Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Die Rohstoffpolitik<br />
Zweitens werden alle maßgeblichen Akteure als KPCh-<br />
Parteimitglieder regelmäßig intern bewertet. 10<br />
Das fragmentierte, chaotische System, in dem<br />
Chinas Bergbau und Rohstoffwirtschaft agieren, hat<br />
zwar über die vergangenen Dekaden ein erhebliches<br />
Produktionswachstum generiert und damit den tief<br />
verwurzelten Ängsten vor Versorgungsengpässen entgegengewirkt.<br />
Dieser Erfolg an der Produktionsfront<br />
kann aber die grundlegenden systemischen Schwächen<br />
nicht verdecken. Angesichts seiner schwachen<br />
Stellung kann das zentral zuständige MOLAR in der<br />
exekutiven Machthierarchie nicht die maßgebliche<br />
Instanz in Chinas Rohstoffpolitik sein. Ohne einheitliche<br />
Führungs- und Entscheidungskompetenz ist eine<br />
kohärente rohstoffwirtschaftliche Regulierung in den<br />
Provinzen aber nicht durchsetzbar. In der Folge fehlt<br />
es an regulativer Transparenz, bestehen ineffiziente<br />
Produktionsstrukturen fort und herrschen große Defizite<br />
im Umweltschutz und in der Arbeitssicherheit.<br />
Konzeptionen und Strategien<br />
Die chinesische Rohstoffpolitik mag de facto die Priorität<br />
auf die Versorgungssicherheit legen. Eine explizite<br />
Ressourcenstrategie für Metalle und Mineralien,<br />
die Ziele, Prioritäten, Maßnahmen und Instrumente<br />
benennt, gibt es jedoch nicht – weder zur Entwicklung<br />
von Bergbau und Produktion noch zur Sicherung der<br />
Verbrauchsversorgung. Bestenfalls ist eine Strategie<br />
für einzelne Produkte wie für Seltene Erden zu erkennen.<br />
Nur die von der NDRC verfassten Fünfjahrespläne<br />
<strong>oder</strong> Verlautbarungen des Staatsrats und der Ministerien<br />
MIIT und MOLAR geben Hinweise auf die aktuell<br />
verfolgten Ziele. Das einzige offizielle, alle wesentlichen<br />
Aspekte der chinesischen Ressourcenpolitik<br />
umfassende Dokument ist das 2003 vom Staatsrat<br />
veröffentlichte Weißbuch »China’s Policy on Mineral<br />
Resources«. 11 Es ist nach wie vor gültig, wenn auch die<br />
hier postulierte Politik in weiten Teilen von der tatsächlichen<br />
Entwicklung überholt wurde. Sehr grundsätzlich<br />
betont das Weißbuch die bedeutende Rolle<br />
von Mineralien als materielle Basis für die M<strong>oder</strong>ni-<br />
10 Ähnliche institutionelle Rahmenbedingungen herrschen<br />
in der Energiepolitik und Energiewirtschaft Chinas, siehe<br />
Andrews-Speed, The Institutions of Energy Governance in China<br />
[wie Fn. 9], S. –30.<br />
11 Vgl. Information Office of the State Council, China’s Policy<br />
on Mineral Resources, Dezember 2003, (eingesehen am<br />
1.2.2013).<br />
sierung Chinas. Inhaltlich gibt das Dokument einen<br />
Überblick über die geologische und wirtschaftliche<br />
Rohstoffsituation des Landes (I) und die Entwicklung<br />
des rechtlich-gesetzlichen Rahmens (VI), nennt die<br />
Pläne und Prioritäten der chinesischen Rohstoffpolitik<br />
(II) und beschreibt die Maßnahmen für die drei wichtigsten<br />
Ziele Expansion von Kapazitäten und Produktion<br />
(III), Internationalisierung durch Investition und<br />
Handel (IV), Umweltschutz und Nachhaltigkeit (V).<br />
Die im Weißbuch beschriebenen Konzepte werden<br />
im »National Plan on –2015« 12<br />
des MOLAR konkret umgesetzt, indem sowohl quantitative<br />
Produktionsziele genannt werden als auch Metalle<br />
und Mineralien, die verstärkt untersucht werden<br />
sollen.<br />
Das Seltene-Erden-Weißbuch, das der Staatsrat im<br />
Juni 2012 veröffentlichte, folgt im Aufbau dem Weißbuch<br />
von 2003. Einer genauen Darstellung der Seltenerdindustrie<br />
Chinas einschließlich ihrer zahlreichen<br />
Probleme (I) folgen Kapitel zu Prinzipien und Zielen<br />
(II), Ressourcenschutz und Produktion (III), Umweltschutz<br />
(IV), M<strong>oder</strong>nisierung und Weiterverarbeitung<br />
(V) und die <strong>internationale</strong> Ebene (VI). Ausführlich beschreibt<br />
das Papier die führende Position der Volksrepublik<br />
im Seltenerdsektor, nennt den Umweltschutz,<br />
die Konsolidierung und technologische M<strong>oder</strong>nisierung<br />
der Seltenerdindustrie als Ziele und rechtfertigt<br />
die Praxis der Exportrestriktionen.<br />
13<br />
Der am 19. Oktober 2011 vom Staatsrat gebilligte<br />
Bergbau-Entwicklungsplan nennt konkrete Maßnahmen,<br />
mit denen die Exploration intensiviert, die Produktion<br />
gesteigert und die Ressourceneffizienz von<br />
elf strategischen Mineralien erhöht werden soll. Dabei<br />
handelt es sich um Mineralien, bei denen China zu<br />
mehr als 50 Prozent vom Import abhängt, darunter<br />
Eisenerz, Kalisalz und Kupfer (»Strategic Roadmap for<br />
Seeking Mining Breakthroughs [2011–2020]«). <br />
12 Vgl. Pui-Kwan Tse, »The Mineral Industry of China«, in:<br />
USGS (Hg.), 2008 Minerals Yearbook. China, Reston, August 2010<br />
(Bd. 3 – Area Reports – International), S. <br />
-2-ch.pdf> (eingesehen<br />
am 11.10.2012).<br />
13 Vgl. Information Office of the State Council, Situation<br />
and Policy on China’s Rare Earth Industry, (ein-<br />
<br />
14 Vgl. Guowuyuan Bangongting, Guowuyuan Changwu Huiyi<br />
tongguo Zhao kuang tupo zhanlüe xingdong gangyao (2011–2020<br />
nian) (General Office des Staatsrats, »Plenum des Ständigen<br />
Ausschusses des Staatsrats verabschiedet ›Aktionsplattform<br />
[für die] Durchbruchstrategie in der Erschließung [von Bodenschätzen]‹«),<br />
Peking 2011,