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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Die rohstoffwirtschaftliche Lage<br />

Frankreich<br />

Florian Wassenberg<br />

Spätestens seit dem Sommer 2010 stehen auch in<br />

Frankreich mineralische Rohstoffe weit oben auf der<br />

politischen Agenda. Der Staat hat eine aktive Rolle<br />

übernommen. Sein Dialog mit der Industrie trägt erste<br />

Früchte; eine kohärente, umfassende Strategie gibt es<br />

indes noch nicht.<br />

Die rohstoffwirtschaftliche Lage<br />

Aus dem einst nicht unbedeutenden Rohstoffproduzenten<br />

Frankreich, 1970 noch drittgrößter Eisenerzproduzent<br />

der Welt, ist im Verlauf der vergangenen<br />

vier Jahrzehnte ein Nettoimporteur metallischer Rohstoffe<br />

geworden. Im industriellen Maßstab werden<br />

heute nur noch in den französischen Überseegebieten<br />

Französisch-Guyana Gold und dem autonomen Neukaledonien<br />

Nickel gefördert. In Kontinentalfrankreich<br />

dagegen stellten Mitte des vergangenen Jahrzehnts die<br />

letzten großen Metallminen den Betrieb ein. Ursächlich<br />

für diese Entwicklung war in erster Linie die mangelnde<br />

Rentabilität der Minen. 1<br />

Auf französischem Boden produzieren Unternehmen<br />

auch heute noch unter anderem Roheisen und<br />

-stahl, Aluminium und Kobalt. Die verarbeiteten<br />

Erze aber importiert Frankreich vollständig aus dem<br />

Ausland. Der Wert der eingeführten Metallerze und<br />

Schrotte betrug im Jahr 2011 über vier Milliarden<br />

Euro. 2 Nur wenige französische Unternehmen sind im<br />

Auslandsbergbau aktiv. Zu den bekannten Ausnahmen<br />

gehört der staatliche Areva-Konzern, einer der weltgrößten<br />

Uranproduzenten, der auch eine Handvoll<br />

Goldminen betreibt. Die Eramet-Gruppe, an der der<br />

französische Staat ebenfalls eine kleine Beteiligung<br />

hält, fördert hauptsächlich in Gabun und Neukaledonien<br />

Mangan bzw. Nickel. Das Recycling von Altmetall<br />

hat in den letzten Jahren stetig an Bedeutung<br />

-,<br />

1 Vgl. University of Leoben (Hg.), Minerals Planning Policies and<br />

Supply Practices in Europe. Commissioned by the European Commission<br />

Enterprise Directorate General, November <br />

2 Zum Vergleich: Der Wert der Öl- und Gasimporte bezifferte<br />

sich 2011 auf 60 Milliarden bzw. 17 Milliarden Euro.<br />

Vgl. Eurostat (Hg.), Comext Database, (eingesehen am 5.9.2012).<br />

Aluminium- und Zinkabfälle werden schätzungsweise<br />

derzeit wiederverwertet. 3<br />

Im Gegensatz zu metallischen Rohstoffen werden<br />

in Frankreich nach wie vor bedeutende Mengen an<br />

Industriemineralien gefördert. So gehört Frankreich<br />

zu den zehn weltweit größten Produzenten von Diatomit,<br />

Feldspat, Gips, Kieselerde und Talk mit einem<br />

Anteil von jeweils drei bis fünf Prozent an der Weltproduktion.<br />

Im Blickpunkt der aktuellen französischen<br />

Rohstoffpolitik für nicht-energetische mineralische<br />

Rohstoffe stehen daher Metalle, die für die französische<br />

Industrie unverzichtbar sind und potenziell<br />

mit Versorgungsrisiken behaftet sein könnten. Im Wesentlichen<br />

gleicht die Risikobewertung in Frankreich<br />

der in anderen Industriestaaten <strong>oder</strong> auch der Europäischen<br />

Kommission. Zwar ist der industrielle Sektor<br />

in den letzten Jahrzehnten beständig geschrumpft<br />

und trägt mittlerweile weniger als 13 Prozent zum<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. 5 In der französischen<br />

Industrie gibt es jedoch nach wie vor Branchen, die<br />

in hohem Maße auf metallische Rohstoffe angewiesen<br />

sind und Preisschwankungen und Versorgungsengpässe<br />

zu spüren bekommen. Dazu zählen etwa<br />

die Automobilindustrie und die Chemische Industrie,<br />

aber auch die Luftfahrt- und Rüstungskonzerne. Zudem<br />

hat sich die neue französische Regierung die<br />

Re-Industrialisierung Frankreichs auf die Fahnen<br />

geschrieben. Dies ist eine der Aufgaben des neuen<br />

»Ministeriums für den Wiederaufbau der Produktion«,<br />

wie das Industrieministerium jetzt bezeichnender-<br />

3 Vgl. Waldemar Duscha, »Recycling- und Entsorgungswirtschaft<br />

Frankreich«, GTAI, 2011 (Branche kompakt).<br />

4 Vgl. Alberto Alexander Perez, »2010 Minerals Yearbook –<br />

France [Advance Release]«, in: USGS (Hg.), 2010 Minerals Yearbook,<br />

Reston, Juli 2012 (Bd. 3 – Area Reports – International),<br />

(eingesehen am 12.9.2012).<br />

5 Laut einem Bericht über die Wettbewerbsfähigkeit Frankreichs,<br />

den der Regierungsbeauftragte für Investitionsfragen<br />

und frühere EADS-Chef Louis Gallois im November<br />

2012 vorlegte, ist der Anteil der Industrie an der Gesamt-<br />

zent<br />

im Jahr 2011 gefallen. Der Bericht ist verfügbar unter<br />

<br />

(eingesehen am 16.1.2013).<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

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