Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Trends auf den Rohstoffmärkten<br />
Einleitung: Globale Rohstoffmärkte – <strong>Nationale</strong> Rohstoffpolitiken<br />
Hanns Günther Hilpert / Stormy-Annika Mildner<br />
Trends auf den Rohstoffmärkten<br />
In der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts sind<br />
Mineralien und Metalle zu einem politisch brisanten<br />
Thema geworden. Grund dafür sind volatile, in der<br />
Tendenz stark steigende Preise in Verbindung mit<br />
temporären Versorgungsengpässen. Dabei steht das<br />
Interesse der Verbraucherländer an einer sicheren<br />
Versorgung mit Mineralien und Metallen zu erschwinglichen<br />
Preisen im Kontrast zu den Anstrengungen<br />
der Produzentenländer, möglichst hohe Renditen<br />
mit der Gewinnung und Weiterverarbeitung<br />
ihrer heimischen Rohstoffe zu erwirtschaften. Es überrascht<br />
daher kaum, dass Rohstoffe inzwischen in der<br />
Wirtschafts-, Außen- und Entwicklungspolitik einen<br />
prominenten Rang einnehmen. Zahlreiche Regierungspapiere<br />
weltweit dokumentieren die Dringlichkeit<br />
des Themas – die Rohstoffstrategie der deutschen<br />
Bundesregierung ist eines davon.<br />
Dass der Staat in der Rohstoffwirtschaft und -politik<br />
zurzeit eine Renaissance erlebt, liegt nicht zuletzt an<br />
der für die Märkte überraschenden Nachfragesteigerung.<br />
Metalle und Mineralien sind ökonomisch knapper<br />
geworden. 1 Eine Erschöpfung dieser Ressourcen<br />
muss unter geologischen Gesichtspunkten zwar nicht<br />
befürchtet werden – mittel- bis langfristig ist sogar ein<br />
zyklischer Abschwung der gegenwärtigen Rohstoffhausse<br />
gut vorstellbar. Eine Rückkehr zum niedrigen<br />
Preisniveau <br />
nicht zu erwarten. Getrieben von der wachsenden<br />
Rohstoffnachfrage Chinas und anderer Schwellenländer<br />
ist aus dem einstigen Käufermarkt ein veritabler<br />
Verkäufermarkt geworden. Da bei dem heutigen<br />
Preis- und Technologieniveau die Erschöpfung<br />
einiger traditioneller Abbaugebiete nicht auszuschließen<br />
ist, die Kosten für die Erschließung neuer Förderregionen<br />
hoch, die dabei anfallenden Anlauffristen<br />
1 Ausführlich zur Verknappung auf den <strong>internationale</strong>n<br />
Metallmärkten vgl. Hanns Günther Hilpert/Gitta Lauster/<br />
Stormy-Annika Mildner/Florian Wassenberg, »Wettlauf um<br />
Metalle. Eisenerz und Seltene Erden«, in: Stormy-Annika<br />
Mildner (Hg.), Konfliktrisiko Rohstoffe? Herausforderungen und<br />
Chancen im Umgang mit knappen Ressourcen, Berlin: <strong>Stiftung</strong><br />
Wissenschaft und Politik, Februar 2011 (SWP-Studie 5/2011),<br />
S. 131–170, insbesondere S. –<br />
lang und die Investitionsrisiken groß sind, kann sich<br />
das globale Angebot kurzfristig nur mit Verzögerung<br />
der unerwartet rasch gestiegenen Nachfrage anpassen.<br />
Zusätzlich akzentuiert werden die zunehmende<br />
Knappheit und die Preisschübe durch veränderte industrielle<br />
Bedarfsstrukturen, eine geographische und<br />
unternehmerische Konzentration des Angebots in den<br />
G20-Ländern, politische Interventionen in die Märkte<br />
wie Exportkontrollen und durch ökologisch, politisch<br />
<strong>oder</strong> auch sozial bedingte Konflikte in vielen Förderländern.<br />
Überdies sind Rohstoffe ein beliebtes Anlageund<br />
Spekulationsobjekt geworden. Die Konsequenz ist<br />
ein Hochpreiszyklus (2003 bis Anfang 2012), der bereits<br />
länger anhält als alle bisherigen der Nachkriegsgeschichte.<br />
Im Zuge der Finanz- <br />
2009 gingen die Preise zwar kurzfristig zurück, kletterten<br />
aber nur wenig später wieder in neue Höhen<br />
(vgl. Abbildung 1, S. 12). Kostete beispielsweise eine<br />
-Dollar,<br />
war-Dollar. 2 Der Preis<br />
für eine Tonne Eisenerz stieg im selben Zeitraum von<br />
-Dollar. 3 Das Jahr 2012 war charakterisiert<br />
durch schwankende Preise, die ein weiterhin<br />
hohes Niveau hatten. Bedingt durch die sich eintrübenden<br />
Konjunkturaussichten in Europa und China<br />
waren die Preise für Mineralien und Metalle von der<br />
Jahreswende 2011/2012 bis zum Sommer deutlich<br />
rückläufig. Seitdem ist wieder eine Aufwärtsbewegung<br />
der Preise wichtiger Industriemetalle zu beobachten.<br />
Mittelfristig erwarten die meisten Beobachter, dass<br />
die Rohstoffpreise auf diesem insgesamt hohen Niveau<br />
bleiben – unter der Voraussetzung, dass sich die Eurokrise<br />
weiter entschärft und die Schwellenländer eine<br />
hohe Wachstumsdynamik entfalten.<br />
Staaten und Staatsunternehmen haben seit jeher<br />
im Rohstoffsektor agiert, ab Mitte der vergangenen<br />
Dekade nahmen Zahl und Intensität staatlicher Interventionen<br />
jedoch abermals zu. Die lange Zeit propagierte<br />
Laissez-faire-Haltung gegenüber dem Geschehen<br />
auf den <strong>internationale</strong>n Rohstoffmärkten ist in die<br />
2 Vgl. BGR-Datenbank 2012.<br />
3 Vgl. IWF, Primary Commodity Prices, (eingesehen <br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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