Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Russland<br />
stoffsektor von Intransparenz, Insider-Abmachungen<br />
und Überbürokratisierung geprägt.<br />
Mit wachsender Entfernung vom Zentrum lässt die<br />
Aufsicht der Behörden nach und wird der informelle<br />
Sektor größer. Der Duma zufolge sind ein Drittel der<br />
im Metallschrotthandel tätigen Unternehmen nicht<br />
lizenziert. Sie wirtschaften an den Steuerbehörden<br />
vorbei und sind Teil der Schattenwirtschaft. 27 Im<br />
Fernen Osten sind grenzüberschreitende russischchinesische<br />
Syndikate entstanden, die Metallerze und<br />
Metallschrott nach China liefern. Angesichts kurzer<br />
Entfernungen zu Abnehmern in China, Japan und<br />
Korea, der hohen Arbeitslosigkeit im Fernen Osten<br />
Russlands, des entlassenen Militärpersonals und der<br />
geringen Einkommen spielen beim illegalen Metallexport<br />
auch die Pazifikflotte und ihr Stützpunkt<br />
Wladiwostok eine aktive Rolle. Die Auswirkungen<br />
auf den legalen Export des Landes sind schwer abzuschätzen.<br />
Einerseits führt die Verknappung des<br />
legalen Angebots zu Preiserhöhungen. Andererseits<br />
wirkt das illegale Angebot preismindernd. Hinzu<br />
kommt, dass »Rohstoffkriminalität« nicht allein auf<br />
private Kartelle beschränkt bleibt.<br />
Nachdem seit Beginn der Ära Putin die Oligarchen<br />
der ersten Stunde durch staatliche Bürokratiestrukturen<br />
weitgehend verdrängt wurden, kann das »Rent<br />
Seeking« im Sektor administrativ gesteuert werden.<br />
Einflussreiche staatliche Stellen haben nun direkten<br />
Zugang zur Ressourcenrente und können die Ressourcenpolitik<br />
an wirtschaftlichen Effizienzüberlegungen<br />
vorbei beeinflussen. Tendenziell mindert diese Entwicklung<br />
die Kohärenz der russischen Rohstoffpolitik.<br />
Internationale Rohstoffgovernance<br />
Russland nimmt teil an verschiedenen <strong>internationale</strong>n<br />
Initiativen zu Bergbau und Metallgewinnung.<br />
Es ist seit 2005 Mitglied des Intergovernmental Forum<br />
on Mining, Minerals, Metals and Sustainable Development<br />
(IGF), das aus dem Global Dialogue on Mining,<br />
Metals and Sustainable Development der UNCTAD hervorging.<br />
Um sich eine <strong>internationale</strong> Anerkennung seiner<br />
Dokumentationsstandards zu sichern, hat die RF im<br />
ein Abkommen mit dem Dokumentationskomitee<br />
(CRIRSCO) des International Council on<br />
Mining and Metals unterzeichnet. Russland ist Mit-<br />
27 Vgl. Erläuterungstext zur Gesetzesvorlage »Änderung des föderalen<br />
Gesetzes über den Schutz von physischen und juristischen Personen<br />
…«, .<br />
glied der Studiengruppen für Blei und Zink sowie<br />
Nickel. Allerdings ist Norilsk Nickel kein Mitglied<br />
des Nickel Institute, einer <strong>internationale</strong>n Lobbyorganisation<br />
auf Unternehmensebene – ein Indiz<br />
dafür, dass Moskau als strategisch eingestufte Konzerne<br />
eng kontrolliert.<br />
Mittelfristig dürfte der WTO-Beitritt der RF für die<br />
Einbindung des Landes in eine Global Governance des<br />
Rohstoffsektors förderlich sein. Zwar belegen Beispiele<br />
aus anderen WTO-Mitgliedstaaten, dass nationale<br />
<strong>Alleingänge</strong> dennoch stattfinden und dass Monopolmacht<br />
ungeachtet <strong>internationale</strong>r Abmachungen<br />
missbraucht werden kann. Allerdings basiert die Wirtschaft<br />
der RF stark auf Rohstoffen und nicht wie etwa<br />
die chinesische vorwiegend auf Arbeitskraft. Daher<br />
wird Moskau weiterhin versuchen, seine Einnahmen<br />
vor allem aus dem Rohstoffexport zu beziehen, und<br />
dürfte keine flächendeckenden Exportbeschränkungen<br />
einführen. Moskau wird nicht massiv gegen die<br />
WTO-Regeln verstoßen, da diese ohnehin Exportzölle<br />
und -steuern nicht grundsätzlich untersagen.<br />
Die russischen Exportzölle im Sektor der Metallgewinnung<br />
und der kritischen Rohstoffe sind mit<br />
einigen wenigen Ausnahmen niedrig, vielfach existieren<br />
aber Ausfuhrrestriktionen und Ausfuhrkontrollmaßnahmen.<br />
Folglich ist es vorerst unklar, welche<br />
Dynamiken die russische WTO-Mitgliedschaft nach<br />
sich ziehen wird: Da der größte Teil der Produktion<br />
metallischer Rohstoffe in der Hand von russischen<br />
Großkonzernen liegt, kann es für private ausländische<br />
Firmen schwierig bleiben, in der russischen Bergbauindustrie<br />
Fuß zu fassen. Die WTO-Mitgliedschaft der<br />
RF könnte gleichwohl helfen, den Rohstoffhandel<br />
Russlands auszubauen, wenn durch die Senkung von<br />
Zolltarifen und die Vereinheitlichung von Produktnormen<br />
Handelshemmnisse abgebaut werden. <br />
Ausblick und Bewertung<br />
Die russische Rohstoffpolitik setzt traditionell auf<br />
Schutzmaßnahmen und hält private Akteure sowohl<br />
28 Vgl. »Russlands Importe werden 2012 voraussichtlich<br />
weiter wachsen«, GTAI, 9.3.2012,