Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Ungenügende globale Governance<br />
sich bis jetzt nur wenige Länder in ihren Abkommen<br />
zum WTO-Beitritt verpflichtet, unter anderem China.<br />
Die G20 hat mittlerweile erkannt, dass eine Verbesserung<br />
der Rohstoffgovernance notwendig ist – wenn<br />
auch der Schwerpunkt entsprechender Maßnahmen<br />
bislang nicht auf Mineralien und Metallen, sondern<br />
auf den Energie- und Agrarmärkten lag. Auf der Agenda<br />
der französischen G20-Präsidentschaft im Jahr 2011<br />
nahmen Transparenz und Preisvolatilitäten auf den<br />
Agrarmärkten einen prominenten Platz ein. Die G20-<br />
Staaten betonten, dass »angemessen regulierte und<br />
transparente Agrarfinanzmärkte eine wesentliche<br />
Voraussetzung für gut funktionierende physische<br />
Märkte und Risikomanagement sind«. Und sie verpflichteten<br />
sich dazu, »die negativen Auswirkungen<br />
übermäßiger Preisvolatilität auf die Schwächsten<br />
durch die Entwicklung geeigneter Risikomanagement-<br />
Instrumente einzudämmen«. Auch Energierohstoffe<br />
fanden Eingang in das Abschlussdokument. In Bezug<br />
auf die <strong>internationale</strong>n Rohstoffmärkte sprachen sich<br />
die G20 »für eine verbesserte Markttransparenz und<br />
eine angemessene Regulierung und Aufsicht« aus. Mit<br />
Blick auf die Derivatemärkte sollten Regulierungsbehörden<br />
»effektive Interventionsvollmachten erhalten,<br />
um gegen Marktstörungen vorzugehen und<br />
Marktmissbrauch zu unterbinden«. 9 Eine Studiengruppe<br />
unter japanischem Vorsitz, die G20 Study<br />
Group on Commodities, die Vertreter zahlreicher<br />
<strong>internationale</strong>r Institutionen einbezog, analysierte die<br />
Treiber von Preisvolatilitäten. Die Ergebnisse wurden<br />
im November 2011 in Cannes vorgestellt. 10<br />
Mexiko, das 2012 den G20-Vorsitz innehatte, setzte<br />
einen Schwerpunkt des Gipfels von Los Cabos ebenfalls<br />
auf Preisvolatilitäten und Nahrungsmittelsicherheit.<br />
Da schließlich jedoch die Eurokrise viel Platz in<br />
den Verhandlungen einnahm, waren kaum Fortschritte<br />
bei den ersteren Themen zu verzeichnen. Letztlich<br />
bekräftigten die Gipfelteilnehmer im Abschlussdokument<br />
lediglich, dass Nahrungsmittelsicherheit »eine<br />
der größten Herausforderungen« ist, und sprachen<br />
sich angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung<br />
dafür aus, die nachhaltige Agrarproduktion zu fördern.<br />
Außerdem wollen sie ihre Bemühungen inten-<br />
8 Sixth G20 Leaders’ Summit, Cannes, France, November 3–<br />
G20 Cannes Summit Final Declaration–51, (eingesehen am<br />
2.5.2012).<br />
9 Ebd.<br />
10 Vgl. Report of the G20 Study Group on Commodities, (eingesehen am 11.10.2012).<br />
sivieren, für mehr Transparenz auf den Märkten<br />
zu sorgen (etwa durch die Platform for Agricultural<br />
Risk Management, das GEO Global Agriculture Monitoring<br />
und das Agricultural Market Information System).<br />
11 Zudem betonten die G20-Mitglieder die Bedeutung<br />
von Transparenz auf den Energiemärkten, da<br />
ihrer Meinung nach auch hier Preisvolatilitäten erheblich<br />
zu wirtschaftlichen Instabilitäten beitragen können.<br />
Positiv hervorgehoben wurde in diesem Kontext<br />
die Joint Organisations Data Initiative (JODI). 12 Mineralische<br />
und metallische Rohstoffe fanden keine<br />
besondere Berücksichtigung im Abschlussdokument.<br />
Jedoch wurde die G20-Studiengruppe zu Rohstoffen<br />
mit der Studiengruppe zu Energie zusammengeführt<br />
und firmiert seither als Energy and Commodity<br />
Markets Working Group. Die Unterarbeitsgruppe zu<br />
Rohstoffen, vom Vereinigten Königreich und Brasilien<br />
geleitet, baute auf den Ergebnissen aus dem Jahr<br />
2011 auf und widmete sich insbesondere den makroökonomischen<br />
Auswirkungen starker Preisvolatilitäten<br />
auf Wirtschaftswachstum, Inflation, Handelsbedingungen<br />
(»terms of trade«) und Staatshaushalte.<br />
Der Schwerpunkt lag gleichwohl auf Agrar- und Energierohstoffen.<br />
13<br />
<br />
und hat sich zumindest mit einem wichtigen Aspekt<br />
der Rohstoffwirtschaft beschäftigt: dem sogenannten<br />
Rohstofffluch, der nicht nur Entwicklungsländer treffen<br />
kann. In ihrem Gipfelkommuniqué aus dem Jahr<br />
-Länder, welche Bedeutung<br />
die Rohstoffindustrie für die Entwicklung und Stabilität<br />
vieler Staaten hat und dass Transparenz- und Zertifizierungsinitiativen<br />
notwendig sind, um die Staatseinnahmen<br />
zu erhöhen und um Korruption, Konflikte<br />
und Gewalt einzudämmen, die durch Einnahmen aus<br />
natürlichen Ressourcen befördert werden können. <br />
Beim Gipfel in Deauville im Mai 2011 vereinbarten sie<br />
nicht nur, die Transparenz durch Unterstützung der<br />
11 G20 Leaders’ Declaration–19.6.2012, via: G20<br />
Information Centre, University of Toronto, (eingesehen<br />
am 25.7.2012).<br />
12 Vgl. ebd.<br />
13 Vgl. Energy and Commodity Markets Working Group<br />
(Hg.), G20 Commodity Markets Subgroup Summary Report on the<br />
Impacts of Excessive Commodity Price Volatility on Growth, o.O.,<br />
Juni 2012, (eingesehen am 10.10.2012).<br />
14 Vgl. »Responsible Leadership for a Sustainable Future«. G8 Declaration,<br />
o.O., 2009, <br />
.<br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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