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StudienVerlag - Oapen

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• Nichtvorhandene Akteure sind auch die beiden Ermordeten, ein jüdischer Blindenlehrer<br />

und seine Frau – (Ehepaar Vogel)<br />

• und zwei Unbekannte, ein am letzten Kriegstag desertierender deutscher Soldat<br />

und ein sehr junges Mädchen, die damals am Rande zu Tode gekommen sind.<br />

(Josef und Maria)<br />

Schauplatz des Romans ist Konstanz am Bodensee, heute, am Tag vor dem Prozeß.<br />

Mit der Eröffnung des Prozesses endet das Buch.<br />

Die Quersumme der Gestalten will einen Charakter- und Schicksalsteppich von<br />

„Deutschland, heute“ geben, wie „An den Wassern von Babylon“ einen Teppich der<br />

„Juden, damals“ gegeben hat.<br />

Der gute Glaube der Deutschen. Roman. [1965] – Diesen Titel (mit dem Zusatz: „Titelfrage<br />

offen“) trägt das abgeschlossene Typoskript des Romans, der schließlich 1965<br />

als „Der Tatbestand oder Der gute Glaube der Deutschen“ veröffentlicht wird. Dem<br />

Typoskript vorangestellt ist diese „Voraus-Information“ an den Verlag, die Namen der<br />

Personen sind handschriftlich eingefügt.<br />

Den Plan zu einem „großen Zeitroman“, der „zu schreiben wäre“: „Die Deutschen“,<br />

hat RN bereits im Tagebuch vom 6. Juni 1959 (ÖNB 21.610) notiert. Den Impuls für<br />

die Realisierung gibt der von RN zeitweilig vor Ort beobachtete „große“ Frankfurter<br />

Auschwitz-Prozess. Folgt man den Datierungen des handschriftlichen Manuskripts<br />

(ÖNB 21.780), so hat Neumann die erste Niederschrift am „15.2.64“ begonnen und<br />

am „13. September 1964“ abgeschlossen – unter dem Arbeitstitel: „Deutschland oder<br />

Der gute Glaube (oder Die verlorene Generation)“.<br />

„Für meinen kleinen Sohn und die anderen, die es nicht mehr wissen“: So lautet<br />

die Widmung eines sujetgleichen Schauspiels: „Der Tatbestand …“, das unaufgeführt<br />

bleibt, dessen erste Fassung in wenigen Wochen (25.10. bis 11.11.1964) entsteht (vgl.<br />

ÖNB 20.782 bis 20.785); die erste Szene ist publiziert in: Tribüne 4 (1965), 1390–1394.<br />

RN hat seine Romanfiguren sehr vordergründig mit Anspielungen auf prominente<br />

Zeitgenossen verknüpft: M. Reich-Ranicki, Hannah Arendt, Fritz Bauer, Stephan Hermlin,<br />

Friedrich K. Kaul, Ernst Klett, H.J. Schoeps; die verkürzte Wahrnehmung als „Schlüsselroman“<br />

war der von RN ersehnten breiten öffentlichen Debatte der aufgeworfenen<br />

Themen nicht zuträglich. – Einige Forumsdiskussionen zum „Tatbestand“ sind über<br />

Initiative der Humanistischen Studentenunion zustande gekommen: an der FU Berlin<br />

(am 22.11.1965, verbunden mit einer Einladung des Berliner Senats), an der Universität<br />

Hamburg (30.11.1965) und in Frankfurt/Main.<br />

Reflexionen über die Entstehung „des Romans“ bilden den roten Faden von: „Vielleicht<br />

das Heitere. Tagebuch aus einem andern Jahr“ (1968), das Neumann ab Oktober 1964<br />

konzipiert hat. Die Darlegungen der „entschlüsselten“ Figuren-Modelle haben Neumann<br />

einen ebenso überraschenden wie unerquicklichen Rechtsstreit mit Hermann<br />

Adler-Distler eingebracht. (Siehe dazu den Brief an Erwin Schüle vom 22.9.1969.)<br />

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