Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Die Rohstoffpolitik<br />
SABIC geschaffen worden. Sie sind keinen konkurrierenden<br />
politischen Unternehmenszielen ausgesetzt<br />
und können oft an administrativen Lizenzierungsstellen<br />
vorbei operieren. Der saudische Staat ist darauf<br />
bedacht, sie von den oft phlegmatischen bürokratischen<br />
Strukturen und ihren politischen Allokationsmechanismen<br />
zu isolieren. Im Rahmen solcher<br />
»Effizienzinseln« sollen sie sich vor allem der Gewinnmaximierung<br />
widmen. Auch die Minengesellschaft<br />
Ma’aden ist in dieser Tradition zu sehen. Diese führende<br />
Bergbaugesellschaft Saudi-Arabiens wurde 1997<br />
gegründet, um saudische Mineralien umfassender zu<br />
erschließen und über die Gewinnung von Gold und<br />
Nicht-Metall-Rohstoffen hinauszugehen. Ursprünglich<br />
war das Unternehmen vollständig in Staatsbesitz,<br />
<br />
gebracht wurde. Nicht alle dieser Aktien befinden sich<br />
jedoch in privatem Streubesitz. Ein erheblicher Anteil<br />
wird von staatseigenen Pensionskassen gehalten.<br />
Gemeinschaftsprojekte mit ausländischen Minderheitseigentümern<br />
haben in Saudi-Arabien Tradition,<br />
um den Import von technischem Wissen und Managementpraktiken<br />
zu ermöglichen. Die Saudi Arabian<br />
General Investment Authority (SAGIA) wurde 2000<br />
eigens zu dem Zweck etabliert, <strong>internationale</strong>s Kapital<br />
anzuziehen und solche Gemeinschaftsprojekte in die<br />
Wege zu leiten, sei es für den privaten <strong>oder</strong> den öffentlichen<br />
Sektor. SAGIA sollte die notwendigen administrativen<br />
Prozeduren für eine ausländische Firmenbeteiligung<br />
zentralisieren und so helfen, vertikale<br />
bürokratische Segmentierungen zu überwinden. Aus<br />
diesem Grunde haben verschiedene Ministerien Vertreter<br />
zu SAGIA delegiert. In der Realität ist es SAGIA<br />
jedoch nie gelungen, die hinhaltenden Widerstände in<br />
verschiedenen Bürokratien zu überwinden. Insbesondere<br />
das Handels- und Industrieministerium sowie das<br />
Innenministerium, welche die notwendigen Lizenzen<br />
vergeben, haben auf ihrer Eigenständigkeit beharrt.<br />
Darüber hinaus ist SAGIA in die strategische Planung<br />
von wirtschaftlicher Diversifikation und assoziierten<br />
Infrastrukturmaßnahmen eingebunden.<br />
Arbeitsplätze für die wachsende junge Bevölkerung<br />
zu schaffen hat für Saudi-Arabien hohe Priorität; zu<br />
diesem Zweck soll der Privatsektor gestärkt werden,<br />
da der Staat allein die benötigten Jobs nicht mehr<br />
bereitstellen kann. Der Staat hat vorsichtige Teilprivatisierungen<br />
vorgenommen und Anteile staatlicher<br />
Unternehmen zu günstigen Preisen an die Börse<br />
gebracht, auch um gewissermaßen den Ölreichtum<br />
zu verteilen. Die Marktkapitalisierung des saudischen<br />
Aktienmarktes ist die größte im Nahen Osten, Ausländer<br />
sind von direkten Investitionen allerdings nach<br />
wie vor ausgeschlossen. Private Unternehmen haben<br />
die Börse genutzt, um Kapital für den Aufbau neuer<br />
Petrochemiefirmen zu sammeln. Ähnliche Schritte<br />
sind für die privaten saudischen Bergbaugesellschaften<br />
denkbar.<br />
Der Saudi Geological Survey (SGS) ist eine unabhängige<br />
Einheit unter dem Dach des Ministeriums für Öl<br />
und mineralische Ressourcen. Er wurde 1999 gegründet,<br />
aufbauend auf der Arbeit verschiedener Vorgängerinstitutionen.<br />
Zu diesen zählen das frühere Directorate<br />
General for Mineral Resources sowie die Missionen<br />
des U.S. Geological Survey und des französischen<br />
Bureau de Recherche Géologiques et Minières, die bis<br />
1999 im Land aktiv waren. Eine Zweigstelle des SGS<br />
existiert in Riad, sein Hauptquartier ist jedoch in Jeddah,<br />
in dessen Umgebung sich die geologische Formation<br />
des Neoproterozoic Arabian Shield befindet. In<br />
dieser westlichen Gebirgsregion, die sich entlang des<br />
Hejaz von Norden nach Süden erstreckt, findet sich<br />
ein Großteil der entdeckten und vermuteten saudischen<br />
Mineralienvorkommen. SGS widmet sich der<br />
geologischen Grundlagenforschung, es kann aber<br />
auch projektspezifische Auftragsarbeiten von öffentlichen<br />
<strong>oder</strong> privaten Unternehmen annehmen.<br />
Bis 2005 war der Mineralien- und Metallbereich<br />
fest in der Hand der staatseigenen Ma’aden. Mit einer<br />
neuen Minengesetzgebung wurde der Sektor 2005 für<br />
Privatinvestoren geöffnet. Seither gibt es eine Reihe<br />
von Gemeinschaftsunternehmen zwischen privaten<br />
saudischen und ausländischen Minenfirmen. Die<br />
australische Alara Resources hält beispielsweise eine<br />
Minenlizenz mit der United Arabian Mining für Zinkund<br />
Kupferprojekte. Die kanadische Diamond Fields<br />
International und die saudische Manafa International<br />
Trade suchen im Roten Meer 115 Kilometer vor Jeddah<br />
nach Kupfer, Silber und Zink in 2000 Metern Tiefe; die<br />
britische London Mining und die saudische National<br />
Mining besitzen eine Lizenz zur Förderung von Eisenerz<br />
in Wadi Sawawin, wo fünf Millionen Tonnen<br />
Eisenerzpellets pro Jahr hergestellt werden könnten.<br />
Die Qualität des Erzes wird allerdings als minderwertig<br />
eingestuft. 19<br />
18 Vgl. Steffen Hertog, »Defying the Resource Curse:<br />
Explaining Successful State-Owned Enterprises in Rentier<br />
States«, in: World Politics, 62 (2010) 2, S. 261–301.<br />
19 Vgl. Mobbs, »Saudi Arabia [Advance Release]« [wie Fn. 13];<br />
Telefoninterview mit saudischem Ministeriumsberater,<br />
17.9.2012.<br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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