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StudienVerlag - Oapen

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Besprechungen des Buches zwei „wichtige“ (von F. Sieburg, Frankfurt, und von<br />

meinem Freund Marcel Reich-Ranicki) vollkommen negativ sind, und dazu kommen<br />

noch 17 mehr oder weniger heftige Ablehnungen in der Provinzpresse, die in<br />

etwa einem Halbdutzend der Fälle von dem berühmten Meisterromancier Hans<br />

Habe beschickt worden ist. Von den restlichen 93 sind 18 „prominent positiv“<br />

(wie die weiter oben erwähnten), 43 „provinziell positiv“, und die verbleibenden<br />

32 „neutral“.<br />

Ich bedaure sehr, daß Frau Erika Mann sich durch meinen ja tatsächlich mehrfach<br />

gebrauchten Ausdruck „Erbdamen-Mentalität“ so schmerzlich getroffen fühlt.<br />

(Daß ich dabei nicht an Thomas Manns Witwe dachte, versteht sich von selbst.)<br />

Worauf ich damit hinweisen wollte, war, ganz allgemein, das uns allen ja aus zahlreichen<br />

Fällen bekannte, unter nachgelassenen Personen meist weiblichen Geschlechts<br />

grassierende Phänomen einer ans Pathologische grenzenden Maßstab-Verrückung,<br />

die um so greller zu Tage treten wird, je bedeutender der Beerbte, je „gescheiterter“<br />

der Beerber ist. (Man sehe sich dazu bloß Frau Manns Versicherung an, ich<br />

hätte ihren Vater plagiiert, indem ich von der „horizontalen Lebensweise“ einer<br />

Kokotte spreche – wo er doch im „Zauberberg“ von der „horizontalen Existenz“<br />

der Tuberkulose-Patienten gesprochen habe.)<br />

War Thomas Mann „mein Freund“? Ich fürchte, Frau Mann hat recht: er war<br />

mein Freund so wenig wie anderer Leute Freund; er war um 22 Jahre älter als ich<br />

und mein freundschaftlicher Förderer über viele Jahrzehnte hin. Offenbar wagte er<br />

es, Menschen zu treffen oder Briefe zu schreiben, ohne seine Tochter um Erlaubnis<br />

zu fragen: jenes von Kurt Desch wiedergegebene Zitat zum Beispiel stammt aus Thomas<br />

Manns letztem Brief an mich, geschrieben am 28. März 1955, kurz vor seinem<br />

Tode. (Gerade ihn und meine Antwort werde ich in dem eingangs erwähnten Aufsatz<br />

veröffentlichen. – Den von Frau Mann erwähnten Band „Ausgewählte Briefe“<br />

kenne ich nicht; daß man sich darum bewerben sollte, dazu Briefe einschicken zu<br />

dürfen, war mir nicht bewußt.)<br />

Was, darüber hinaus, Frau Manns Kummer darüber anlangt, daß ich „Olympia“<br />

unerhörterweise der Erinnerung an ihren Vater gewidmet habe, ohne sie um<br />

Erlaubnis zu fragen, so erkläre ich mich – als der friedliche Mensch, der ich nun<br />

einmal bin – hiemit bereit, diese Widmung in der nächsten Auflage (der fünften,<br />

glaube ich) zu ersetzen durch das Faksimile von Manns letzter Widmung an mich<br />

(zum Dank für eine meiner „Hervorbringungen aus den letzten Jahrzehnten“, bei<br />

deren Beurteilung er schon wieder einmal gewagt haben muß, seine Tochter nicht<br />

vorher um Erlaubnis zu fragen, wie seine veröffentlichte Kritik dieses Buches – es<br />

handelt sich um „An den Wassern von Babylon“ – zu beweisen scheint).<br />

Was noch? Ich hätte das Buch nach den Wünschen des Verlags Fischer grundlegend<br />

umgeschrieben und die weiten Strecken, die dadurch wegfielen, irgendwie<br />

aufgefüllt – so behauptet die ewige Tochter. Es fällt mir bei allem guten Willen und<br />

allem mitfühlenden Verständnis für ihre Zustände schwer, ihr zu glauben, daß sie<br />

das glaubt. Schon die zweite Auflage der „Olympia“ (die im März ausgeliefert wurde,<br />

während ich jene Klage erst am 11. Juni erhielt) unterscheidet sich von der ersten,<br />

die all dieses aufgeregte Geflatter provozierte, durch 19 abgeänderte Zeilen – in<br />

einem Buch, das immerhin 347 Seiten lang ist. War so wenig nötig, um das in Frau

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