09.01.2014 Aufrufe

StudienVerlag - Oapen

StudienVerlag - Oapen

StudienVerlag - Oapen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

persönlich bekannten Verlegern und Chefredakteuren auf: Er macht Karl Korn (FAZ),<br />

Rudolf Augstein („Spiegel“), Gerd Bucerius („Zeit“, „Stern“) und Jesco von Puttkamer<br />

(„Vorwärts“) Vorschläge zur Kooperation (z. B.: Wie könnte man einen Prozess erzwingen?).<br />

– Auf Grund von Eigenrecherchen und Gutachten kommt der „Stern“, der (in<br />

Heft 47/1967) auch die „Braunbuch“-Dokumente abdruckt, zum Ergebnis: Lübke<br />

lügt. – Auch der „Spiegel“ nimmt sich – betont „objektiv“ – des Themas an; in einem<br />

Brief an RN (vom 14.12.1966, ÖNB) gibt Augstein zu bedenken, die breite Erwähnung<br />

von Lübkes „unpolitischem“ Kriminalfall sei letztlich der politischen Diskussion<br />

des „Falls Lübke“ abträglich. – „Als alter Sozialdemokrat“ muss RN von der Antwort<br />

des „Vorwärts“ besonders enttäuscht sein: Die DDR fälsche, schreibt Puttkamer (am<br />

8.9.1966, ÖNB) unter Berufung auf den SPD-Vorstand.<br />

Die Diskussion verebbt – vollends nachdem der zunehmend senil-skurrile Lübke<br />

im Oktober 1968 seinen Rücktritt „aus gesundheitlichen Gründen“ für Juli 1969 (!)<br />

ankündigt. Er findet – teils bis zum heutigen Tage – Journalisten und Historiker, die<br />

seine Unschuldbeteuerungen (und notabene seine Fälschungsvorwürfe) verbreiten.<br />

Der Lübke-Biograph Rudolf Morsey schrieb 1996, der spätere Bundespräsident habe<br />

keinen Einfluss auf „Einsatz und Behandlung“ der Gefangenen gehabt. „Das können<br />

wir jetzt einwandfrei widerlegen. […] Die Unterlagen aus Neu-Staßfurt waren authentisch.“<br />

Allerdings: „Doch das reichte Ost-Berlin nicht, weil das Wort KZ in den Unterlagen<br />

nicht vorkam. Also stellte die Fälscherwerkstatt der Stasi zwei Aktendeckel her,<br />

auf denen das böse Wort vom Konzentrationslager zu lesen war. Dieser Schwindel<br />

flog [1992] auf. Damit war das gesamte Material diskreditiert“, sagt der Historiker<br />

und Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner (im „Spiegel“<br />

22/2001, 214–218, in einem Interview zu seinem Buch: Produktion des Todes. Das KZ<br />

Mittelbau-Dora. Wallstein Verlag, Göttingen 2001).<br />

In einem neueren Aufsatz: „Der Fall Lübke“ (in: Die Zeit, 19.7.2007) resümiert Wagner,<br />

gestützt auf zahlreiche 1966 noch unbekannte Aktenstücke und Zeugenaussagen: Die<br />

Bauleitung in Neu-Staßfurt und jene für ein Industrieverlagerungsvorhaben in den<br />

stillgelegten Kalischächten von Plömnitz bei Bernburg im heutigen Sachsen-Anhalt<br />

und in Neu-Staßfurt waren Lübkes „kleinere“ Aufgaben. „Das aufwendigste Projekt der<br />

Gruppe Schlempp war der Ausbau der Heeresversuchsanstalt und der Luft waffenerpro<br />

bungs stelle Peenemünde, dem Albert Speer die höchste Priorität beimaß. Mit<br />

der Bauleitung dort betraute Walter Schlempp seinen wichtigsten Mitarbeiter und<br />

Stellvertreter Heinrich Lübke. In Peenemünde war Lübke nicht nur für die Abrechnung<br />

der Bauarbeiten und deren Beaufsichtigung zuständig, sondern auch für die<br />

Lenkung des Personaleinsatzes (Anforderung von ‚Fremdarbeitern‘ und Häftlingen<br />

aus den Konzentrationslagern).“<br />

An der Richtigkeit der Vorwürfe gegen Lübke kann auch Bettina Röhl („So macht<br />

Kommunismus Spaß!“, 2006) nichts ändern, weder durch die Aufdeckung der Stasi-<br />

Beziehungen von „konkret“ und noch weniger durch den infamen Verweis auf RN als<br />

einen „damals schon etwas älteren jüdischen Schriftsteller“ (ebenda, 478 und 494).<br />

356

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!