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StudienVerlag - Oapen

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An Clifford [Dyment]<br />

Locarno, 31.3.1962<br />

Ms. o. U., ÖNB<br />

Lieber Clifford,<br />

[…] Grüßen Sie bitte bei dieser Gelegenheit auch meine Freunde bei Dent’s, so weit<br />

sie noch dort sind. Ich denke da, abgesehen von Mr. Bozman, vor allem an Anthony<br />

Dent, dessen Übersetzung meiner ‚Wasser von Babylon‘ auch jetzt noch oft gelobt<br />

wird. Ich hörte gern einmal von ihm, wie es ihm in all diesen Jahren seit dem Kriege<br />

weiter ergangen ist. Ich betrachte es noch heute als einen Fehler meiner literarischen<br />

Laufbahn in England, daß ich Dent’s verließ und zu Hutchinson’s ging. […]<br />

An Marcel Reich-Ranicki<br />

Locarno, 17.9.1962<br />

Ms. o. U., ÖNB<br />

Mein lieber Reich-Ranicki,<br />

[…] Bezüglich der wesentlicheren polnischen Dinge (Delegation, Film etc.) ist ausdrücklich<br />

gesagt, daß sie „atypisch“ sind. Wenn wir einmal beieinandersitzen, wollen<br />

wir uns darüber unterhalten, ob Roman-Charaktere und -Situationen „typisch“ zu<br />

sein haben – solange sie nur „möglich“ sind (wie ist es mit dem „Falken“?).<br />

Bleibt Ihr Hinweis auf „Pornographie“. Was das ist, weiß ich nicht. All das aber<br />

heißt schon fast zu viel gemäkelt an dem Brief eines Freundes – und daß Ihr Brief<br />

der eines Freundes ist, springt in die Augen. Seien Sie bedankt für diese Ihre gute<br />

Gesinnung. Ich werde auf Ihr eigenes Buch sehr gespannt sein – nicht so sehr darauf,<br />

was Sie tadeln (denn da sind wir ja bis auf eine einzige Ausnahme weitgehend einer<br />

Meinung) sondern darauf, was Sie loben. Bis dahin also – und vielleicht ergibt sich<br />

inzwischen einmal eine Gelegenheit für ein gutes Gespräch […]<br />

In einem überaus ausführlichen Brief (vom 8.9.1962) hatte Reich-Ranicki Neumanns<br />

Roman „Festival“ als „Pornographie“, „die eine literaturkritische Auseinandersetzung<br />

unmöglich macht“, verworfen und detailreich die Darstellung Polens bemängelt.<br />

Jahre später, am 26.10.1970 notiert RN in seinem Tagebuch: „Zufällig Reich-Ranickis<br />

alten Angriff auf mich gelesen (re Olympia, Festival). Viel Zutreffendes. Ungerecht<br />

feindselig reagiert, statt besser hinzuhören …“<br />

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