Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Die Rohstoffpolitik<br />
sell<br />
57<br />
Anders als der US-amerikanische Dodd-Frank Wall Street<br />
Reform and Consumer Protection Act von 2010 beziehen<br />
sich die Vorschläge der Kommission nicht auf Transparenz<br />
in den Handelsströmen. Ziel der Kommission<br />
ist, »ein System der länderbezogenen Berichterstattung<br />
einzuführen, um die Transparenz hinsichtlich<br />
der Zahlungen zu erhöhen, welche die mineralgewinnende<br />
Industrie und die Forstwirtschaft weltweit an<br />
Regierungen leisten«. 59 Die EU will damit den Bürgern<br />
rohstoffreicher Länder den Zugang zu Informationen<br />
über die Einnahmen ihrer Regierungen erleichtern<br />
und die Basis dafür schaffen, dass diese stärker als in<br />
der Vergangenheit zum Wohle der Bevölkerung eingesetzt<br />
werden. Die Zahlungen sollen sowohl nach<br />
Ländern als auch nach einzelnen Projekten aufgeschlüsselt<br />
werden. Inbegriffen sind nicht nur Zahlungen<br />
an die bundesstaatliche Ebene, sondern auch<br />
an regionale und lokale Gebietskörperschaften.<br />
Im Anschluss an die Annahme durch die Kommission<br />
wurde der Vorschlag am 26. Oktober 2011 dem<br />
Rat und dem EP übermittelt, welche in einem Ordentlichen<br />
Gesetzgebungsverfahren gemeinsam über<br />
deren Umsetzung befinden. Eine Einigung ist bislang<br />
nicht in Sicht. So gehen einigen Mitgliedstaaten, darunter<br />
Deutschland und Großbritannien, die Kommissionsvorschläge<br />
aus wirtschaftlichen Erwägungen<br />
zu weit, gerade was die projektbezogene Offenlegung<br />
anbelangt. Zudem setzen sie sich für einen hohen<br />
Schwellenwert für die Offenlegung von Zahlungen<br />
60<br />
ein (500 000 Euro). Das EP plädiert hingegen für eine<br />
57 Vgl. Europäische Kommission (Hg.), Proposal for a Directive<br />
of the European Parliament and of the Council über den Jahresabschluss,<br />
den konsolidierten Abschluss und damit verbundene<br />
Berichte von Unternehmen bestimmter Rechtsformen, Brüssel,<br />
-lex.europa.eu/<br />
FIN:DE:PDF><br />
(eingesehen am 23.5.2012).<br />
58 Siehe hierzu den Beitrag »Die Vereinigten Staaten von<br />
Amerika« in dieser Sammelstudie, S. 172ff.<br />
59 Europäische Kommission (Hg.), »Verantwortungsvollere<br />
Unternehmen können dem Wachstum in Europa einen<br />
Schub geben«, Pressemitteilung, 25.10.2011, <br />
(eingesehen am 23.5.2012).<br />
60 Vgl. Council of the European Union (Hg.), Proposal for a<br />
Directive of the European Parliament and of the Council on the Annual<br />
Financial Statements, Consolidated Financial Statements and Related<br />
Reports of Certain Types of Undertakings – General Approach, S. 20,<br />
(eingesehen am 2.10.2012).<br />
Verschärfung der Berichtspflichten. Der Rechtsausschuss<br />
des EP stimmte im September 2012 über<br />
seinen Standpunkt ab. Beschlossen wurden unter<br />
anderem eine projektbezogene Offenlegungsgrenze<br />
000 Euro sowie Entlastungen durch vereinfachte<br />
Vorschriften für kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU). Die Regeln sollen für den Öl-, Gas-,<br />
Mineralien- und Forstsektor gelten. Das Plenum des<br />
EP muss dem Standpunkt noch zustimmen, bevor er<br />
dem Rat vorgelegt wird. Die Industrie läuft derweil<br />
Sturm gegen die Initiative. Unternehmen kritisieren<br />
einerseits die hohen administrativen Folgekosten.<br />
Andererseits fürchten sie Wettbewerbsnachteile<br />
gegenüber ausländischen Unternehmen, die nicht<br />
der Offenlegungspflicht unterworfen werden, etwa<br />
aus China <strong>oder</strong> Russland. Businesseurope sprach sich<br />
für eine länderbezogene Berichterstattung ähnlich<br />
dem System der Extractive Industries Transparency<br />
Initiative (EITI) aus. Unternehmen sollten nur die Zahlungen<br />
an die Zentralregierung offenlegen müssen,<br />
nicht aber jene an kleinere Gebietskörperschaften.<br />
Die projektbasierte Offenlegung lehnt der Verband<br />
strikt ab. 61<br />
Zur Förderung von Transparenz in Handelsströmen<br />
hat die EU-Kommission nun gesonderte Schritte in die<br />
Wege geleitet. Am 5. Dezember 2012 veranstaltete sie<br />
eine Anhörung zum Thema Herkunftsnachweis für<br />
Konfliktmineralien. Federführend in der Erarbeitung<br />
einer EU-weiten Regulierung des Handels mit Konfliktmineralien<br />
ist die GD Handel. Noch ist unklar, wie<br />
diese Regulierung genau aussehen soll. Der BDI setzte<br />
sich bei der Anhörung stellvertretend für Businesseurope<br />
dafür ein, lediglich schon bestehende freiwillige<br />
Initiativen zu stärken; verpflichtende Regeln nach<br />
dem Vorbild von Abschnitt 1502 des Dodd-Frank Acts<br />
würden zu hohe Einführungs- und Folgekosten mit<br />
sich bringen. Als nächste Schritte plant die Kommission<br />
unter anderem Beratungen mit verschiedenen<br />
Stakeholdern und eine Abschätzung der wirtschaftlichen,<br />
sozialen und ökologischen Folgen verpflichtender<br />
Regeln. 62<br />
61 Vgl. Businesseurope (Hg.), Position Paper Accounting Directive<br />
Transparency Directive, 22.5.2012, (eingesehen<br />
am 29.6.2012).<br />
62 Vgl. Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden (Hg.),<br />
Rundschreiben: Herkunftsnachweis für »Konfliktmineralien« auf EU-<br />
Ebene, 13.12.2012,