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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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lerhaft. Befurworter wie Thouvenel erhofften sich neue gr<strong>und</strong>lagentheore-<br />

tische Erkenntnisse. In Straßburg beschäftigten sich Gerboin <strong>und</strong> Fortis mit<br />

dem Phänomen einer »neuen Art <strong>der</strong> organischen Elektrizität«. 1812 führte<br />

Michel Eugene eine wissenschaftliche Untersuchung über den Pendel<br />

durch. In Italien hatte <strong>der</strong> »Wünschelrutenforscher« Amoretti eine eigene<br />

Zeitschrift zum Thema herausgegeben (Nuova Scelta d'opuscoli); er veröf-<br />

fentlichte darüber auch in an<strong>der</strong>en naturwissenschaftlichen Zeitschriften.<br />

<strong>Die</strong> Erklärungen, die vorgebracht wurden, wandelten sich von Zeit zu<br />

Zeit. Wurde <strong>der</strong> Ausschlag zu Anfang noch durch magische Sympathie,<br />

durch göttlichen o<strong>der</strong> teuflischen Einfluß erklärt, so setzten sich mit <strong>der</strong> ab-<br />

nehmenden Bedeutung <strong>der</strong> Kirche physikalische Erklärungen durch, die al-<br />

le Modeströmungen durchmachten. Sie reichen von einer Korpuskeltheo-<br />

rie über elektrisch-magnetische, tierisch-magnetische Theorien bis zu<br />

Theorien, die Röntgenstrahlen o<strong>der</strong> Radioaktivität für die Bewegung <strong>der</strong><br />

Rute verantwortlich machten.<br />

<strong>Die</strong> Kritiker dagegen versuchten seit dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t in ihren Expe-<br />

rimenten, die Willkürlichkeit des Ausschlags nachzuweisen. Bekannt wur-<br />

de die vom Chemiker Chevreul im Auftrag <strong>der</strong> »Academie des Sciences«<br />

1854 durchgeführte Untersuchung. Mittels Blindversuchen <strong>und</strong> einfachen<br />

Versuchsanordnungen (<strong>der</strong> statischen Fixierung <strong>der</strong> Hand des <strong>Pendler</strong>s) er-<br />

brachte er den Beweis, daß <strong>der</strong> Ausschlag des Pendels nicht vom Pendel<br />

selbst ausgehe, son<strong>der</strong>n durch eine (unfreiwillige) Muskelbewegung ohne<br />

äußeren Anlaß erzeugt werde. Solche Beweisführungen waren recht ein-<br />

fach zu erbringen. In dem Maße, wie wissenschaftliches Gedankengut po-<br />

pularisiert wurde, machte sich die magische Auffassung auf den Rückzug,<br />

die Rute bewegte sich von selbst - eine Verän<strong>der</strong>ung, die sich vor allem im<br />

Zusammenhang mit dem Pendel vollzog.<br />

Exkurs zur Geschichte des Pendels<br />

Der Pendel ist schon aus <strong>der</strong> Antike bekannt, Ammonius Marcellinus<br />

(330-390) erwähnt den Carpathio filo, einen geweihten Ring, <strong>der</strong> an einem<br />

carpathischen Faden aufgehängt ist, im Zusammenhang mit einem Prozeß<br />

gegen Verschwörer, die den Nachfolger des Kaisers Valens (364-79) ausge-<br />

pendelt hatten.<br />

»Sie hatten den Ring dazu benutzt, <strong>der</strong> an einem feinen Faden hing. Ei-<br />

ner hielt den Faden in <strong>der</strong> Hand, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ring hing frei über einem Metall-<br />

gefaß, in dessen Rand die Buchstaben des Alphabets in gleichem Abstand<br />

voneinan<strong>der</strong> eingraviert waren. Man ließ den Ring über den Rand des Gefa-<br />

ßes schwingen, bei gewissen Buchstaben aber stockte <strong>der</strong>selbe <strong>und</strong> gab auf<br />

diese Weise die gewünschte Antwort.« (Lehmann 1925, 242)

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