Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Japan<br />
einem einzigen Lieferland abhängig, etwa bei Seltenen<br />
Erden und Wolfram von China.<br />
Während die Stahlindustrie mit ihren integrierten<br />
Hüttenwerken für die Eisenerz-Raffination selbst verantwortlich<br />
ist, haben sich acht große private Unternehmen<br />
erfolgreich auf die Verhüttung und Verarbeitung<br />
von Nicht-Eisen-Metallen spezialisiert. Folgende<br />
Firmen sind in der Lage, die von Japans anspruchsvoller<br />
Industrie gewünschte hohe Qualität zu liefern:<br />
Mitsubishi Materials, Mitsui Mining and Smelting,<br />
Sumitomo Metal Mining, JX Nippon Mining and<br />
Metals, Nittetsu Mining, Dowa Mining, Furukawa und<br />
Toho Zinc. Sie sind international führend in der Prozesstechnologie,<br />
exportieren einen beträchtlichen Teil<br />
ihrer Produktion in asiatische Nachbarländer und verfügen<br />
weltweit über Produktionsstätten.<br />
Rohstoffhandel und -erschließung im Ausland sind<br />
durch einen genuin japanischen Unternehmenstyp<br />
geprägt: das Generalhandelshaus (Sôgô Sôsha). Die<br />
Sôgô Sôsha ebneten der einheimischen Industrie –<br />
seit den Anfängen der Industrialisierung Japans gegen<br />
Ende des 19. Jahrhunderts – den Zugang zu den Weltmärkten<br />
und vermittelten ihr den Zugriff auf Rohstoffe<br />
und Technologie. Dabei dienten sie ihren Lieferanten<br />
und Abnehmern nicht nur im Außenhandel,<br />
sondern waren auch in der Finanzierung und Versicherung,<br />
in Transport und Logistik, Marktforschung<br />
und Marketing aktiv. 5 Seit den 1970er Jahren erschließen<br />
die Sôgô Sôsha Energie- und Rohstoffquellen weltweit<br />
und haben dabei ein beträchtliches Know-how in<br />
der Finanzierung, Projektkoordination und -entwicklung<br />
aufgebaut. Für Produzenten und -länder sind die<br />
Sôgô Sôsha aufgrund ihrer Kapitalkraft, ihrer Kompetenz<br />
und ihrer Neutralität attraktive Partner, da sie<br />
weder eine versteckte politische Agenda verfolgen<br />
noch nach oligopolistischer Marktmacht streben. Die<br />
sechs größten Unternehmen im Rohstoffsektor –<br />
Mitsubishi Shôji, Mitsui Bussan, Itôchu, Marubeni,<br />
Sumitomo Shôji und Sojitz – sind weltweit in etwa<br />
50 Projekten <strong>oder</strong> in Bergbauunternehmen als Minderheitsaktionäre<br />
vertreten; Schwerpunkte liegen in<br />
Nordamerika, Lateinamerika, Australien, Südostasien<br />
und Südafrika. 6<br />
Das Wirtschaftsministerium METI legte in seinem<br />
Juli 2009 fest, welche Metalle<br />
in Japan als selten und kritisch gelten. Auf der Grundlage<br />
von Kriterien wie Marktlage und absehbare<br />
Marktentwicklungen, Konzentration von Lagerstätten,<br />
Produktion und Handel, Recycling- und Substitutionsmöglichkeiten,<br />
Einsparpotenziale und technologische<br />
-Gruppe<br />
sowie 30 weitere Metalle als selten identifiziert: Antimon,<br />
Barium, Beryllium, Bismut, Bor, Cäsium, Chrom,<br />
Gallium, Germanium, Hafnium, Indium, Kobalt, Lithium,<br />
Mangan, Molybdän, Nickel, Niob, Palladium, Platin,<br />
Rhenium, Rubidium, Selen, Strontium, Tantal,<br />
Tellurium, Thallium, Titan, Vanadium, Wolfram und<br />
Zirkonium. 7<br />
Seitdem das Recyclinggesetz im April 2001 in Kraft<br />
getreten ist, werden stetig immer mehr langlebige<br />
Haushaltsgüter recycelt. Die Recyclingquote erreichte<br />
n Wert <br />
der über Recycling gewonnenen seltenen Metalle ist<br />
allerdings unbekannt, da die Altprodukte von privaten<br />
Unternehmen entgegengenommen werden, welche<br />
die Güter in sehr unterschiedlicher Weise selbst verwerten,<br />
weiterveräußern <strong>oder</strong> verschrotten. <br />
Die Rohstoffpolitik<br />
Aufgrund der Rohstoffarmut bei gleichzeitig hohem<br />
Rohstoffbedarf steht die Notwendigkeit einer staatlichen<br />
Rohstoffpolitik nicht wirklich zur Debatte. Die<br />
Sicherheit der Rohstoffversorgung aufrechtzuerhalten<br />
gilt als eine wichtige öffentliche Aufgabe der Außenund<br />
Wirtschaftspolitik. Große Risiken werden dabei<br />
gesehen in dem Importsog Chinas, der als nationalistisch<br />
empfundenen Ressourcenpolitik vieler Schwellenländer,<br />
den Konzentrationstendenzen und oligopolistischen<br />
Angebotsstrukturen in der <strong>internationale</strong>n<br />
Rohstoffwirtschaft und den wachsenden bilateralen<br />
Spannungen mit China. Ausdrücklich betont<br />
wird die bedeutende Rolle einer einheimischen Raffinerieproduktion<br />
für die Qualitätssicherung, die Flexibilität<br />
und Wettbewerbsfähigkeit der verarbeitenden<br />
5 Für einen Überblick: Harald Dolles/Hanns Günther Hilpert,<br />
»Sôgô Shôsha im Zeitalter der Restrukturierung der japanischen<br />
Wirtschaft«, in: Joachim Zentes et al. (Hg.), B2B-Handel:<br />
Perspektiven des Groß- und Außenhandels, Frankfurt a. M.: Deutscher<br />
Fachverlag, 2002, S. 177–<br />
6 Vgl. Yuji Nishikawa, »Road to Recovery. A Search for Secure<br />
and Stable Supplies of Raw Materials«, in: Mining Journal,<br />
15.6.2012, S. -journal.com/reports/japan-<br />
road-to-recovery?SQ_DESIGN_NAME=print_friendly> (eingesehen<br />
am 10.10.2012).<br />
7 Vgl. Keizai Sangyôshô, Raa Metaru Kakuhô Senryaku,<br />
Tokyo 2009, S. <br />
-3.pdf> (eingesehen am 1.10.2012).<br />
8 Vgl. Ho-sung Jung et al., »Assessing the Potential Value of<br />
Rare Metals in Urban Mines: A Comparative Look at Korea<br />
and Japan«, in: Monthly Focus, 7.<br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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