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StudienVerlag - Oapen

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An Elisabeth Freundlich<br />

Locarno, 13.2.1968<br />

Ms., ÖNB (und LIT Nachlass Fried)<br />

Liebe Elisabeth<br />

Ich schicke Ihnen nun auch die Karikaturen zurück – ich habe inzwischen aus Israel<br />

Exemplare bekommen. Vielen Dank.<br />

Ich habe damals tatsächlich in Frankfurt mit Erich Fried gesprochen und den<br />

Eindruck gewonnen, daß er ein überaus sympathischer, überaus schnell, intensiv<br />

und vielfältig engagierter Mann ist – und Vielfältigkeit dieser Art geht ja mitunter<br />

auf Kosten der Genauigkeit. Ich machte mit ihm aus, daß er entweder dokumentiert<br />

oder revoziert – er war seiner Sache (über die er selbst sehr bestürzt ist) durchaus<br />

sicher – er hatte im BBC-Fernsehen den Vorgang tatsächlich gesehen – und in einem<br />

Brief nach unserem Zusammentreffen schrieb er mir aus London: „Hier in London<br />

hat Stuart Hood, früherer Programmchef des BBC-Fernsehens … war mittlerweile<br />

in Israel (wo er den Israelis mit dem Aufbau ihres Fernsehens hilft) und es wurde<br />

ihm bestätigt, daß es mit diesen Bildern seine Richtigkeit hat. Nur wurde ihm das<br />

„off record“ bestätigt. Ich habe jetzt an BBC geschrieben, nun warte ich auf die<br />

Namen der Leute, die das gefilmt haben. Daß es in diesem Fall ein Trick der Fernsehleute<br />

war, die harmlose Israelis gebeten haben, ihnen doch so eine Aufnahme<br />

zu stellen, hält Stuart Hood für ausgeschlossen … An der Klarstellung der Israelgeschichte<br />

mit den Schuhen bin ich schon deshalb interessiert, weil Reich-Ranicki<br />

dies zum Ansatzpunkt nahm, einen sogar für seine Verhältnisse ganz unglaublich<br />

gehässigen und verleumderischen Angriff auf mich in einer dieser SFB-Sendungen<br />

bei H. W. Richter zu eröffnen. Ich schlug ihm darauf vor, über die Schizophrenie<br />

der Linken in dieser Angelegenheit einen öffentlichen Briefwechsel in der ZEIT<br />

durchzuführen – das aber kreuzte sich mit seinem Weggang von London. Unter<br />

diesen Umständen und zur Fortführung der ganzen Angelegenheit wäre es wichtig,<br />

wenn Sie<br />

1) mit Ernst Fischer über die Sache sprächen – zeigen Sie ihm mit einem schönen<br />

Gruß von mir das, was ich Ihnen hier schreibe; ich wüßte gern wie das Gespräch<br />

zwischen ihm und Fried gelaufen ist; und<br />

2) es ist mir bisher nicht gelungen, eine offizielle Stellungnahme zu diesen Greuelnachrichten<br />

von jüdischer Seite zu bekommen – erinnere ich mich richtig, so<br />

stehen Sie mit dem israelischen Gesandten in Wien in Verbindung, Vielleicht<br />

diskutieren Sie auch mit ihm den ganzen Fall und veranlassen ihn zu einer<br />

publizierbaren Stellungnahme. Was mir auffällt ist, daß diese Greuel meines<br />

Wissens nicht von Nasser und nicht einmal von Shukeiri behauptet wurden –<br />

und nun gibt es eine Dokumentation bei der BBC?<br />

Wenn die Wiener Gesandtschaft Israels das an den Londoner Gesandten weitergibt,<br />

sollte der doch imstande sein, dieser Sache nachzugehen. Der Wunsch nach<br />

einer Klärung liegt keineswegs nur bei Ihnen oder bei Fischer oder bei mir selbst<br />

sondern nach meiner festen Überzeugung ganz bestimmt auch bei Erich Fried,<br />

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