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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Die Rohstoffpolitiken der G20-Staaten<br />

für Indien, wenn auch in viel geringerem Maßstab.<br />

Indien gehört zu den Ländern mit einem mittelhohen<br />

Verbrauch. Sowohl Australien als auch Brasilien sind<br />

ausgesprochen exportorientiert. In Australien gibt<br />

es nur wenig verarbeitende Industrie, so dass die heimische<br />

Nachfrage vergleichsweise niedrig ausfällt.<br />

G20-Mitglieder mit mittelstark bis stark ausgeprägter<br />

Rohstoffproduktion sind die EU-27, die USA, Russland,<br />

Kanada, Südafrika, Deutschland und Mexiko.<br />

Aufgrund ihres hohen Verbrauchs jedoch müssen die<br />

EU-27, die USA und auch Deutschland große Mengen<br />

an Rohstoffen importieren. Russland, Kanada und Südafrika<br />

dagegen sind weitaus exportorientierter. Mexiko<br />

schließlich zählt zu den Ländern mit relativ geringem<br />

heimischem Verbrauch und niedrigen Exporten.<br />

Eine eher niedrige Rohstoffproduktion (weniger<br />

als 1% Anteil an der globalen Produktion nach Menge)<br />

kennzeichnet die Türkei, Italien, Frankreich, das Vereinigte<br />

Königreich, Saudi-Arabien, Japan, Argentinien,<br />

Südkorea und Indonesien. Zu den Ländern mit mittlerem<br />

nationalem Verbrauch gehören Japan, Italien<br />

und Südkorea. Sie müssen Rohstoffe einführen, um<br />

ihren Bedarf zu decken. Dies trifft ebenfalls, wenn<br />

auch abgeschwächt, auf Frankreich und die Türkei zu,<br />

deren Verbrauch deutlich niedriger liegt. Noch geringer<br />

ist dieser in Argentinien, dem Vereinigten Königreich,<br />

Indonesien und Saudi-Arabien, weil seitens der<br />

heimischen Industrie nur wenig Nachfrage besteht.<br />

Die Rohstoffpolitiken der G20-Staaten<br />

Nicht nur Rohstoffausstattung und Wirtschaftsstruktur<br />

beeinflussen die rohstoffwirtschaftlichen Ziele der<br />

G20-Länder. Wichtig ist auch, aus welcher Perspektive<br />

das Thema diskutiert wird, welche Akteure involviert<br />

sind und welche Probleme, Risiken und Chancen auf<br />

den Rohstoffmärkten gesehen werden.<br />

Die Länderanalysen zeigen folgendes Bild für die verschiedenen<br />

Komponenten und Faktoren, die bei der Rohstoffpolitik<br />

von Belang sind (vgl. auch Annex 4–5, S. 196ff):<br />

Akteure und Institutionen<br />

In allen G20-Staaten fällt Rohstoffpolitik in die Zuständigkeit<br />

eines <strong>oder</strong> mehrerer Ministerien <strong>oder</strong> zentraler<br />

Behörden, wobei personelle Ausstattung und<br />

effektive Beschäftigung mit Rohstoffpolitik stark differieren.<br />

Jeweils eine einzige Institution, die eine federführende<br />

Rolle spielt und auf die zentral alle Informations-<br />

und Entscheidungswege zulaufen, gibt es in<br />

Argentinien, Australien, Brasilien, Deutschland,<br />

Frankreich, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Mexiko,<br />

Südafrika, Südkorea, der Türkei und dem Vereinigten<br />

Königreich, mit Einschränkung auch in den USA.<br />

Mehr <strong>oder</strong> weniger (un)koordiniert auf mehrere Institutionen<br />

verteilt ist die Rohstoffpolitik hingegen in<br />

China, der EU, Kanada, Russland und Saudi-Arabien.<br />

In den zentralistisch verfassten Staaten Frankreich,<br />

Japan, Südkorea, Saudi-Arabien und der Türkei sowie<br />

in Brasilien, Mexiko und Südafrika befassen sich ausschließlich<br />

zentrale Behörden mit Gesetzgebung,<br />

Regulierung und Aufsicht von Rohstoffwirtschaft und<br />

Rohstoffpolitik. Dagegen haben in allen übrigen Ländern<br />

auch föderale Körperschaften eigene Regulierungskompetenzen<br />

(etwa Regulierung und Aufsicht,<br />

Umweltschutz, Lizenzvergabe). Über eine eigene bergbaurechtliche<br />

Gesetzgebungskompetenz verfügen die<br />

föderalen Körperschaften (Bundesstaaten, Provinzen<br />

und Regionen) in Argentinien, Australien, China,<br />

Deutschland, der EU, Italien, Kanada und den USA.<br />

Eine Vorrangstellung der Staatsunternehmen bzw.<br />

staatlich dominierter Rohstoffunternehmen ist in<br />

China, Indien, Russland und Saudi-Arabien zu beobachten.<br />

Ansonsten ist die Rohstoffwirtschaft überwiegend<br />

privatwirtschaftlich organisiert. Staatliche<br />

Bergbauunternehmen finden sich aber auch in Brasilien,<br />

Frankreich (AREVA), Indien, Indonesien (PT<br />

Aneka Tambang), Mexiko und der Türkei (EtiMGIM).<br />

Die Staatsfirmen JOGMEC und KORES sind sowohl<br />

wichtige geschäftliche Akteure in der Rohstoffwirtschaft<br />

Japans und Südkoreas als auch Instrumente<br />

der staatlichen Rohstoffpolitik dieser beiden Länder.<br />

Zivilgesellschaftliche Gruppen mit tatsächlicher<br />

<strong>oder</strong> beabsichtigter Einflussnahme auf die Rohstoffpolitik<br />

sind insbesondere in Europa (Deutschland,<br />

Frankreich, Vereinigtes Königreich, EU) und den USA<br />

aktiv. In den großen Produzentenländern sind die<br />

wichtigsten politischen Gegenspieler der nationalen<br />

Bergbaupolitik entweder Gewerkschaften (Australien,<br />

Kanada, Südafrika) <strong>oder</strong> Teilhabe fordernde lokale<br />

Gemeinschaften (Argentinien, Australien, Brasilien,<br />

China, Indien, Indonesien, Kanada, Mexiko, USA).<br />

Strategiedokumente<br />

Für die Rohstoffpolitik der G20-Länder Australien,<br />

Italien, Mexiko, Saudi-Arabien und Türkei existieren<br />

keine offiziellen Strategiedokumente. Im Gegensatz<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

21

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