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StudienVerlag - Oapen

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Und hier gleich noch ein Fetzen von diesem Text:<br />

„Donat!“ ruft Langsdorff hallend. Der kommt krummbeinig angelaufen, sein<br />

wildes Kriegergesicht leuchtet, seine besporten Hacken knallen.<br />

„Hier ist ein Kommissar – du weißt ja Bescheid?“ fragt Langsdorff dienstlich.<br />

„Ob ich weiß!“ sagt Donat nur. „Einen Spaten her!“ ruß er heiser, nimmt Laizis<br />

am Arm, geht an eine schneefreie Stelle. „Nu grab mal schön“, sagt er väterlich,<br />

zieht seine Parabellum.<br />

Als die Grube fast fertig ist, kommt Pahlen angeschlendert. „Eine gute Arbeit!“<br />

Auch der Student steht in der Nähe. „Nun stell dich hinein!“ sagt Donat unvermittelt.<br />

„Hinlegen soll er sich“, flüstert Pahlen. „Die Erde fühlen!“ Er wirft ihn an beiden<br />

Schultern ins Grab hinein. Laizis dreht sich langsam auf den Rücken, sieht ihn<br />

eine Weile aus schmalen Augen an, spuckt ihm jählings breit ins Gesicht …<br />

*<br />

„Eskadron aufgesessen!“ kommandiert Langsdorff.<br />

Als sie am Bach entlangkommen, sehen sie verwundert, daß er von Bolschewistenkörpern<br />

verstopft ist. Die Soldaten müssen auf irgendeine Anordnung<br />

alle Verwundeten dort hineingeworfen haben. Der letzte Körper, an dem sie<br />

vorüberreiten, ist scheinbar der einer, Frau. Aber es ist eigentlich nur mehr<br />

eine blutige Masse – ein anscheinend von Peitschenhieben völlig zerschnittener<br />

Fleischklumpen, der dort im ringsum rötlich zerstampften Schneeschlamm liegt.<br />

Als Pahlen daran vorüberreitet, nimmt er sein goldenes Etui heraus, zündet er<br />

sich eine Zigarette an, atmet er den Rauch tief in die Lungen.<br />

Dann traben sie.<br />

Und ein letzter – er bedarf kaum mehr eines Kommentars:<br />

„Denn eines müßt ihr wissen, ihr deutschen Kameraden“, sagt Platoff. „Ihr seid<br />

nicht das einzige Volk, dessen Beste in dem Wort leben, daß ihr Land dazu<br />

berufen sei, die Welt genesen zu machen!<br />

Auch im Russen lebt dieser Glaube …“<br />

„Das ist mir neu!“ rief Willmut überrascht.<br />

„Und hier sehe ich die größte Gefahr des Bolschewismus!“ lächelte Platoff höflich,<br />

zeigte seine Zähne.<br />

„So wissen wir noch besser“, brach Willmut leidenschaftlich aus, „warum wir<br />

hier oben stehen! Die europäische Sendung – gegen die asiatische! Und da die<br />

anderen Völker Europas sie vergessen, sind wir Deutsche ihre schicksalsgewollten<br />

Vollstrecker!“<br />

Der Verfasser, den ich hiermit denunziere, heißt Egon Erich Dwinger. Das Werk<br />

heißt „Die letzten Reiter“ – mein Exemplar, 1953 gedruckt, weist die Auflagenziffer<br />

258 000 auf. Der Verlag heißt Dikreiter, und das ist, was er dazu noch zu sagen hat:<br />

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