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StudienVerlag - Oapen

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Ferner: wie erging es weiter dem Innsbrucker Anwalt und dem Wiener Anwalt?<br />

Was Sie selbst nicht wissen werden: mein Freund Prof. Hupka floh vor den Nazis<br />

nach Holland, wurde dort von ihnen eingeholt und starb im KZ. Es ist so, dass die<br />

Nazis, wo sie nur konnten, die fuer Sie Eintretenden weiter verfolgt haben – und<br />

auch das gehoert zu dieser Geschichte.<br />

Und noch eine Frage: ich sehe, Sie haben unter anderem dieses ausgezeichnete<br />

Einsteinfoto fuer die Sonderbriefmarke gemacht, haben Sie Einstein persoenlich<br />

gesprochen? Haben Sie mit ihm bei dieser Gelegenheit ueber das ausserordentlich<br />

kuriose Angebot gesprochen, das er mir damals fuer Sie machte – naemlich Sie<br />

als Mitarbeiter zu Edison zu bringen? All das wuerde mich nach diesem grossen<br />

Zeitabstand zur Abrundung meiner Erinnerung sehr interessieren.<br />

Ich freue mich sehr, dass es mit Ihnen in Ihrem persoenlichen Leben so grossartig<br />

weitergegangen ist. Sie haben es bei Gott verdient – man hat Ihnen schweres<br />

Unrecht angetan – und dass Sie ohne diesen tragischen Zwischenfall vermutlich<br />

mit Ihrer Familie wieder in Riga gelandet und dort erst recht ein Opfer der Nazis<br />

geworden waeren, ist einer jener tragischen Nebengedanken, die wir Juden gar nicht<br />

erst zu Ende denken sollten.<br />

Genug fuer heute. Seien Sie weiter meiner guten Gesinnung und meiner besten<br />

Wuensche gewiss. – Und nochmals, machen Sie sich wegen jener Fernsehgeschichte<br />

keine Sorgen. […]<br />

Philippe Halsman (New York) – so der Künstlername Halsmanns seit 1931 – gilt zu<br />

dieser Zeit bereits als einer der international renommiertesten US-Fotografen des 20.<br />

Jahrhunderts; er fürchtet, seine antisemitisch motivierte Verurteilung als „Vatermörder“<br />

in Österreich Ende der 1920er Jahre könnte massenmedial aufgewärmt werden.<br />

„As a good friend of both“ korrespondiert in der Sache Halsman auch die Anwältin<br />

Harriet F. Pilpel mit ihrem entfernten Cousin RN. Pilpel, eine in den USA landesweit<br />

bekannte Medienrechtlerin und Frauenrechtlerin, war auch wiederholt für RN tätig,<br />

den sie 1962 in Locarno besucht hatte. – Siehe dazu: „Dreyfus aus Innsbruck“ (1930).<br />

Der Endfassung des Fernsehspiels „Die Begnadigung“ gehen briefliche und persönliche<br />

Absprachen mit Halsman, der RN auch in Locarno besucht (und fotografiert),<br />

voraus. Die WDR-Produktion (Regie: Otto Tausig) wird schließlich am 27. Juni 1968<br />

von der ARD ausgestrahlt. – Zuschauerpost erhält RN von Ludwig Marcuse: „gestern<br />

die sehr wirksame ‚Begnadigung‘ gesehen, fuer mich fast zuviel, weil ich diesen Fall<br />

mit Unendlich multiplizierte.“ (Brief vom 28.6.1968, ÖNB)<br />

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