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StudienVerlag - Oapen

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so fehlt das böse Lachen des Lesers – das ganze wird als literarisches Exercitium<br />

empfunden und löst nur ein Schmunzeln aus – und das ist zu wenig, um einem<br />

Buch den Erfolg zu verbürgen.<br />

Kurzum: ich denke, Sie müssen radikal kürzen und radikal pointieren. Um das<br />

Bild weiterhin zu beleben, empfehle ich Ihnen, mehr Lyrik und mehr Drama zu<br />

bringen.<br />

Zu den besten Stücken (wenn auch fast ausnahmslos zu kürzen – bis auf den<br />

Zwerenz) gehören Gisela Elsner (die erste Seite), Kirst ist ausgezeichnet einschließlich<br />

Storywert und Pointe, Schmidt, Brinkmann, Andersch.<br />

Nun zum modus procedendi. Mein Rat ist, daß Sie die Arbeit an diesem Manuskript<br />

ein gutes Stück weitertreiben – und wenn Sie wollen, zeige ich das dann<br />

diesem oder jenen Verleger mit meinem empfehlenden Kommentar. […].<br />

Schreiben Sie mir, wer das schon gesehen hat, und schreiben Sie mir auch, wer<br />

Sie sind, wie alt und was Sie sonst tun.<br />

Und nochmals: ich beglückwünsche Sie zu Ihrer sehr großen Begabung. […]<br />

Ein Karl Hoche aus Haspelmoor hatte RN ein – vom Verleger Diederichs abgelehntes<br />

– Manuskript zugesandt: „Kehr zurück Margarethe! Ein Schicksalsroman im Stil<br />

der deutschen Restaurationszeit“ (ÖNB 21.751) und in einem Brief vom 20.5.1969 um<br />

Hilfe gebeten: „… Das alles hat mich zu der Überzeugung gebracht: Auf der ganzen<br />

Welt gibt es nur einen einzigen Menschen, der den Leuten sagen kann, daß solche<br />

Sachen heute anders als von Robert Neumann geschrieben werden können (vielleicht<br />

sogar: müssen) und dieser Mensch heißt Robert Neumann. Deshalb übersende ich<br />

Ihnen mein Manuskript …“<br />

In einem Brief (vom 9.7.1969, ÖNB) ermutigt RN Hoche: „Sie müssen genau und langsam<br />

Stück um Stück erarbeiten – sonst geht es nicht. Ein Mann namens Dieter Saupe<br />

hat mir vor zwei Jahren ein Parodien-Manuskript geschickt das damals genau die<br />

Fehler des Ihren hatte – auf ganz ähnliche Einwände hin hat er ein volles Jahr an Korrekturen<br />

gearbeitet – auch seine Parodien waren viel zu lang, zu sehr Nach-Ahmung,<br />

zu pointenarm – und sein nun vor einem Jahr in diesem Sinn Zeile um Zeile neugeschriebenes<br />

Manuskript erscheint im September bei Scherz. Das steht dem Ihren in<br />

keiner Weise im Wege – es zeigt Ihnen nur, welche Zähigkeit und Unflinkheit bei einer<br />

Arbeit dieser Art nötig ist.“<br />

Hoche (geb. 1936) schreibt in den Folgejahren vor allem für das Kom(m)ödchen und<br />

die Münchner Lach- und Schießgesellschaft. „Schreibmaschinentypen und andere<br />

Parodien“ – sein erstes Buch 1971 bei dtv – folgt weitgehend den Ratschlägen des<br />

„Lektors“ Neumann.<br />

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