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StudienVerlag - Oapen

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An Rolly Becker<br />

House 14, Mooragh Camp, 19.6.1940<br />

Hs., DÖW 22.216<br />

My dear love, this is a new type of 24 line camp-to-camp letter. The boy Tint has<br />

been with me until June 3 rd ; you may assure his relatives that he had all he needed<br />

and was well and jolly, like all boys. – I live in a small floor room with a young<br />

talkative lawyer who is out all day. I get up at 6 or 6 30 , wash, breakfast (tea, porridge,<br />

toast), tidy the room, have a conference with group leaders, discuss current business<br />

with officer, have lunch (soup, some stew, primitively Viennese, quite edible), sneak<br />

upstairs to vest (nap) or work, have a (too short, alas) sea bath that is a great blessing,<br />

go on with writing or business until dinner (tea, porridge, sometimes a plain<br />

vegetable dish), then there is the second roll call, some strolling, lights out at 10 15 . I<br />

have a good bed for my own. – There are many changing orders re correspondence<br />

these days, so there may be temporary dislocation. I got all your letters very quickly,<br />

also food parcel. I got the 2 books from USA, „23 WOMEN“ appallingly cut and<br />

changed. I shall protest to publishers. All my love, dearest.<br />

ROBERT NEUMANN<br />

Rolly wurde am 26.5. inhaftiert und blieb bis 26.10.1940 interniert: im Rushen Camp,<br />

Hydro, Port Erin (auf der Isle of Man). – RN hatte um den 1. Juni herum im Übergangslager<br />

Huyton erfahren, dass Rolly in Port Erin war, und so hatte er sich freiwillig für<br />

den ersten Transport auf die Isle of Man gemeldet.<br />

„24 line camp-to-camp letter“ – Die Briefe aus dem Lager waren in Umfang und Zahl<br />

begrenzt, wurden zensuriert und haben keinesfalls immer „very quickly“ ihren Adressaten<br />

erreicht. Umso erstaunlicher ist: Auf Grund des Vermächtnisses von Rolly Becker<br />

ist nach ihrem Tod (im Dezember 1991) ein Bestand von 163 Briefen von/an RN dem<br />

DÖW in Wien übergeben worden: allesamt (!) 1940 „von Camp zu Camp“ geschrieben<br />

(DÖW 22.216 und 22.226).<br />

Das Internierungs-Tagebuch von RN umfasst 122 Seiten (in vier Mappen, ÖNB 21.608)<br />

– in Form eines „Gesprächs“ mit Rolly. Hervorhebenswert ist eine Sequenz vom 20.<br />

Juni: „Dein Brief: wir hätten geschlafen, nun seist Du aufgewacht, und könntest zum<br />

ersten Mal Dinge zu Ende denken, und seist nicht sicher, wie es um mich bestellt sei.<br />

Auch ich bin aufgewacht, mein Geliebtes.“ Am 28. Juni führt RN diese Antwort fort:<br />

„Dann noch Dein Brief, mein Geliebtes. Ich solle eine neue österreichische Bewegung<br />

aufziehen. Ich verstehe Dich so gut, und Deine Sorge, ich sei eingeschlafen. Könnt ich<br />

Dir nur sagen, wie wach ich bin.“<br />

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