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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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mutende Gebaren bedeuten soll, erfuhr ich in Gesprächen <strong>und</strong> Interviews<br />

mit Rutengängern. Menschen übrigens, die mich mit allergrößter Gastlich-<br />

keit aufnahmen, Persönlichkeiten von einer Lauterkeit des Wesens, einer<br />

Höflichkeit des Umgangs <strong>und</strong> einer Klarheit des Denkens, selbst noch im<br />

hohen Alter, die nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht eindrucksvoll,<br />

ausdrucksstark <strong>und</strong> tiefgründig sind.<br />

2. Das totale soziale Phänomen<br />

Einst hatte sich die Soziologie damit zufrieden gegeben, die Gegenstände<br />

aus eigenen Stücken zu definieren, in handliche Variablen zu zerglie<strong>der</strong>n<br />

<strong>und</strong> dann feste zu korrelieren. Spätestens Alfred Schütz (197la) jedoch hat<br />

darauf hingewiesen, daß die »Gegenstände« sich schon selber definieren;<br />

sie benötigen den Sozialforscher bestenfalls zur Rechtfertigung ihres Tuns.<br />

Deshalb, so Schütz, sei die vordringliche Aufgabe <strong>der</strong> Sozialforschung, her-<br />

auszufinden, welchen Sinn die Akteure auf <strong>der</strong> sozialen Bühne sich <strong>und</strong> ih-<br />

rem Tun selbst geben. <strong>Die</strong>se Konstrukte erster Ordnung bilden jedoch nur<br />

den Anfang <strong>der</strong> Arbeit. Was sich Wissenschaft nennen will, muß versu-<br />

chen, eine Ordnung zu finden, mit wissenschaftlichen Methoden »Kon-<br />

strukte zweiter Ordnung« herzustellen. Den Gegnern einer sinnverstehen-<br />

den Soziologie, die ihren Ausgang bei den Handelnden selbst nimmt, kann<br />

ruhig zugestimmt werden: Freilich gibt es gesellschaftliche Bereiche, die<br />

den Handelnden quasi objektiv auferlegt sind. Das gilt für Wirtschaftskrisen<br />

ebenso wie für die Existenz einer mo<strong>der</strong>nen Magie. Welche »objektiven<br />

Strukturen« jedoch tatsächlich das Handeln leiten o<strong>der</strong> gar determinieren -<br />

wo sollte dies beobachtet werden, wenn nicht in den Handlungsprozessen<br />

selbst?<br />

Bevor ich jedoch kurz schil<strong>der</strong>e, welche »Konstrukte erster Ordnung«<br />

verwendet wurden, um Aussagen über die Handelnden zu machen, <strong>und</strong><br />

wie daraus wissenschaftliche Begriffe zweiter Ordnung gewonnen wurden,<br />

muß ein Son<strong>der</strong>problem erwähnt werden, auf das jede »fröhliche Wissen-<br />

schaft« stößt.<br />

Wünschelrutengehen, Pendeln, Radiästhesie - das ist kein künstlich iso-<br />

lierter Gegenstand, son<strong>der</strong>n ein sozial konstruierter Bereich des Handelns<br />

<strong>und</strong> Wissens. Der Frage, welche soziale Bedeutung dieser Bereich hat (auf<br />

die ich im Schlußkapitel eingehen will), muß eine Beschreibung vorange-<br />

hen. <strong>Die</strong> Beschreibung jedoch hat sich am Beschriebenen zu orientieren,<br />

<strong>und</strong> das ist vielgestaltig. Wir haben es mit einem totalen sozialen Phänomen

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