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StudienVerlag - Oapen

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Von Ulrich Becher<br />

Basel, 15.6.1971<br />

Ms. m. U., ÖNB<br />

Lieber Robert Neumann –<br />

bereits nachdem Sie Ihren stern-Artikel publizierten, wollte ich Ihnen einen Liebesbrief<br />

schreiben, weniger weil Sie sich Schlamm & Konsorten vorknöpften als<br />

das widerliche falsche philosemitische Tabu der Bundesdeutschen – Sie, der zwar<br />

Grossadmiral der Adalbert Stifter-Gesellschaft ist, aber weder über einen ungarischen<br />

Taufschein noch über einen amerikanischen Pass in roter Krokodillederhülle<br />

noch einen englischen Reisemantel verfügt (oder sollten Sie noch von früher her<br />

einen englischen Reisemantel haben?)<br />

Nun las ich noch Ihre Besprechung Remarques im SPIEGEL, die ich so phantastisch<br />

geschrieben finde und in der mir dazu noch ein Kurzportrait zu stecken<br />

scheint, dass ich nun endlich meinen ungarischen Sauhirtenhut vor Ihnen tief ziehen<br />

muss.<br />

Nächstens wird Ihnen aus München ein Band Wiener Volksstücke zugehn,<br />

dessen Autoren ich alle zu kennen die Ehre habe oder hatte (bis auf Nestroy und<br />

mich, man kennt sich ja selber nicht). Heute sind austriakische Dialektstücke grosse<br />

Mode, doch meine ich, dass Preses und ich die ersten waren, die wenige Monate<br />

nach Kriegsende sich an die Aufzeichnung eines Wiener Volksstücks heranwagten.<br />

(Die Urfehde mit Tb ist letzthin eingeschlafen).<br />

Dana und ich waren bei Goethe in Weimar […].<br />

Madame Helga einen Handkuss. Viele kollegiale gute Grüsse<br />

von Ihrem Verehrer<br />

UB.<br />

[Hs.:] Die Verehrerpost unterschreibe ich eifrigst. Euch beiden alles Herzliche<br />

Dana<br />

Neumanns Artikel: „Packt die Juden nicht in Watte!“ ist erschienen in: Der Stern, Nr. 20,<br />

6.5.1971, S. 136 ff.<br />

Neumanns Rezension von Erich Maria Remarque, „Schatten im Paradies“: Daß er uns<br />

so genau kannte …“ ist erschienen in: Der Spiegel, 25, Nr. 25, 14. Juni 1971, 126–127.<br />

Ulrich Becher und Peter Preses sind die Autoren der „tragischen Posse“: „Der Bockerer“<br />

(UA Wien 1948). Die „Urfehde“ hat ihre Ursache darin, dass Torberg in den Kriegsjahren<br />

satirische Texte mit dem Schwejkischen Überlebenskünstler Bockerer geschrieben hat.<br />

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