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StudienVerlag - Oapen

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Von Hugo F. Koenigsgarten<br />

London, 28.7.1939<br />

Ms. m. U., ÖNB<br />

Lieber Herr Doktor Neumann!<br />

Gestern sandte ich ihnen das Buch zurück – Sie sehen, es gibt nichts Unmögliches<br />

unter der Sonne! Ich danke Ihnen herzlich. Es ist ein köstliches Buch und<br />

ich verstehe, daß es Ihnen besonders am Herzen liegt. Sie erwarten gewiß keine<br />

ausführliche Analyse, nur eines möchte ich sagen: ein Kapitel ist mir besonders<br />

lieb geworden: „Die Magd spricht „. Das ist schönstes Österreich, und es ist wie<br />

ein altes Volkslied … Ich wüßte kaum ein Stück Prosa in der neueren Literatur,<br />

wo der Sprachton – und der Herzenston des Landes und des sozialen Standes so<br />

getroffen ist!<br />

Von unserer Bühne, deren Ziehvater Sie ja sind, ist weiter nur Gutes zu melden.<br />

Wir sind nach wie vor täglich ausverkauft, und der Andrang nimmt eher zu<br />

als ab. Es ist ein Jammer, daß wir in diesem kleinen Rahmen spielen müssen. Wir<br />

spielen dies Programm bis 13. August und müssen dann unterbrechen wegen des<br />

Saalumbaus. Da das Programm bis dahin, wenn es so weiter geht, nicht erschöpft<br />

sein dürfte, sehen wir uns schon nach einem Platz um, wo wir in der Zwischenzeit<br />

weiterspielen können. Das ist aber nicht leicht in London. Anfang September wollen<br />

wir dann neu eröffnen – mit dem „Talisman“ von Nestroy. Kurz darauf mit einem<br />

zweiten Kleinkunstprogramm.<br />

Ich denke oft an den schönen Tag bei Ihnen zurück. Ich hoffe, daß der Cabbage<br />

und der Lettice gut stehen, und daß die Pumpe gut funktioniert. I hab mir halt<br />

denkt, wenn der gnä Herr einen Großknecht täten brauchen, daß Sie nicht auf mich<br />

vergessen, weil doch wir Brünner sind fleißig und anstellig gegebenenfalls. I könnt<br />

auch der gnä Frau zur Hand gehn mit Kochen und weichen … […]<br />

„Eine Magd spricht“ ist ein Kapitel im Roman „Blinde Passagiere“.<br />

Hugo F. Koenigsgarten war in den folgenden Jahren ein wichtiger Autor der jüngst<br />

eröffneten Kleinkunstbühne, „deren Ziehvater Sie ja sind“. – Als Leiter von „The<br />

Viennese Theatre Club“ dankt Rudolf Spitz am 12.6.1939 (ÖNB) RN für „einen Stoss von<br />

Empfehlungsbriefen, die Sie so liebenswürdig für unsere Sache geschrieben haben“.<br />

Und weiter: „Wir hoffen, dass wir die Organisation der Pressevorstellung und Premiere<br />

so erfolgreich durchführen können, wie Sie es für uns geplant haben.“<br />

Am 2.11.1939 meldet sich Rudolf Spitz wieder mit einer Einladung bei RN, diesmal als<br />

Leiter des „Laterndl“: „Wie Sie aus obigem Briefkopf ersehen, beabsichtigen wir wieder<br />

einmal auf die Welt zu kommen. In Paddington konnten wir leider nicht mehr bleiben,<br />

weil das County Council Schwierigkeiten gebäudetechnischer Natur machte, die in<br />

absehbarer Zeit nicht zu überwinden waren. Wir haben in Hampstead diesen kleinen<br />

Raum gefunden, der immerhin 140–200 Personen faßt. Wir kommen am Samstag,<br />

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