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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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eson<strong>der</strong>es abendländisches Kult~rmuster.~ Allerdings sind diese Belege<br />

mit großer Vorsicht zu genießen. <strong>Die</strong> naturgeschichtlichen Schriften <strong>der</strong><br />

Antike, die sich mit <strong>der</strong> Entdeckung unterirdischen Wassers o<strong>der</strong> Erzes beschäftigen,<br />

schweigen über die Wünschelrute; we<strong>der</strong> Columella noch Cassiodorus<br />

im 4. Jahrhun<strong>der</strong>t noch Palladius im 6. erwähnen die »Virgula divina«.<br />

Plinius' »Aquileges« waren wohl (beson<strong>der</strong>s in Etrurien verbreitete)<br />

»Wasseranzeiger« bzw. »Brunnensucher«, die Erzgänge suchten <strong>und</strong> beim<br />

Bau von Aquädukten eingesetzt waren, doch ist nicht bekannt, daß sie ein<br />

<strong>der</strong> Wünschelrute ähnliches Instrument ben~tzten.~ <strong>Die</strong> weite Verbreitung<br />

<strong>der</strong> Stabmagie mag wohl ein Ausgangspunkt für die Entwicklung zum Rutengehen<br />

sein. In seiner historisch-philologischen Arbeit, die aus zeitlichen<br />

Gründen von den genannten Geschichtsschreibern unberücksichtigt blieb,<br />

weist De Waele darauf hin, daß we<strong>der</strong> die Haltung mit beiden Händen bekannt<br />

war, noch eine Beziehung zwischen Stabmagie <strong>und</strong> Wassersuche bestand.<br />

De Waele kommt zum Schluß, daß die Wünschelrute in <strong>der</strong> Antike<br />

völlig unbekannt gewesen sei. Auch die Existenz einer über die Stabmagie<br />

hinausgehenden, dem Rutengehen ähnlichen Praxis in an<strong>der</strong>en Kulturen<br />

läßt sich kaum bestätigen. Wo die Radiästhesie außerhalb <strong>der</strong> westlichen<br />

Kultur auftritt, geht sie sehr wahrscheinlich auf westliche Einflüsse zurück.''<br />

Einen etwas gesicherteren Hinweis finden wir erst mit dem Aufkommen<br />

des Begriffs »Wünschelrute«. <strong>Die</strong> erste Erwähnung <strong>der</strong> »wunsciligerta«<br />

stammt angeblich aus dem 11. Jahrhun<strong>der</strong>t (Klinckstroem 1955,57). Es<br />

handelt sich nach Grimm um eine Übersetzung des »Caduceus« Merkurs<br />

o<strong>der</strong> des altnordischen »garnbanteinn« (im Mittelhochdeutschen heißt sie<br />

»wünschelruote« o<strong>der</strong> -»gerte«) (Schwartz 1892).<br />

Man hat vermutet, <strong>der</strong> Begriff habe mit einer unter germanischen Stämmen<br />

verbreiteten rhabdomantischen Praxis zu tun. Besieht man sich die<br />

Quellen, so zeigen sich jedoch wenig Ähnlichkeiten zur Radiästhesie. Wie<br />

bei <strong>der</strong> oft als Beleg angeführten Stelle aus Tacitus' Germania handelt es<br />

sich meist um Los- o<strong>der</strong> Wurforakel."<br />

Das bloße Vorkommen des Begriffs »Wünschelrute« ist noch keineswegs<br />

als ein Beleg für die Existenz von etwas dem Rutengehen Ähnlichem anzusehen.<br />

Das hat einfache Gründe: BarreJt <strong>und</strong> Besterman etwa verweisen in<br />

diesem Zusammenhang auf Notker von St. Gallen (840-912). Bei Notker<br />

findet sich tatsächlich eine deutschsprachige Umschreibung <strong>der</strong> Wünschelrute.<br />

Damit aber wollte Notker nicht eine bekannte Praxis beschreiben,<br />

son<strong>der</strong>n - im Rahmen <strong>der</strong> Übersetzung eines spätantiken Romans - lediglich<br />

den latainischen »Stab des Merkur« ins Deutsche übertragen. Ähnlich<br />

vorsichtig müssen spätere Quellen angegangen werden. In einer vielzitierten<br />

Beschreibung des Nibelungenhortes heißt es (Grimm 1965, 814):

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