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StudienVerlag - Oapen

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Fünf Minuten am Radio (1941)<br />

ED/DV: Die Zeitung, 15.3.1941/Ms., ÖNB 21.565<br />

Setting: Living Room of Frau Sopherl Sedlatschek, in Vienna<br />

Characters: Frau Sopherl (Viennese)<br />

Frau Wernicke (Berlinese)<br />

Records: Deutschlandsender<br />

BBC, German transmission<br />

(Dialects should not be overdone by the actors, so as to keep the playlet understandable<br />

both to southern and to northern German listeners.)<br />

Deutschlandsender (a Nazi reporter): Wir steigen also jetzt über ’ne kurze Leiter,<br />

wobei uns der Unteroff ’zier – danke, Herr Unteroff ’zier! Und da sitzen wir nu<br />

also bequem wie in Abrahams Schoß auf dem Beobachtersitz dieses großart’jen<br />

deutschen Bombenfluchzeuchs, DO 87, das der Schrecken der – Propeller schon<br />

anjeworfen, Herr Oberleutnant? Nee, haha, verstehe, haha, erst die Eierchen,<br />

ganz richtich, wir haben noch nicht alle – das sind also die zwei letzten? Donnerwetter,<br />

sind das zwei fette Biester. Was wiegen die, ’ne halbe Tonne? Janz<br />

richtich, Herr Oberleutnant, hahaha, wolln wa ihnen nicht verraten, bleibt ’ne<br />

kleine Überraschung für Herrn Schörschill. Was is’n das? Wir fliejen ja schon!<br />

Donnerwetter, wie diese DO 87 klettern. Und jetzt endlich holt der Mann am<br />

Führersitz die Ordre aus seiner Tasche, seine kühnen Züge strahlen – darf ich<br />

mal lesen, Herr Oberleutnant? Ja! Die bebende Hoffnung in all unseren Herzen<br />

soll wahr werden: wir fliegen gegen London! Schon schwenken wir – Achtung,<br />

also ganz fabelhaft diese Steilkurve, können das die englischen Piratenflugzeuge<br />

auch? Nein. ’türlich nicht. Was is’n – ist das da unten vielleicht schon der Kanal?<br />

Ja! Wir fliegen eben –<br />

(There were repeated knocks during the last sentence or two, and in the end a voice<br />

outside. The wireless is being turned down, and becomes scarcely distinguishable.<br />

Again knocking outside, and)<br />

Voice outside: Frau Sedlatschek!<br />

Frau Sopherl: Wer ist denn draußen? (walking, opening door) Ach, Sie sind das.<br />

Sie sind ja eine von die preußischen Gäst’, nicht wahr, was ma gestern die Freud<br />

g’habt haben, daß Sie sich hier im Haus einquatieren.<br />

Frau Wernicke: Ja! Ich bin – darf ich eintreten? Mein Name is Frau Wernicke. Von<br />

Berlin. Das heißt: nicht direkt von Berlin, Wernicke is doch Werkzeuchmaschinenschlosser,<br />

also haben sie uns nach Gelsenkirchen geschickt, aber wie<br />

dann dort die – Wernicke ist ja noch immer dort! Nur uns Frauen hat man ’ne<br />

kleine Urlaubsreise bewillicht, ich bitte Sie, warum denn nich, bei die hohen<br />

Löhne kann man sich det schon mal leisten. Wäre auch nich möglich gewesen<br />

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