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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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was ohnehin schon bekannt ist. Das Wissenswerte findet Verbreitung im<br />

»Hörensagen«.<br />

<strong>Die</strong> Klienten berichteten aber nicht nur, daß sie etwas gehört haben: sie<br />

erinnern sich auch oft sehr genau daran, was es war. Herr T. faßt das kurz<br />

zusammen:<br />

»Gell ich hab zum Beispiel Bekannte wo innerhalb einer Nacht, die haben gsagt,<br />

des isch ä Wun<strong>der</strong>, des kann net sei, des isch ä Wun<strong>der</strong>.«<br />

Zwar geht Herr T. nicht näher auf das »Wun<strong>der</strong>« ein, das ihm hier berich-<br />

tet wurde; an<strong>der</strong>e aber tun dies ausführlicher. In Interviews, aber auch in<br />

Gesprächen wird berichtet, wie <strong>der</strong> »Erfolg« o<strong>der</strong> auch »Mißerfolg« zustan-<br />

dekarn: an<strong>der</strong>e haben davon erzählt. Frau L.'s Tocher z.B. hatte ,wahnsinni-<br />

ge Kopfschmerzen(:<br />

»Und des ging sogar so weit daß i mir halt überlegt hab, ob i da mal zum Kin<strong>der</strong>-<br />

arzt, zum Kin<strong>der</strong>psychologen gehn muß, <strong>und</strong> vor allem lag die immer quer im Bett.<br />

Und dann hab i des Bekannten erzählt . . .«<br />

<strong>Die</strong> erwähnten Bekannten, so berichtet sie weiter, erzählten ihr von einer<br />

erfolgreichen Hausuntersuchung <strong>und</strong> empfahlen ihr darauf einen Radiästheten,<br />

den sie schließlich auch bestellte. <strong>Die</strong> Entscheidung, welche Behandlung<br />

gewählt wurde, war gefallen. Schon aus diesem Gr<strong>und</strong> müssen<br />

wir uns eingehen<strong>der</strong> mit dem beschaftigen, was hier erzählt wurde <strong>und</strong> was<br />

zu <strong>der</strong> Entscheidung führte, einen Radiästheten heranzuziehen. Noch<br />

dringlicher wird diese Aufgabe, wenn wir wissen, daß Frau L. nun eine ähnliche<br />

Geschichte über ihre Hausausmutung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Folgen erzählt wie<br />

die, die sie von ihren Bekannten erfahren hatte.<br />

<strong>Die</strong>se Geschichten sind nicht nur »Empfehlungen«; in dieser Form wird<br />

zugleich rekonstruiert, was die radiästhetische Medizin leistet <strong>und</strong> wie sie es<br />

tut. Deshalb soll im folgenden gezeigt werden, daß diese Geschichten nicht<br />

nur dem Heilerfolg eine sozial adäquate kommunikative Form verleihen;<br />

um zu verstehen, was >)Heilen« im Falle <strong>der</strong> radiästhetischen Medizin bedeutet,<br />

bedarf es sogar solcher Geschichten. Der »Aberglaube«, so kann<br />

vorgreifend gesagt werden, wird vom »Volksm<strong>und</strong>« verbreitet - auf vielen<br />

Bahnen, aber in bestimmten Formen.<br />

Ob »wirklich« geheilt wurde o<strong>der</strong> nicht, steht nicht zur Debatte, ja es<br />

kann nicht einmal geklärt werden. Aus Gründen, die in <strong>der</strong> Spezifik <strong>der</strong> RM<br />

verankert sind, kann eine »Wirkung« nur re-konstruiert werden. Ein Mittel<br />

<strong>der</strong> Rekonstruktion ist die im folgenden dargestellte kommunikative Form<br />

<strong>der</strong> radiästhetischen Heilgeschichte (<strong>und</strong> möglicherweise noch an<strong>der</strong>e Formen,<br />

die hier jedoch nicht ausgeführt werden können).

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