte. <strong>Die</strong>se okkulte Version <strong>der</strong> Radi-<br />
ästhesie befinde sich jenseits des wissenschaftlich - <strong>und</strong> das heißt bei Koch<br />
auch parapsychologisch - ~rklärbaren.' Damit löse sich <strong>der</strong> Mensch »aus<br />
<strong>der</strong> Bindung zum Schöpfer; er will die gottgesetzten Schranken durchbre-<br />
chen <strong>und</strong> Verborgenes o<strong>der</strong> Zukünftiges ergründen.« (Koch 1953,26) Letz-<br />
ten Endes sind okkulte, magische Handlungen »die Bastionen«, »an denen<br />
die geballte Wi<strong>der</strong>standskraft des Feindes«, <strong>der</strong> »Finsternismacht« bzw. <strong>der</strong><br />
»civitas diabolia deutlich wird. Wie die an<strong>der</strong>en Autoren zieht auch Koch<br />
eine Trennlinie zwischen einer wissenschaftlich-säkularem <strong>und</strong> einer »ok-<br />
kulten« Radiästhesie. Bemerkenswert ist, daß <strong>der</strong> wissenschaftliche Teil<<br />
kein seelsorgerisches Problem darstellt, daß also Wissenschaftlichkeit ein<br />
Kriterium für die kirchliche Beurteilung darstellt. Was am Okkultismus<br />
wissenschaftlich erscheint, gilt als <strong>der</strong> kirchlichen Jurisdiktion entzogen.<br />
<strong>Die</strong> »okkulte« Deutung <strong>der</strong> Radiästhesie geht auf historisch ältere »därno-<br />
nologische« Deutungen des Rutengehens zurück, die im historischen Über-<br />
blick schon angesprochen wurden. Wie man dem päpstlichen Dekret ent-<br />
nehmen kann, war die Radiästhesie auch unter den Xirchenmännern<<br />
verbreitet (von Nonnen ist nichts bekannt). Schon seit Jahrhun<strong>der</strong>ten stel-<br />
len vor allem Angehörige des Mönchtums prominente Radiästheten. Zur