Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Die Rohstoffpolitik<br />
im Haushaltsjahr 2009/2010 knapp drei Viertel der<br />
Erz- und Mineralimporte aus. Wichtige primäre<br />
Importprodukte sind ferner Kupfer (3,6%), Phosphat<br />
(0,6%) und nicht zuletzt Gold, bei dem Indien kulturell<br />
bedingt den weltweit größten Konsum von mehr<br />
als 700 000 Kilogramm jährlich verzeichnet. 9<br />
Die indische Bergbauindustrie ist gekennzeichnet<br />
durch eine Vielzahl kleiner Minen – 2010 waren es<br />
<br />
Minen Industriemineralien abbauten. Im Bergbau<br />
dominieren – neben der in London gelisteten und im<br />
Wesentlichen aus der indischen Sterilite-Gruppe und<br />
Hindustan Zink hervorgegangenen Vedanta – vor<br />
allem die Minenunternehmen der einzelnen Bundes-<br />
-<br />
insgesamt 500 000<br />
Arbeitsplätze auf öffentliche Unternehmen. 10 Eine<br />
weitere Ausnahme stellt der Eisenerzsektor dar, der<br />
von großen privatwirtschaftlichen Firmen wie Tata<br />
Steel und Arcelor Mittal angeführt wird. Die staatliche<br />
National Mineral Development Corporation ist zwar<br />
größter Produzent, doch liegen auch hier bereits mehr<br />
als zwei Drittel der Produktion in privater Hand. 11<br />
Neben dem Staat, dessen Rolle rückläufig ist, spielen<br />
die beiden Firmen Vedanta und Arcelor Mittal,<br />
die ihren Geschäftssitz nach London verlagert haben,<br />
auch im Eisenerzbereich eine wesentliche Rolle. Ausländische<br />
Direktinvestitionen (ADI) in Indiens Rohstoffsektor<br />
sind gering, nehmen aber stetig zu. Beliefen<br />
sich die ADI im Haushaltsjahr 2006/2007 noch auf<br />
Millionen US-Dollar, waren sie im Haushaltsjahr<br />
2010/2011 bereits auf 591 Millionen US-Dollar angewachsen.<br />
12 Andererseits sind indische Unternehmen<br />
zunehmend selbst im Ausland aktiv, etwa in Australien,<br />
Kanada, Chile, Indonesien, Iran, DR Kongo,<br />
Mosambik, Namibia, Sambia, Singapur, Südafrika,<br />
Thailand und den Vereinigten Staaten. 13<br />
8 Vgl. »Indiens Wirtschaftswachstum heizt Rohstoffnachfrage<br />
an« [wie Fn. 3]; MoM (Hg.), Annual Report 2010–11<br />
[wie Fn. 6], S. 53, 165ff.<br />
9 Vgl. MoM (Hg.), Annual Report 2010–11 [wie Fn. 6], S. 53,<br />
165ff; Pitfield/Brown/Idoine, Mineral Information and Statistics<br />
for the BRIC Countries 1999–2008 [wie Fn. 1], S. <br />
10 Vgl. Kuo, »India [Advance Release]« [wie Fn. 3], S. 11.1.<br />
11 Vgl. »Indiens Wirtschaftswachstum heizt Rohstoffnachfrage<br />
an« [wie Fn. 3].<br />
12 Vgl. Reserve Bank of India (Hg.), Annual Report – Foreign<br />
Direct Investment Flows to India: Country-wise and Industry-wise,<br />
<br />
Publications.aspx?Id=1029> (eingesehen am 10.10.2012).<br />
13 Vgl. MoM (Hg.), Annual Report 2010–11 [wie Fn. 6], S. 171ff.<br />
Die Rohstoffpolitik<br />
Der Schwerpunkt der indischen Rohstoffdebatte liegt<br />
auf den fossilen Energieträgern Kohle, Öl und Gas.<br />
Metalle und Mineralien nehmen im öffentlichen Diskurs<br />
eher eine untergeordnete Rolle ein. Im Vordergrund<br />
stehen Themen wie Korruption sowie illegaler<br />
Bergbau und die damit verbundenen finanziellen,<br />
sozialen und politischen Konsequenzen. Wirtschaft<br />
und Politik sehen einen großen Reformbedarf in der<br />
bislang unzureichenden Regulierung des Sektors. 15<br />
Akteure und Institutionen<br />
In Indien befassen sich auf zentral- und bundesstaatlicher<br />
Ebene zahlreiche staatliche Akteure mit Rohstoffen,<br />
die Zuständigkeiten sind nicht immer klar.<br />
Hauptakteur für Metalle und Mineralien ist das Bergbauministerium<br />
(Ministry of Mines, MoM) mit dem<br />
dazugehörigen Bergbauamt (Indian Bureau of Mines,<br />
IBM) als kontrollierende, beratende und auswertende<br />
Behörde sowie dem Geologischen Dienst (Geological<br />
Survey of India; GSI). 16 Eine Reihe von Ministerien hat<br />
ebenfalls mit Rohstofffragen zu tun, unter anderem<br />
die Ministerien für Stahl (Ministry of Steel), für Kohle<br />
(Ministry of Coal), für Öl und Gas (Ministry of Petroleum<br />
and Natural Gas) und für Atomenergie (Department<br />
of Atomic Energy). Der Abbau von Rohstoffen<br />
muss Umweltauflagen (Environmental Impact Assessments)<br />
erfüllen, die wiederum in die Zuständigkeit<br />
des Ministeriums für Umwelt und Forsten (Ministry<br />
of Environment and Forests, MoEF) fallen. Neben der<br />
zentralstaatlichen Ebene gibt es in den Bundesstaaten<br />
eine Reihe unterschiedlicher Ministerien und Verwaltungsbehörden,<br />
die mit der Rohstoffexploration<br />
befasst sind. Durch die Vielzahl der zentral- und bundesstaatlichen<br />
Akteure kommt es immer wieder zu<br />
Abstimmungsschwierigkeiten und regulativen Überschneidungen.<br />
Weitgehende Klarheit besteht dagegen<br />
14 Vgl. »Coal Scam: How India Lost Rs.<br />
India Today, o.D., <br />
(eingesehen<br />
am 10.10.2012).<br />
15 Vgl. Ernst & Young Pvt. Ltd. (Hg.), Exploring India: Mining<br />
the Opportunities, o.O., 2011, S. 29, <br />
(eingesehen am 10.10.2012).<br />
16 Vgl. MoM (Hg.), Annual Report 2011–12, Neu-Delhi 2012,<br />
S. 13, <br />
(eingesehen am 10.10.2012).<br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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