Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Saudi-Arabien<br />
Konzeptionen und Strategien<br />
Die nicht-energetischen Mineralien und Metalle spielen<br />
aufgrund ihrer geringeren gesamtwirtschaftlichen<br />
Bedeutung eine weniger prominente Rolle in strategischen<br />
Überlegungen. Dagegen gibt es bei Öl, Gas<br />
<strong>oder</strong> Nahrungsmitteln Ansätze zur Formulierung<br />
einer strategischen Politik und größerer institutioneller<br />
<strong>Kooperation</strong>. Hierfür wurden das King Abdullah<br />
Petroleum Studies and Research Center (KAPSARC), die<br />
King Abdullah City for Atomic and Renewable Energy<br />
(KACARE) und die King Abdullah Initiative for Agricultural<br />
Investments Abroad (KAISAIA) gegründet. Die<br />
Veröffentlichungen des SGS und des Ministeriums für<br />
Öl und mineralische Ressourcen sind eher technischer<br />
Natur. Auch ist zu beachten, dass Saudi-Arabien ein<br />
Rentierstaat mit eingeschränkter Transparenz und<br />
politischer Partizipation ist. Bürokratische Kapazitäten<br />
und Gepflogenheiten sind nicht mit denen in<br />
Staaten der Organisation for Economic Co-operation<br />
and Development (OECD) und aufstrebender Schwellenländer<br />
vergleichbar. Offizielle Verlautbarungen<br />
<strong>oder</strong> Positionspapiere sind daher seltener und nicht<br />
so umfangreich. Im fragmentierten institutionellen<br />
Gefüge des Landes können sie auch von verschiedenen<br />
offiziellen Stellen kommen und abweichende Informationen<br />
enthalten.<br />
Mineralien und Metalle werden vor allem als Beitrag<br />
zur wirtschaftlichen Diversifikation gesehen,<br />
insbesondere Phosphate und Aluminium. Vorhandene<br />
Bodenschätze sollen ausgehoben und idealerweise bei<br />
der Errichtung verarbeitender Industrien genutzt<br />
werden. In Bereichen, in denen Saudi-Arabien auf Rohstoffimporte<br />
angewiesen ist, wie beispielsweise bei<br />
Baumaterialien und Eisenerz, ist die Sorge um Liefersicherheit<br />
zu beobachten. Exportbeschränkungen<br />
wurden erlassen und es wurde in ausländische Minen<br />
investiert. Aufgrund seiner hohen Devisenvorräte<br />
könnte Saudi-Arabien auch Interesse entwickeln, seine<br />
Goldvorkommen zur Währungsdiversifikation zu<br />
einzusetzen.<br />
Phosphate sind inzwischen das Kerngeschäftsfeld<br />
von Saudi-Arabiens wichtigster Minengesellschaft<br />
tiger<br />
Eckpfeiler sein, Industriemetalle spielen für<br />
die Firma dagegen eine untergeordnete Rolle. 20 Mit<br />
einem angestrebten Marktanteil von zehn Prozent am<br />
weltweit gehandelten Volumen von DAP-Dünger ist<br />
20 Vgl. Al Rajhi Capital, Ma’aden Phosphate Drives Valuation<br />
[wie Fn. ].<br />
Ma’aden im Begriff, sich als globaler Akteur zu etablieren,<br />
ähnlich wie die bereits in den 1970er Jahren<br />
gegründete SABIC, die zu den größten Petrochemieproduzenten<br />
weltweit zählt. Ziel ist es, günstige Energiezufuhr<br />
und lokale Bodenschätze zu erfolgreichen<br />
Exportprodukten zu kombinieren, insbesondere für<br />
die boomenden asiatischen Märkte.<br />
Die Aluminiumherstellung gehört wie die Petrochemie<br />
zu jenen Industriezweigen, mit denen die<br />
Golfstaaten die Wertschöpfungskette ihrer Energieproduktion<br />
verlängern wollen. Energie kann bis zu<br />
Prozent der Kosten für die Produktion von Aluminium<br />
ausmachen; die Golfstaaten haben hier aufgrund<br />
günstiger Gaslieferungen einen Wettbewerbsvorteil.<br />
Sie planen laut der Gulf Organization for<br />
Industrial Consulting (GOIC), ihren Weltmarktanteil<br />
bis zum Jahr 2020 von 10 auf 15 bis 17 Prozent zu erhöhen.<br />
21 Die indische Tata Group, welche Eigentümerin<br />
von Jaguar Land Rover (JLR) ist, hat die günstige<br />
Aluminiumzufuhr durch Al-Zabirah als Grund für das<br />
von ihr erwogene Vorhaben angeführt, ein Automobilwerk<br />
in Saudi-Arabien zu bauen. 22 Eine verarbeitende<br />
Industrie zu errichten, die über die bloße Rohstoffproduktion<br />
hinausgeht und mehr Jobs schafft, hat für<br />
die saudische Regierung hohe Priorität.<br />
Saudi-Arabien hat seine Goldreserven <br />
weitgehend stabil gehalten und sich immer als treuer<br />
Dollarinvestor gezeigt. Anstatt das Gold zu horten,<br />
veräußerte das Land seine eigene Goldproduktion<br />
auf <strong>internationale</strong>n Märkten über seine Zentralbank,<br />
die Saudi Arabian Monetary Agency (SAMA).<br />
23 SAMA-<br />
Präsident Muhammad al-Jasser verneinte 2011 ein<br />
Interesse an Gold als Diversifikationsinstrument<br />
wegen der hohen Preisvolatilität. Diese Aussage<br />
stand jedoch im Gegensatz zur Schätzung des World<br />
Gold Council im Jahr zuvor, das eine Verdopplung<br />
saudischer Goldreserven auf 323 Tonnen verzeichnete.<br />
Die Revision ging auf einen Wechsel in der buchhalte-<br />
21 Vgl. »GCC to Raise Global Share of Aluminum Output to<br />
15%«, in: Saudi Gazette, 12.7.2012, <br />
(eingesehen am 22.7.2012).<br />
22 Vgl. Arab News, Global Auto Giant Plans Assembly Plant in<br />
Saudi Arabia, 1.9.2012, <br />
(eingesehen am<br />
27.9.2012).<br />
23 Interview mit früherem SAMA-Mitarbeiter, Dubai, September<br />
2005, <br />
24 Vgl. Martin Dokoupil, »Gold too Speculative to Buy, Says<br />
Saudi Central Bank Chief«, in: Al Arabiya, 16.10.2011,<br />
(eingesehen<br />
am 27.9.2012).<br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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