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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Die Rohstoffpolitik<br />

Von 2005 bis 2011 trug der türkische Bergbau nur<br />

rund <br />

Sein Anteil am Export stieg von 2,1 auf 2,9 Prozent.<br />

Aufgrund des langanhaltenden Booms der türkischen<br />

Wirtschaft spiegeln diese Zahlen das hohe absolute<br />

Wachstum des Sektors nicht angemessen wider, das<br />

bei durchschnittlich 21,6 Prozent pro Jahr lag. 11 Doch<br />

lässt gerade der Vergleich mit dem Aufschwung der<br />

türkischen Wirtschaft, die seit 2002 im Schnitt jährlich<br />

um etwa 5,5 Prozent wuchs, 12 die strukturelle<br />

Schwäche des Bergbaus erkennen, primär bei Basismetallen.<br />

Die türkische Bautätigkeit im In- und Ausland<br />

bewegt sich seit langem auf hohem Niveau. Zusammen<br />

mit dem aktuellen Boom hat dies dazu geführt,<br />

dass die einheimische Stahlindustrie ihre Produktion<br />

in den letzten zehn Jahren verdoppeln konnte. Die<br />

Türkei ist heute der zehntgrößte Stahlproduzent der<br />

<br />

müssen jedoch importiert werden.<br />

13 Die bislang<br />

bekannten einheimischen Eisenreserven dürften in<br />

zehn Jahren aufgebraucht sein. Bei der Eisengewinnung<br />

werden nur noch 31 Prozent der Rohstoffe aus<br />

dem Bergbau bezogen, der Rest aus Sekundärrohstoffen.<br />

15 Die Einfuhren von Eisenerz und Eisenschrott,<br />

die seit dem Jahr 2006 den drittgrößten Posten in der<br />

Importstatistik bilden, sind maßgeblich für das hohe<br />

türkische Leistungsbilanzdefizit verantwortlich. Weitere<br />

bedeutende Importposten sind Aluminium, Gold<br />

und Kupfer.<br />

Den überwiegenden Teil der Bergbauunternehmen<br />

stellen kleine und mittelständische Betriebe, denen es<br />

teilweise an grundlegenden Fertigkeiten in Management,<br />

Ausbildung und Exploration mangelt. Große<br />

Unternehmen, die Standards setzen und Innovation<br />

möglich machen, gibt es nicht. Die türkische Großindustrie<br />

hat sich bisher mit einem Engagement im<br />

11 Angaben nach Neunter Entwicklungsplan [wie Fn. 2], S. 7;<br />

Bergbaugeneraldirektorium, (Istatistikler);<br />

Sahil Madencilik, (eingesehen jeweils am<br />

<br />

12 Vgl. Emre Peker, »Türkei kämpft um den versprochenen<br />

Boom«, in: The Wall Street Journal<br />

wall-street-journal/article109313793/Tuerkei-kaempft-um-denversprochenen-Boom.html><br />

(eingesehen am 1.10.2012).<br />

13 Vgl. persönliche Mitteilung von Dr. Abdülkerim Yörükolu,<br />

dem stellvertretenden Direktor der Generaldirektion<br />

für Analyse und Exploration von Bodenschätzen (MTA),<br />

Ankara, 6.9.2012.<br />

14 Vgl. Mining Turkey [wie Fn. 2], S. 20.<br />

15 Vgl. Neunter Entwicklungsplan [wie Fn. 2], S. 116.<br />

Bergbau zurückgehalten. Ausländische Investitionen<br />

flossen vor allem in die Goldgewinnung. Die von der<br />

Privatisierung erwartete große Investitionswelle ist<br />

bislang jedoch ausgeblieben. 16 Hoffnungen richten<br />

sich auf eine verstärkte <strong>internationale</strong> Zusammenarbeit.<br />

Die Kapazitäten zur Veredelung und Verarbeitung<br />

von Bergbauprodukten sind noch ausbaufähig. Zwar<br />

exportiert die Türkei heute im Falle von Bor und<br />

Marmor wesentlich mehr verarbeitete als Rohprodukte,<br />

doch besonders bei der Verarbeitung von Basis-<br />

17<br />

metallen scheiterte eine Ausweitung der Kapazitäten<br />

bisher daran, dass die dafür nötigen Investitionen<br />

langfristig angelegt und die Energiepreise außergewöhnlich<br />

hoch sind. Als Folge dessen ist die Wertschöpfung<br />

im Bergbau nach wie vor begrenzt.<br />

Diese Probleme des Bergbaus spiegeln zu einem<br />

gewissen Grad strukturelle Schwächen der türkischen<br />

<br />

das BIP der Türkei von 392 Milliarden auf 772 Milliarden<br />

US-Dollar, das Pro-Kopf-Einkommen stieg im sel-<br />

-Dollar. Gleichzeitig<br />

wuchs aber auch das Leistungsbilanzdefizit.<br />

<br />

Die Hauptursachen dafür liegen in den hohen absoluten<br />

Importzahlen. Diese sind zum einen der Abhängigkeit<br />

von Energielieferungen geschuldet und<br />

beruhen zum anderen darauf, dass übermäßig viele<br />

Halbfertigprodukte verwendet werden und der Anteil<br />

importierter Rohstoffe relativ hoch ist.<br />

Die Rohstoffpolitik<br />

Akteure und Institutionen<br />

nt der türkischen Bergbauaktivitäten<br />

auf staatliche Unternehmen und nur<br />

15 Prozent auf private. Als Folge der Privatisierung hat<br />

sich dieses Verhältnis mittlerweile umgekehrt. 19 Als<br />

einziges nennenswertes staatliches Großunternehmen<br />

ist die Eti-Generaldirektion für Bergbaubetriebe (kurz<br />

EtiMGIM) verblieben, die das Monopol für die Gewinnung<br />

und Verarbeitung von Boraten innehat und daneben<br />

Zeolithe, Schwefelsäure und Pyrit herstellt. In<br />

16 Vgl. persönliche Mitteilung von Engin Yalçin, dem Leiter<br />

der Bergbauabteilung des Verbandes der Bergbauexporteure<br />

(MMB), <br />

17 Vgl. Neunter Entwicklungsplan [wie Fn. 2], S. <br />

18 Vgl. Müstakil Sanayici ve Adamlari (MÜSIAD)<br />

(Hg.), Türkiye Ekonomisi Raporu, 2012, S. 15.<br />

19 Vgl. E&MJ (Hg.), Mining in Turkey [wie Fn. 2], S. <br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

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