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StudienVerlag - Oapen

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An Gisela Berglund<br />

Locarno, 10.9.1968<br />

Ms. o. U., ÖNB<br />

Sehr geehrte Gisela Berglund,<br />

danke für Ihren Brief. Aus ihm erfahre ich zum erstenmal von der Existenz dieser<br />

„grünen Berichte“ der SPD, und ich glaube mit Sicherheit sagen zu können, daß<br />

diese Berichte auch keinem andern der bekannteren deutschen oder österreichischen<br />

Exil-Autoren vorlagen. Wir waren mindestens bis 1939 in recht naher Verbindung.<br />

Die SPD und SPÖ arbeiteten im Ausland an der Aufrechterhaltung ihrer<br />

gewerkschaftlichen Organisation, kaum mit Intellektuellen, soweit sie nicht der<br />

Partei angehörten – in Gegensatz zu den Kommunisten, die alle Kreise und alle<br />

politischen Schattierungen auf Grund einer „Volksfront Parole“ zusammenzufassen<br />

suchten. Die „anderen Quellen“, auf die wir uns stützten, flossen zahlreich aus<br />

Tageszeitungen, Sonderpublikationen, Braunbüchern – ganz abgesehen von unseren<br />

eigenen Erfahrungen. […]<br />

Das Verhältnis der „bürgerlichen“ Widerständler zu den „Arbeitern“ war zwischen<br />

1:20 und 1:50 – nur hatten die Bürgerlichen (20. Juli, Geschwister Scholl) im<br />

Westen die ungleich größere Publizität. Unter den Arbeitern (von denen immerhin<br />

über 100.000 Widerständler in Gefängnissen und KZ.s zugrundegingen) waren oder<br />

wurden die meisten Kommunisten, weil diese im Gegensatz zu den ihrer Führer<br />

beraubten Sozialdemokraten in Untergrundarbeit erfahren waren und überdies<br />

ihre Direktiven und illegalen Presseprodukte zum großen Teil aus dem Ausland<br />

beziehen konnten. […]<br />

Einen grünen Umschlag hatten die „Deutschland-Berichte“, nicht „der“ SPD, sondern<br />

der Sopade, die von Mai 1934 bis 1940 erschienen sind.<br />

Von dem Münchener Dissertanten Werner Röder um Auskünfte über seine „Zugehörigkeit<br />

zur Londoner SAP-Gruppe während des Krieges“ gebeten, hatte RN (am<br />

2.11.1965) geantwortet: „Ich war zu jener Zeit Österreicher und meine (spärlichen)<br />

Informationen bezogen sich lediglich auf die österreichische Gruppe in der Londoner<br />

Emigration. Sie war übrigens gespalten – ein großer Teil schloß sich dem um<br />

eine ‚Volksfront‘ bemühten Austrian Center an, und die um Oskar Pollak gescharten<br />

Gewerkschaftler hielten sich abseits.“<br />

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