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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Die Rohstoffpolitik<br />

Lagerstätten und Unternehmen zu »umgehen«. 21 Allerdings<br />

brauchen ausländische Investoren Geduld. Da<br />

der Staat bei der Aufsicht von Explorationen, der<br />

Vergabe von Lizenzen und der Entscheidung über die<br />

nationale Bedeutung von Projekten eine tragende<br />

Rolle spielt, dürfte sich für ausländische Partner der<br />

Zugang zum Rohstoffsektor nur langsam verbessern.<br />

In Bezug auf die Erschließung von entlegenen<br />

Lagerstätten betont die russische Seite, dass Risikokapital<br />

aus dem Ausland, verknüpft mit geologischem<br />

22<br />

Fachwissen, willkommen sei. Weitere Schritte zur<br />

erleichterten <strong>internationale</strong>n Rohstoffkooperation<br />

sind dem russischen Ministerium für Naturressourcen<br />

zufolge sogenannte Pilotprojekte, die von Fall zu Fall<br />

auf höchster Ebene genehmigt werden. Bei positivem<br />

Bescheid können russische und ausländische Unternehmen<br />

direkt kooperieren.<br />

Recycling (am Beispiel der Seltenerdgewinnung)<br />

Während die Erschließung reichhaltiger, entlegener<br />

Lagerstätten kostspielig und zeitaufwendig ist, hält<br />

das russische Ministerium für Naturressourcen die<br />

Rückgewinnung aus Halden für praktikabler. Die<br />

dort enthaltenen Vorräte seien auf Jahrzehnte hinaus<br />

abbaubar. Die technologischen Voraussetzungen können<br />

ausländische Partner erbringen.<br />

Auf der Kola-Halbinsel wird seit fünf Jahrzehnten<br />

Apatit-Erz gefördert, die inzwischen sehr umfangreichen<br />

Halden enthalten bis zu zwei Prozent Seltene<br />

Erden. Daraus ließen sich Schätzungen zufolge jähr-<br />

000 Tonnen Seltene Erden gewinnen. 23<br />

Der Förderer, die Apatit Inc., ist eine Tochter der<br />

PhosAgro-Holding, die (mit 70,9% der Aktien) größtenteils<br />

dem Politiker Andreij Gurjew gehört (2011).<br />

PhosAgro hat bislang keine Absicht geäußert, ins<br />

Geschäft mit den Seltenen Erden einzusteigen. Ungünstig<br />

ist, dass die Lizenzen zur Förderung von Rohstoffen,<br />

bei der Seltene Erden anfallen, in wenigen<br />

Händen liegen und die Unternehmenseigner bislang<br />

keine Eile zeigen, in den Ausbau der Seltenerdproduktion<br />

zu investieren. Die größten Betriebe, das Solikamsk-Magnesiumwerk<br />

(SMW, Region Perm) und das<br />

Lovozersk-Bergbaukombinat (LvZ, südöstlich von Murmansk),<br />

werden von dem Oligarchen Suleiman Keri-<br />

21 Vgl. Norton Rose Group (Hg.), Russland lädt zu mehr Investitionen<br />

in die Rohstoffbranche ein, März 2012, (eingesehen am 25.5.2012).<br />

22 Vgl. Basiselemente, (eingesehen am 12.10.2012).<br />

23 Vgl. ebd.<br />

mow (Miteigner von Uralkali) kontrolliert, der noch<br />

kein Interesse an Seltenen Erden gezeigt hat. <br />

Dennoch scheint mehr Bewegung in den Seltenerdmarkt<br />

zu kommen. Eine Tochtergesellschaft der<br />

staatlichen russischen Atomgesellschaft Rossatom hat<br />

Interesse an der Übernahme des SMW und des LvZ-<br />

Bergbaukombinats geäußert.<br />

Ausbildung von Ingenieuren und Technikern<br />

Der große Bedarf an qualifizierten Fachkräften ist für<br />

Russlands Rohstoffwirtschaft eine enorme Herausforderung:<br />

Im Laufe der letzten 15 Jahre hat sich die<br />

Zahl der Hochschulabsolventen um 60 Prozent verringert.<br />

Überalterung und eine chronische Nichtbesetzung<br />

von mindestens zehn Prozent der offenen<br />

Stellen sind zur Wachstumsbremse geworden. Derzeit<br />

fehlen etwa 20 000 junge Geologen, Betriebswirte,<br />

Manager und Unternehmer. Die Ursachen sind fehlende<br />

Anreize, ein Imagedefizit, bessere Aufstiegschancen<br />

in anderen Sektoren sowie erschwerte Arbeitsbedingungen<br />

in den entlegenen Regionen. Im<br />

Ergebnis sind die Fachkräfte inzwischen durchschnittlich<br />

50 bis 60 Jahre alt. Als Reaktion darauf und in<br />

Anbetracht der hohen Forschungsintensität des Bergbausektors<br />

wurden in den 2000er Jahren Weichen<br />

gestellt, um den Trend umzukehren: Heute unterhält<br />

<br />

des wissenschaftlichen Nachwuchses und zur Ausbildung<br />

spezialisierter Fachkräfte.<br />

Transparenz<br />

Unter dem Aspekt der Transparenz und Kohärenz der<br />

Politik wurde Russlands Attraktivität für Investoren<br />

bislang eher als gering eingestuft: Das Fraser-Institut<br />

setzte Russland im Policy Potential Index auf Rang 71 von<br />

93 Ländern und Regionen. 25 Auch nimmt die RF nicht<br />

an der Extractive Industries Transparency Initiative<br />

(EITI) teil. Dagegen rangiert die RF im Revenue Watch<br />

Index (RWI) immerhin weltweit auf Platz drei, was die<br />

Transparenz von Zahlungsflüssen im Rohstoffsektor<br />

anbelangt. 26 Ungeachtet dessen ist der russische Roh-<br />

24 Vgl. ebd.<br />

25 Vgl. Fred McMahon/Miguel Cervantes, Fraser Institute<br />

Annual Survey of Mining Companies 2011/2012, Vancouver,<br />

Februar 2012, S. 13, (eingesehen am 26.5.2012).<br />

26 Vgl. 2010 Revenue Watch Index. Transparency: Governments and<br />

the Oil, Gas and Mining Industries, New York: The Revenue Watch<br />

Institute, 2010, (eingesehen am 10.10.2012).<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

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