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StudienVerlag - Oapen

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jenen Vierzehnjährigen nicht gehenkt, jene mit den Rationen Unzufriedene nicht<br />

erschossen, jenen alten Mann nicht umgebracht hat – so wahr hat ein anderer das<br />

getan. […] Wer ist das? Warum hört man darüber nicht?“<br />

Der „Mann, der unter anderer im Ghetto von Wilna gewesen ist“, ist der Publizist Hermann<br />

Adler-Distler. Dieser hat sich (und seine Frau Anita) im Ehepaar Vogel im „Tatbestand“<br />

und vor allem in VH wiedererkannt. In VH (41–54) beschreibt RN mit einiger<br />

Skepsis die „heroischen“ Erzählungen des „A. Vogel“ über seine Rolle als Organisator<br />

des Aufstands im Warschauer Ghetto: „Dazu die Geistesgegenwart und Schlagfertigkeit<br />

– all das paßte doch nicht zu diesem Mann. Gleichzeitig: Er log nicht! Es lagen<br />

nur zwischen den Inseln wahren Berichtes große schwarze Tümpel, unglaubwürdig<br />

überdeckt mit dünnstem Eis: wirf den kleinsten Stein – der Spiegel zerspringt.“ (VH, 53)<br />

Im Juni 1969 reicht Adler Klagen gegen RN und Desch in Basel und Frankfurt/Main<br />

ein; Im Oktober 1969 erfolgt die Gegenklage von RN (in Zürich) gegen H. Adler sowie<br />

gegen den NDR-Mitarbeiter Edwin Maria Landau, den Literaturagenten Fred Lothringer,<br />

Ulrich Selman-Eggebert, Rudolf Descher („Publikationen“) und Hans Kühner-<br />

Wolfskehl: Diese hatten in verschiedenen Postillen RN als „Neonazi“ und „Antisemit“<br />

beschimpft. Die Verfahren enden mit Vergleichen im Oktober/Dezember 1969: RN<br />

hat die Vogel-Sequenz in VH (41 ff.) zu unterlassen und das entsprechende Tonband<br />

zu vernichten, die Kosten verbleiben bei der Gegenpartei (vgl. die Materialien und<br />

Schriftsätze in ÖNB 21.866 und im Nachlass Hermann Adler: DNB, Exilarchiv, EB<br />

2004/38).<br />

Adler, der auch in Kontakt mit Habe und Richard Friedenthal steht, organisiert ein<br />

Netzwerk der mit RN politisch oder literarisch Verfeindeten: Der PEN Basel fordert<br />

1969 und 1970 den International PEN auf, den „Antisemiten“ RN als Vizepräsident<br />

abzusetzen und auszuschließen, und erhält hiefür den Beifall des „Internationalen<br />

Schutzbundes Deutscher Schriftsteller“ in Zürich. – Im Nachlass Adler findet sich auch<br />

eine „Zusage“ des SDR Stuttgart (vom 23.7.1969), in Zukunft kein neues Buch von RN<br />

zu besprechen. – 1975 wird Adler in einen Nachruf gegen RN und dessen „deutsche<br />

Freunde“ in der Jüdischen Rundschau Maccabi (Basel) polemisieren (Zeitungsschnitt<br />

in ÖNB 21.663).<br />

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