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StudienVerlag - Oapen

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A. E. Johann: Der unvollkommene Abenteurer.<br />

Ein Lebenslauf in zwölf Episoden. Berlin 1930<br />

ED/DV: Die Literatur, 33 (1930/31), S. 343<br />

A. E. Johann ist nicht der einzige Weltreisende, der zu einem unvollkommenen<br />

Abenteurer auf dem Gebiet des literarischen Romans geworden ist. Es genügt nicht,<br />

episch hinzuwischen über einen krausen Lebenslauf – und wenn er hundertmal<br />

in Wirklichkeit so abgeschnurrt und dem Autor bekannt geworden sein mag. Mit<br />

dieser Konkurrenz des lieben Gottes müssen wir Romanschriftsteller nun einmal<br />

rechnen. Unlauterer Wettbewerb? Vielleicht. Denn er (und nur er!) kann sich das<br />

„So ist das Leben“ leisten: er wird – an dieser Stelle wenigstens – nicht rezensiert.<br />

Der Autor RN kokettiert in seinen Romanen gelegentlich mit seinem „Konkurrenten“;<br />

so findet sich in „Die Macht“ (1932, 339) der auktoriale Einschub: „Bericht an jenen<br />

obersten Zuschauer, Schicksalslenker, den wir für diese Zwecke hier einmal als existent<br />

unterstellen wollen; gegeben vom Autor, seinem Statthalter auf Erden.“<br />

Hans Hell: M. d. R. Mitglied des Reichstages. Roman. Wien [o. J.]<br />

ED/DV: Die Literatur, 33 (1930/31), S. 471<br />

Dieses Buch, berichtend, wie Herr Otto Klapper, Ladenbesitzer in Berlin, Mitglied<br />

des Reichstags wird, dieses Buch ist gut – es ist nur nicht sehr gut. Seine Ironie gegen<br />

Parlamentarismus und Kleinbürgertum ist treffend – sie trifft nur nicht ins Herz.<br />

Ich möchte sagen: Sternheim, verdünnt mit H 2<br />

O. Und das ist bedauerlich: denn in<br />

dem Buch steckt Begabung. Zu schreiben aber bleibt noch immer die Geschichte,<br />

wie ein Herr Otto Klapper, Ladenbesitzer in Berlin, Mitglied des Reichstags wird.<br />

In seinem novellistischen Kurzroman „Blinde Passagiere“ (1935) hat RN das satirische<br />

Porträt eines (österreichischen) „Volksmanns, gegen Fünfzig“ gezeichnet.<br />

Alfred Polgar: Bei dieser Gelegenheit. Berlin 1930<br />

ED/DV: Die Literatur, 33 (1930/31), S. 471<br />

„Bei dieser Gelegenheit“ sei wieder einmal ausgesprochen, daß dieser Mann der<br />

sonst so keß sich gebärdenden „kleinen Form“ einer unserer leisesten und dabei<br />

lautersten Prosadichter ist. Auf dem Einband präsentiert sich eine Lupe – und mag<br />

dieses Symbol für Polgars Art gesucht sein, so ist es doch auch (und darauf kommt<br />

es an) sehr gefunden. Er ist einer, der am Ufer des Lebens steht. Mit einer Verletzlichkeit,<br />

die er hinter Ironie verbirgt; mit einer Ironie, die gelöst ist zu Heiterkeit;<br />

mit einer Heiterkeit, in deren Lächeln die Trauer mitschwingt. Er steht am Ufer –<br />

vielleicht sieht er gar nicht den Strom. Aber was dieser Strom an den Sand spült,<br />

nimmt er unter die Lupe – und der ihm zusieht, erfährt verwundert und ein wenig<br />

verwirrt, wie da Glimmer zu Gold wird, Kleines groß, Gewichtloses gewichtig.<br />

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