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StudienVerlag - Oapen

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Von Herbert Reichner Verlag<br />

Wien, 4.6.1937<br />

Ms. m. U., ÖNB<br />

Ihr Schreiben vom 24. Mai 1937<br />

Sehr verehrter Herr Neumann:<br />

Wir kommen erst heute auf Ihr obiges Schreiben zurück, welche Verzögerung Sie<br />

gütigst entschuldigen wollen. Es scheint sich um ein Missverständnis zu handeln.<br />

Sie hatten kürzlich geschrieben, dass Sie gegen eine Vorzensur durch den Herrn<br />

Staatssekretär Zernatto nichts einzuwenden haben. Eine solche Vorzensur kann<br />

doch aber wohl nur im MS. stattfinden, nicht erst, wie Sie es jetzt wünschen, in den<br />

Druckbogen. Das ist eine technische Unmöglichkeit. […]<br />

Sie ahnen ja gewiss nicht, wieviel und wie weitgehende Rücksichten ein österreichischer<br />

Verlag üben muss, Rücksichten, die etwa nicht allein in Oesterreich<br />

liegen, sondern die jenen wenigen Ländern gegenüber geübt werden müssen, die<br />

überhaupt noch ausserhalb Deutschlands für den Verkauf deutscher Bücher in Frage<br />

kommen. Dass es also nicht leichter wird, schöne Literatur zu verlegen, ist klar. […]<br />

RN hatte – nach einer Empfehlung durch Stefan Zweig – dem Reichner Verlag seinen<br />

„Rozsa Sandor-Roman“ angeboten. Reichner bat zwar um das komplette Manuskript<br />

des „ungewöhnlich interessanten“ Buchs, hatte aber schon vor der Lektüre „gewisse<br />

Bedenken“: „Es handelt sich nämlich darum, dass wir als Verleger mit dem Wohnsitz in<br />

Wien unmöglich ein Buch herausbringen könnten, das irgendwelche Stellungnahme<br />

gegen das alte Oesterreich bemerken lässt. Das scheint aber in diesem Roman der<br />

Fall zu sein – Immer natürlich nur aus der Inhaltsangabe geschlossen.“ (Brief vom<br />

7.5.1937, ÖNB)<br />

Reichner schickt RN dennoch zunächst einen Vertragsentwurf – mit reduziertem<br />

Honorarvorschlag; wenige Wochen später, am 30.6.1937, folgt die Absage an RN (Alt-<br />

Aussee, postlagernd): „Wir brauchen Ihnen wohl nicht erst zu versichern, dass wir<br />

dieses Werk für ganz ausgezeichnet halten […]. Wenn wir unserer Meinung Ausdruck<br />

geben dürfen, so glauben wir, dass es Ihnen bei den gegebenen Verhältnissen überhaupt<br />

schwer fallen wird, dieses Werk bei einem österreichischen Verlag zu placieren.“<br />

Der Roman um den ungarischen „Räuberhauptmann“ ist unter dem Titel: „Eine Frau<br />

hat geschrien“ im Züricher Veraj Humanitas 1938 erschienen – als letztes Buch im<br />

deutschen Sprachraum bis 1948.<br />

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