Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Ausblick und Bewertung<br />
trieb. Zudem weckt der Beitritt Südafrikas zum Club<br />
der BRICS, der aus Brasilien, Russland, Indien, China<br />
und Südafrika bestehenden Staatengruppe, große,<br />
wenngleich diffuse Hoffnungen. Allerdings geben<br />
Kritiker zu bedenken, dass die ökonomischen Vorteile<br />
der BRICS-Mitgliedschaft keineswegs auf der Hand<br />
lägen, zumal Südafrika – etwa mit Blick auf das Ziel<br />
der Wertschöpfung – keineswegs dieselben Interessen<br />
verfolge wie China und Indien. Klarer benannt werden<br />
Ressentiments gegen die Europäische Union, Südafrikas<br />
wichtigsten Handelspartner, deren handelspolitische<br />
Präferenzen die Industrialisierung und<br />
Diversifizierung der südafrikanischen Wirtschaft<br />
behinderten.<br />
Auf Ebene der Afrikanischen Union ist Rohstoffpolitik<br />
ein relativ junges Thema, das noch nicht über<br />
konsultative Prozesse hinausgekommen ist.<br />
35 Das südafrikanische<br />
Handelsministerium dringt darauf, im<br />
Rohstoffsektor einheitliche Investitionsbedingungen<br />
innerhalb der Southern African Development Community<br />
(SADC) zu schaffen. 36 Internationale Initiativen<br />
zur Verbesserung von Transparenz im Rohstoffsektor<br />
erhalten von der Regierung regelmäßige Unterstützung,<br />
die bislang aber mit dem Hinweis darauf,<br />
dass Südafrika transparente Verfahren und Institutionen<br />
habe, unverbindlich geblieben ist. Gleichwohl<br />
gibt es Anzeichen dafür, dass sich Südafrika gemeinsamen<br />
Zielen, Standards und Normen innerhalb der<br />
G20 auf Dauer nicht prinzipiell verschließen würde.<br />
Dies betrifft die Transparenz bei der Vergabe und Aushandlung<br />
fairer und nachhaltiger Bergbauverträge,<br />
den Beitritt aller G20-Staaten zur Extractive Industries<br />
Transparency Initiative (EITI) sowie die Reform von<br />
wirtschafts- und handelspolitischen Spielregeln, die<br />
(wie die Economic Partnership Agreements, EPAs)<br />
die Spielräume von Rohstoffproduzenten bei Vermarktung<br />
und Verwendung einschränken.<br />
34 Vgl. Building a Better World: The Diplomacy of Ubuntu. White<br />
Paper on South Africa’s Foreign Policy, Pretoria 2011, S. 16,<br />
<br />
<br />
35 Vgl. Africa Mining Vision, die von den afrikanischen<br />
Staatschefs 2009 verabschiedet wurde; siehe (eingesehen am 9.10.2012).<br />
36 »SA’s New Investment Policy to Forge Minerals, Industrialisation<br />
Link«, in: Mining Weekly, 26.7.2012, <br />
(eingesehen<br />
<br />
Ausblick und Bewertung<br />
Südafrikas Rohstoffpolitik befindet sich derzeit in<br />
einer Phase des Umbruchs. Die Regierung steht unter<br />
Druck, die sozialen und wirtschaftlichen Versprechen<br />
der Befreiung von der Apartheid einzulösen. Der<br />
soziale Sprengstoff, den der historisch belastete Bergbausektor<br />
in sich birgt, ist gewaltig, wie zuletzt die<br />
Tragödie von Marikana gezeigt hat. Auch wenn die<br />
politische Dominanz des ANC für die nächste Dekade<br />
nicht gefährdet ist, wächst unter dem Dach der Befreiungsbewegung<br />
die Unzufriedenheit über die Pfründenwirtschaft<br />
und die politische Arroganz der Eliten.<br />
Dies bekommt die Gewerkschaft der Bergbauarbeiter<br />
schon heute in Form von Mitgliederschwund und der<br />
Herausforderung durch den Zulauf radikaler Gewerkschaften<br />
zu spüren.<br />
Eine kohärente Reaktion der südafrikanischen<br />
Regierung steht noch aus, dürfte aber nach dem ANC-<br />
Parteitag von Mangaung im Dezember 2012 – und der<br />
erneuten Nominierung Zumas zum ANC-Präsidentschaftskandidaten<br />
– auf den Weg gebracht werden.<br />
Ein m<strong>oder</strong>ater Grad staatlicher Intervention im Bergbausektor<br />
ist zu erwarten. Die Regierung wird ihre<br />
Rohstoffpolitik an den begrenzten Fähigkeiten des<br />
Staates orientieren müssen und außerdem vor der<br />
Herausforderung stehen, nationale Prioritäten an globalwirtschaftliche<br />
Zusammenhänge anzupassen. Dabei<br />
muss sie in der Lage sein, von Investoren und Handelspartnern<br />
größere Gegenwerte für ihre Rohstoffe<br />
zu fordern, sowohl aufgrund der begrenzten Mobilität<br />
der Investoren und der langfristig wachsenden globalen<br />
Nachfrage als auch angesichts der enormen Rohstoffreserven<br />
des Landes. Die Maximierung der Steuereinnahmen<br />
seitens der Bergbaukonzerne wird aber<br />
langfristig nicht zum Ziel führen, solange sie nicht an<br />
eine kohärente Politik rückgebunden ist, die mehr<br />
Investitionen in Bildung und Infrastrukturen vorsieht,<br />
aber auch eine transparentere Politik gegenüber Investoren<br />
sowie Bergbauarbeitern und Wählern. Dies sollte<br />
erstens beinhalten, dass die politische Unabhängigkeit<br />
des staatlichen Regulierers nicht durch staatseigene<br />
Bergbaukonzerne untergraben wird und Lizenzen<br />
in transparenten und kompetitiven Verfahren<br />
vergeben werden. Zweitens gilt es, die vorhandenen<br />
gesetzlichen Bestimmungen bei unternehmerischer<br />
Verantwortung (CSR) und Black Economic<br />
Empowerment (BEE) einzuhalten und durchzusetzen.<br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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