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Die Welt der Wünschelrutengänger und Pendler - SSOAR

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schreibt damit eine Form <strong>der</strong> Stabmagie, von <strong>der</strong> sich das Rutengehen <strong>der</strong><br />

Bergleute prinzipiell unterscheidet (wenn auch dieser Unterschied, wie wir<br />

sehen werden, nicht immer konsequent eingehalten wurde). <strong>Die</strong> Bergleute<br />

nämlich verwenden die Rute nur noch als ein Gerät zur Suche von Erzgän-<br />

gen, nicht zu <strong>der</strong>en »Ausrichtung« o<strong>der</strong> gar Schöpfung. Agricola unter-<br />

scheidet zwischen <strong>der</strong> magischen Vorform, die seiner Beschreibung nach<br />

den übrigen Stabmagien ähnelt, <strong>und</strong> dem Rutengehen <strong>der</strong> Bergleute. Letz-<br />

teres ist nicht nur des magischen Beiwerks entledigt; es hat auch erst hier die<br />

bekannte Gestalt angenommen, die sie über die Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg bei-<br />

behalten sollte.<br />

Agricola zählt diese Form in aller Selbstverständlichkeit unter den ande-<br />

ren Techniken <strong>der</strong> Suche nach Erzen auf. Er räumt wohl ein, daß sie um-<br />

stritten <strong>und</strong> unzuverlässig sei; dennoch aber ist sie eine technische Fertigkeit.<br />

Das Rutengehen entsteht also aus einem Prozeß <strong>der</strong> »Entzauberung« her-<br />

aus. Als technische Fertigkeit kann sie vor allem deswegen gelten, weil sie<br />

sich des magischen »Beiwerks« entledigt hat. Kein Spruchzauber, keine ma-<br />

gische Manipulation. Sie funktioniert aufgr<strong>und</strong> natürlicher, wenn auch<br />

(noch nicht) erklärlicher Ausdünstungen <strong>der</strong> Gesteine. Bevor gezeigt wird,<br />

daß die magische Form keineswegs untergegangen ist, müssen die Umstän-<br />

de dieser auffälligen Entzauberung kurz erläutert werden.<br />

4. <strong>Die</strong> Wünschelrute im Bergbau<br />

Vor Agricola stoßen wir auf Hinweise für den Gebrauch <strong>der</strong> Wünschelrute<br />

im Bergbau schon in den ersten »Walenbüchern« (1400 bis 1450), hand-<br />

schriftlichen Anleitungen für das Auffinden von Erzvorkommen. Der<br />

Begriff »Walen« o<strong>der</strong> »Wälscher« bezeichnete vermutlich venetianische<br />

Bergbauexperten, die zu dieser Zeit in Deutschland tätig waren. »<strong>Die</strong> na-<br />

mentlich in den Tiroler Alpen, dem Riesen- <strong>und</strong> Erzgebirge, dem Thürin-<br />

ger Walde <strong>und</strong> dem Harz verbreiteten Sagen <strong>und</strong> »Walenbücher« erzählen,<br />

wie die Venediger o<strong>der</strong> Walen mittelst des Bergspiegels, <strong>der</strong> Wünschelrute<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Beschwörung Schätze von Gold fanden <strong>und</strong> hoben« (Koch 1963,13).<br />

Klinckowstroem erwähnt eine unauffindbare Schrift des italienischen Berg-<br />

meisters Andreas de Solea (<strong>der</strong> 1430 Bergmeister in Goslar gewesen sein<br />

soll), die unter an<strong>der</strong>em auch das Rutengehen behandelt.16 <strong>Die</strong> Vermutung,<br />

daß das Rutengehen aus Italien stammt, läßt sich jedoch nicht erhärten.<br />

Noch Vannoccio Biringuccio umschreibt in seiner Pirotechnia wenedig<br />

1540) lediglich etwas <strong>der</strong> Wünschelrute Ähnliches. Seine Umschreibung,

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