Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Problemstellung und Empfehlungen<br />
hungen intensiviert werden, die Governance der globalen<br />
Mineralien- und Metallmärkte zu verbessern.<br />
G20 als Agendasetter: Der G20 kommt in diesem Zusammenhang<br />
eine wichtige Funktion als Agendasetter<br />
zu. Sie eignet sich zwar nicht als ausführendes<br />
Organ, weil ihr die nötigen institutionellen<br />
Kapazitäten fehlen. Doch bietet sich die G20-<br />
Arbeitsgruppe zu Energie und Rohstoffen dafür<br />
an, globale Fragen bezüglich Produktion, Handel<br />
und Verbrauch von mineralischen Rohstoffen auf<br />
die <strong>internationale</strong> Agenda zu setzen. Die Arbeitsgruppe<br />
könnte zudem einen ersten Austausch über<br />
Interessen, Ziele und Politiken der G20-Länder im<br />
Bereich mineralischer und metallischer Rohstoffe<br />
initiieren sowie Empfehlungen für institutionelle<br />
Veränderungen in der globalen Governance entwickeln.<br />
Internationales Metall- und Mineralienforum: Ratsam<br />
ist die Gründung einer <strong>internationale</strong>n Institution,<br />
ähnlich dem Internationalen Energieforum (IEF)<br />
<strong>oder</strong> der jüngst geschaffenen International Renewable<br />
Energy Agency (IRENA). Im Rahmen eines solchen<br />
Metall- und Mineralienforums könnten sich<br />
die großen Produzenten- und Verbrauchsländer<br />
regelmäßig treffen, austauschen und nach gemeinsamen<br />
Lösungen für die Herausforderungen auf<br />
den Märkten suchen. Dass zum jetzigen Zeitpunkt<br />
unter den G20-Ländern die kritische Masse für<br />
die Schaffung eines solchen Rohstoff-Forums noch<br />
fehlt, sollte die Bundesregierung nicht davon<br />
abhalten, für diese Idee zu werben.<br />
Datentransparenz: Da es bei diversen Rohstoffen an<br />
Transparenz mangelt, was Marktakteure, Vorkommen,<br />
gehandelte Mengen und Preise betrifft, wäre<br />
eine Erweiterung bzw. Fokussierung <strong>internationale</strong>r<br />
Dateninitiativen wünschenswert. Als Vorbild<br />
könnte die Joint Organisations Data Initiative (JODI)<br />
des IEF dienen, die entscheidend dazu beiträgt,<br />
die Transparenz für Akteure auf den Ölmärkten zu<br />
erhöhen (künftig sollen auch die Gasmärkte erfasst<br />
werden). Während Zahl und Vielfalt der Informationen<br />
im Bereich der Energierohstoffe noch überschaubar<br />
bleiben, ist das Bild bei Metallen und<br />
Industriemineralien deutlich unübersichtlicher.<br />
Die Aufgabe, entsprechendes Datenmaterial zu sammeln<br />
und fachlich abzugleichen, ist in der Praxis<br />
nur dann zu bewältigen, wenn sich große Rohstoffunternehmen<br />
und spezialisierte staatliche Institutionen<br />
(etwa geologische Dienste) daran beteiligen.<br />
Um deren Mitarbeit sowohl von Angebots- als auch<br />
von Nachfrageseite her zu intensivieren und zu<br />
komplettieren, könnte man auf den in Lissabon stationierten<br />
Internationalen Studiengruppen (Study<br />
Groups) für Blei/Zink, Kupfer und Nickel aufbauen.<br />
Transparenz von Zahlungsströmen und Sorgfaltspflicht in<br />
den Handelsketten von mineralischen Rohstoffen: Transparenz-<br />
und Zertifizierungsinitiativen sind wichtige<br />
Instrumente, um gegen den illegalen Handel mit<br />
sogenannten Konfliktmineralien, gegen Korruption<br />
und schlechte Regierungsführung vorzugehen. Dies<br />
gilt für nationale, rechtlich verbindliche Maßnah-<br />
erikanischen<br />
Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer<br />
Protection Act), aber auch für freiwillige Initiativen<br />
auf <strong>internationale</strong>r Ebene (wie die Extractive<br />
Industries Transparency Initiative [EITI] <strong>oder</strong> die<br />
von der OECD erlassenen Leitlinien für die Sorgfaltspflicht<br />
in der Handelskette von mineralischen<br />
Rohstoffen aus Konfliktgebieten). Allerdings sind<br />
erhebliche finanzielle und personelle Kapazitäten<br />
nötig, um die unterschiedlichen Verfahren für Zertifizierung<br />
und Berichterstattung umzusetzen.<br />
Daher wäre es sinnvoll, die Initiativen noch stärker<br />
aufeinander abzustimmen.<br />
Weiterentwicklung des Handelsrechts zu Exportbeschränkungen:<br />
Im <strong>internationale</strong>n Handel sind Exportbeschränkungen<br />
ein wachsendes Problem. Zwar<br />
können solche Restriktionen als Instrument dienen,<br />
um Entwicklungsländer an der Ressourcenrente<br />
zu beteiligen. Gleichzeitig aber bewirken Exporthemmnisse<br />
unweigerlich eine Verschwendung und<br />
Fehlallokation von Ressourcen. Doch so wünschenswert<br />
es auch wäre, das WTO-Recht in puncto Exportbeschränkungen<br />
zu verschärfen – dies dürfte<br />
sich gegenwärtig nicht durchsetzen lassen, weil<br />
die meisten Schwellen- und Entwicklungsländer<br />
dagegen Widerstand leisten. Um zumindest das Problembewusstsein<br />
zu steigern, ist das OECD-Inventar<br />
für Exporthemmnisse ein erster Schritt in die richtige<br />
Richtung.<br />
Neben diesen multilateralen Ansätzen sollten bi- und<br />
plurilaterale <strong>Kooperation</strong>en gestärkt werden, gegebenenfalls<br />
auch im regionalen Kontext etwa von EU,<br />
Mercosur <strong>oder</strong> auch ASEAN.<br />
Zusammenarbeit bei Forschung und Entwicklung: Substitution,<br />
Recycling, Rohstoff- und Produkteffizienz<br />
sind durch Forschung und Entwicklung voranzutreiben.<br />
Bei diesem Thema bietet es sich an, die<br />
bereits bestehende <strong>Kooperation</strong> der EU mit den USA<br />
und Japan weiter auszubauen. Denkbar wäre auch,<br />
andere Länder mit einzubeziehen – beispielsweise<br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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