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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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Wirklichkeiten zu stoßen, auf den Zauber, nur eine Hängebrücke vom Per-<br />

sonal Computer entfernt? Hat die von Max Weber so eindrücklich be-<br />

schriebene Entzauberung wirklich den letzten Winkel besetzt? O<strong>der</strong> ist <strong>der</strong><br />

lang verschw<strong>und</strong>ene Zauber gar neulich, im Grünlicht einer synkretisti-<br />

schen »Postmo<strong>der</strong>ne«, wie<strong>der</strong> auferstanden?<br />

Je weiter ich in das Reich <strong>der</strong> Wünschelrute vordrang, um so mehr Fra-<br />

gen türmten sich auf. Unsicherheit stellte sich ein. Sollte hinter <strong>der</strong> Wün-<br />

schelrute arn Ende die eiserne Pranke <strong>der</strong> Naturwissenschaft lauern, die mit<br />

<strong>der</strong> Urkraft ihres Gegenstandes bedeutet: Das ist mein! Sollte das alles ins<br />

Reich <strong>der</strong> Natur gehören? Doch je deutlicher mir die Rolle des Menschli-<br />

chen wurde, je mehr Streitigkeiten, Konkurrenzen, Interessen hervortraten,<br />

um so weiter entrückten die Grenzen <strong>der</strong> Natur. Hier war die Logik des<br />

Sozialen selbst am Werk. Vor meinen Augen spielten sich Gelehrtenstrei-<br />

tigkeiten ab, zeichneten sich Fraktionen <strong>und</strong> Traditionen ab, die erkennen<br />

ließen: Nichts ist geklärt, alles ist offen, <strong>der</strong> Schlag <strong>der</strong> Wünschelrute folgt<br />

den Gesetzen <strong>der</strong> sozialen Wirklichkeit, ungeachtet aller Natur.<br />

Nachdem das Feld einmal betreten war, machte ich mich auf die Suche<br />

nach Rutengängern <strong>und</strong> <strong>Pendler</strong>n. <strong>Die</strong> Suche führte in mir bis dahin unbe-<br />

kannte Gefilde. Von einem »Reich <strong>der</strong> Wünschelrute« zu sprechen, ist si-<br />

cher eine Übertreibung. Doch eine Enklave fand sich. Mein Weg führte<br />

mich nicht in die letzten traditionellen Winkel des Allgäus o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schwä-<br />

bischen Alb. Vor allem Volksk<strong>und</strong>lern mag es als Versäumnis anmuten,<br />

daß hier keine traditionellen Formen des Rutengehens beschrieben wer-<br />

den: Der Gr<strong>und</strong> dafür ist schlicht: sie waren nicht zu finden.<br />

So viel die Rutengänger veröffentlichen, so viel auch immer darüber ge-<br />

schrieben wird, aus ihrer Sicht wie aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Wissenschaftler ist das<br />

Feld von Rutengehen <strong>und</strong> Pendeln ein Niemandsland, ein weißer Fleck auf<br />

<strong>der</strong> Landkarte. Ein gutes Stück <strong>der</strong> Arbeit soll aus diesem Gr<strong>und</strong>e als Re-<br />

cherche verstanden sein, als eine kleine Bestandsaufnahme über das Feld<br />

des Rutengehens <strong>und</strong> Pendelns (das ich, aus später zu erläuternden Grün-<br />

den, kurz »Radiästhesie« nennen will). Da die Radiästhesie keine Grenzen<br />

kennt, wird es den Leser nicht überraschen, wenn diese Recherche sich<br />

nicht auf die B<strong>und</strong>esrepublik beschränkt, son<strong>der</strong>n u.a. auch nach Österreich<br />

<strong>und</strong> in die Schweiz führt.<br />

Ein Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist also, das Feld <strong>der</strong> Radiästhesie abzustecken, den<br />

sozialen Ort <strong>der</strong> Wünschelrute aufzuzeigen. Bei <strong>der</strong> Recherche konnte ich<br />

mich auf einige Informanten stützen: Parapsychologen, radiästhetische<br />

Verleger, Physiker <strong>und</strong> Vereinsvorstände gaben mir meist fre<strong>und</strong>liche Aus-<br />

kunft. <strong>Die</strong> soziologische Arbeit indes kann bei <strong>der</strong> Recherche nicht stehen<br />

bleiben. Zur Recherche kommt die Rekonstruktion: Was all das fremd an-

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