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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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Als Beispiel für die Bedeutung einer solchen physiologischen Theorie mag ein<br />

»Experiment« aus einer Schulung dienen. Um die Eigentätigkeit des »Unterbe-<br />

wußtseins« zu demonstrieren, bat <strong>der</strong> Schulungsleiter einen Novizen, seinen Arm<br />

seitlich <strong>und</strong> gerade auszustrecken. Er sollte nun eine Zeitlang mit aller Kraft seinen<br />

ausgestreckten Arm gegen den des nach oben drückenden Schulungsleiters stem-<br />

men. Nach einer Weile zog <strong>der</strong> Schulungsleiter seinen Arm weg - <strong>und</strong> <strong>der</strong> des Prü-<br />

flings fiel »wie von selbst«, wie er selbst bestätigte, nach unten.<br />

Meistens wird eine Mischung aus psychologischen lind physiologischen<br />

Theorien vertreten. Dem ganzen Theoriestrang ist gemeinsam, daß <strong>der</strong><br />

Ausschlag auf Vorgänge im Radiästheten zurückgeführt wird, die ihm selbst<br />

nicht verständlich sind. Dabei wird von <strong>der</strong> subjektiven Bedeutung des Aus-<br />

schlags für den Radiästheten abgesehen. Nicht <strong>der</strong> Radiästhet, son<strong>der</strong>n sein<br />

»Körper«, seine »unbewußten Wahrnehmungen« o<strong>der</strong> seine »Seele« bzw.<br />

noch verborgenere Instanzen, wie das »Unterbewußtsein«, sind für das<br />

Wünschelrutenphänomen verantwortlich.<br />

<strong>Die</strong>se theoretische Abstraktion von dem, was <strong>der</strong> Radiästhet tut <strong>und</strong><br />

meint, deutet auf den sozialen Ort dieser Theorien hin. Entwickelt o<strong>der</strong> auf<br />

die Radiästhesie angewandt werden sie ohne Ausnahme von »Skeptikern«<br />

o<strong>der</strong> gar ausdrücklichen »Okkultgegnern«. »Skeptiker« sind einmal unorga-<br />

nisierte Wissenschaftler, die sich kritisch mit »paranormalen« Phänomenen<br />

auseinan<strong>der</strong>setzen, wie Chevreul, Besterman, Lehmann u.a. »Skeptiker« ist<br />

aber auch <strong>der</strong> Titel für organisierte »Okkultgegner«, die sich u.a. mit dem<br />

Wünschelrutenphänomen auseinan<strong>der</strong>setzen. Zwischen diesen Organisa-<br />

tionen <strong>und</strong> den Befürwortem <strong>der</strong> Radiästhesie zieht sich eine regelrechte<br />

Konfliktlinie, wie sie etwa im Streit zwischen <strong>der</strong> »Deutschen Gesellschaft<br />

zum Schutz vor Aberglauben e.V.« (DEGESA) <strong>und</strong> dem Grafen von Klin-<br />

ckowstroem zum Ausdruck kam (Kiinckowstroem 1958). Während Klin-<br />

ckowstroem, in seinen Augen als »unverbesserlicher Antiokkultist« aner-<br />

kannt, die Radiästhesie auf <strong>der</strong> Ebene wissenschaftlicher Gr<strong>und</strong>lagen-<br />

forschung ansiedelt, gibt <strong>der</strong> damalige Vorsitzende <strong>der</strong> DEGESA klar zu<br />

erkennen:<br />

»Der Glaube an die Wünschelrute ist Aberglaube - das ist <strong>der</strong> einhellige Stand-<br />

punkt <strong>der</strong> berufenen Wissenschaft. Er ist nicht nur Aberglaube, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

schlimmste Aberglaube, den es überhaupt gibt.«'<br />

In <strong>der</strong> DEGESA waren vorwiegend Wissenschaftler vereinigt, die sich als<br />

ausgesprochene »Antiokkultisten« verstanden, u.a. auch <strong>der</strong> Mediziner<br />

Prokop, <strong>der</strong> noch öfters genannt sein wird. <strong>Die</strong> Gesellschaft beließ es nicht<br />

bei Äußerungen. Der Konflikt fiihrte zum Ausschluß des »rutengläubigen«<br />

von Kiinckowstroem; wie wir sehen werden, traten Vertreter <strong>der</strong> DEGESA,<br />

wie etwa Prokop, auch bei Rechtsstreitigkeiten als Kläger gegen den »Wün-

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