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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Indien<br />

2011 wurden die Beratungen für das MMDR-Gesetz<br />

aufgenommen. Unter Einbeziehung aller beteiligten<br />

Institutionen und Interessengruppen sollen mit dem<br />

neuen Gesetz Wettbewerbsnachteile abgebaut, eine<br />

unabhängige Regulierungsbehörde eingerichtet und<br />

der Genehmigungsprozess transparenter gestaltet<br />

werden. 25 Außerdem ist vorgesehen, den Rohstoffsektor<br />

nachhaltiger zu entwickeln und die lokale<br />

Bevölkerung, beispielsweise durch von Unternehmen<br />

finanzierte lokale Entwicklungsfonds, stärker an den<br />

Erlösen zu beteiligen. 26 Angesichts des Anstiegs der<br />

Produktionskosten 27 infolge des Gesetzes und des Zuwachses<br />

an Kompetenzen für die Zentralregierung <br />

ist der Gesetzentwurf allerdings nicht unumstritten<br />

und wird seit der Zustimmung des Kabinetts im<br />

Januar 2012 im Parlamentsausschuss für Kohle und<br />

Stahl beraten. 29 Eine Entscheidung war im Sommer<br />

2012 noch nicht getroffen.<br />

Eine weitere Neuerung aus den Vorschlägen des<br />

»Hoda-Komitees« war der Rahmen für nachhaltige<br />

Entwicklung des indischen Bergbaus (Sustainable Development<br />

Framework for Indian Mining, SDF). Dieser empfiehlt,<br />

klare Prinzipien, »Best-Practice-Standards« sowie<br />

Berichtsnormen für den Bergbau festzulegen, und<br />

zwar in Anlehnung an Vorschläge des International<br />

Council on Mining and Metals (ICMM) und der International<br />

Union for Conservation of Nature and Natural<br />

Resources (IUCN). Das SDF soll zunächst als Leit-<br />

30<br />

faden für Politik und Wirtschaft fungieren und langfristig<br />

zum allgemeinen Maßstab werden, der im<br />

Idealfall durch eine spezielle Organisation des MoM<br />

kontrolliert wird. 31<br />

Zur Eindämmung des illegalen Bergbaus wurden<br />

mehrere Maßnahmen ergriffen, welche die administrative<br />

Aufsicht über den Bergbausektor verbessern<br />

und so die illegalen Aktivitäten erschweren sollen. So<br />

wurde beispielsweise die Reichweite der bestehenden<br />

Regulierungen ausgedehnt, um damit die Transparenz<br />

in der Rohstoffverarbeitungskette zu erhöhen. 32 Die<br />

Abstimmung unter den verschiedenen Akteuren wie<br />

den Ministerien für Transport und Eisenbahn (Ministry<br />

of Road Transport and Highways, Ministry of Railways),<br />

den Regulierungsbehörden der einzelnen Bundesstaaten<br />

sowie des Bergbauamts IBM wurde verbessert,<br />

die Kontrollmechanismen wurden verstärkt.<br />

Ausschüsse auf Bund- und Länderebene sollen die<br />

Implementierung der Reformen überwachen. 33<br />

Zuletzt wurden die Ausfuhrzölle für Eisenerz mehrmals<br />

angehoben, unter anderem um die heimische<br />

Nachfrage zu decken, da bisher die Hälfte des Eisenerzes<br />

exportiert wurde, vorwiegend nach China. <br />

Diese Maßnahme unterstreicht die Tendenz zum Rohstoffnationalismus,<br />

der in Indien aber positiv gesehen<br />

wird. 35 Das Land erhebt auf Zinkerze eine Einfuhrsteuer<br />

von fünf Prozent. Feinerz wird mit einer Exportsteuer<br />

von 20 Prozent, Stückerz mit 15 Prozent belastet.<br />

Seit Juli 2011 gilt ein Förderverbot für alle Minenbetriebe<br />

der Region Bellary im Bundesstaat Karnataka.<br />

Auf raffiniertes Kupfer wird ein Einfuhrzoll von drei<br />

Prozent erhoben. 36<br />

24 Vgl. MoM (Hg.), Annual Report 2011–12 [wie Fn. 16], S. 1.<br />

25 Vgl. »Indiens Wirtschaftswachstum heizt Rohstoffnachfrage<br />

an« [wie Fn. 3].<br />

26 Vgl. »Mines Bill Seeks Holistic Reforms in the Sector:<br />

UPA Report«, in: The Economic Times, 22.5.2012, <br />

(eingesehen am 10.10.2012).<br />

27 Vgl. Confederation of Indian Industry (Hg.), Industry<br />

Concerned on Compensation in MMDR Act, 30.9.2011, (eingesehen am 10.10.2012).<br />

28 Vgl. »Naveen Patnaik Asks PM to Modify MMDR Bill, 2011«,<br />

in: The Indian Express, 19.5.2012, (eingesehen am 10.10.2012).<br />

29 Vgl. MoM (Hg.), Annual Report 2011–12 [wie Fn. 16], S. 1.<br />

30 Vgl. MoM/ERM (Hg.), Sustainable Development Framework<br />

(SDF) for Indian Mining Sector, Neu-Delhi, 30.11.2011, S. 6,<br />

(eingesehen<br />

am 10.10.2012).<br />

Internationale Aktivitäten<br />

Große und mittlere indische Rohstoffunternehmen<br />

sind zunehmend im Ausland aktiv. Bislang investieren<br />

sie vor allem in den kohle- und kupfererzreichen Ländern<br />

Afrikas, wobei inzwischen auch andere Mineralien<br />

ins Blickfeld geraten. 37 Das Engagement indischer<br />

31 Vgl. ebd., S. <br />

32 Vgl. MoM (Hg.), Annual Report 2010–11 [wie Fn. 6], S. <br />

33 Vgl. MoM (Hg.), Annual Report 2011–12 [wie Fn. 16<br />

70ff.<br />

34 Vgl. »Indiens Wirtschaftswachstum heizt Rohstoffnachfrage<br />

an« [wie Fn. 3].<br />

35 Vgl. Ernst & Young Pvt. Ltd. (Hg.), Exploring India: Mining the<br />

Opportunities [wie Fn. 15], S. »Indiens Wirtschaftswachstum<br />

heizt Rohstoffnachfrage an« [wie Fn. 3].<br />

36 Vgl. Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI),<br />

Übersicht über bestehende Handels- und Wettbewerbsverzerrungen<br />

auf den Rohstoffmärkten, unveröffentlichtes Dokument, Berlin<br />

2012, S. <br />

37 Vgl. Campbell, »India Seeks Natural Resources in Africa<br />

But Recognises Continent’s Development Needs« [wie Fn. ].<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

90

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