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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Die Rohstoffpolitik<br />

Rohstoffreichtum so einzusetzen, dass breitenwirksame<br />

Entwicklungseffekte und Arbeitsplätze entstehen.<br />

Zwei Feststellungen rücken den Bergbau in<br />

den Fokus der südafrikanischen Debatte: erstens dass<br />

der Sektor eine Säule des ausbeuterischen und diskriminierenden<br />

Apartheidsystems war; zweitens dass<br />

Südafrika nicht in angemessener Weise von seinem<br />

Rohstoffreichtum profitiert.<br />

Das Spannungsverhältnis zwischen Südafrikas<br />

liberaler Wirtschaftsordnung einerseits und den politischen<br />

Rufen nach Staatsintervention andererseits<br />

reflektiert die strukturelle Heterogenität der Regierungskoalition,<br />

deren drei Mitgliedsorganisationen<br />

weder untereinander noch intern politisch homogene<br />

Akteure sind. Die Koexistenz von Anhängern nahezu<br />

jeder denkbaren politischen Couleur (Marxisten, Neoliberale,<br />

schwarze »Nationalisten« etc.) unter dem<br />

breiten Dach des ANC macht die Festlegung auf eine<br />

klare politische Linie nahezu unmöglich, zumal der<br />

innenpolitisch schwache Präsident Jacob Zuma darauf<br />

bedacht ist, keine wichtige Interessengruppe zu verprellen.<br />

Angefacht wurde die Diskussion über staatliche Eingriffe<br />

in den Bergbausektor von linken und nationalistischen<br />

Flügeln innerhalb des ANC, insbesondere dem<br />

Jugendverband, der ebenso wie die Gewerkschaft der<br />

Metallarbeiter – nicht aber die Gewerkschaft der Bergbauarbeiter<br />

(NUM) – eine Nationalisierung, konkret<br />

eine Teilverstaatlichung des Bergbaus sowie weiterer<br />

strategischer Bereiche (Land, Bankensektor) verlangt<br />

hat, falls »nötig« ohne Entschädigung. Die teils schrille<br />

Debatte ändert aber wenig daran, dass Südafrikas<br />

Wirtschaftspolitik auch unter Zuma alles in allem<br />

orthodox-liberal geblieben ist. Kaum ein Beobachter<br />

in Südafrika hat ernsthaft geglaubt, eine Nationalisierung<br />

des Bergbaus stehe zur Disposition. Die Heterogenität<br />

des ANC ebenso wie der hohe Grad der <strong>internationale</strong>n<br />

Verflechtung der südafrikanischen Ökonomie<br />

tragen dazu bei, dass radikale Kurswechsel<br />

ausbleiben.<br />

Dessen ungeachtet werden einige strukturelle<br />

Defizite die volle Ausschöpfung des südafrikanischen<br />

Potenzials noch auf Jahre behindern. Dazu zählen<br />

ein eklatanter Mangel an qualifiziertem Personal und<br />

unzureichende Infrastrukturen. Nach Jahren der<br />

Versäumnisse setzt die Regierung nunmehr auf nachholende<br />

Investitionen, vor allem in die Transport-<br />

und Energieinfrastruktur (Schienenverkehr). 12 Zudem<br />

<br />

gehen, deren Produktion auch für die vermehrte Wertschöpfung<br />

im Bergbausektor unerlässlich sein wird.<br />

Konzeptionen und Strategien<br />

Obwohl Regierung und ANC beständig Strategiepapiere<br />

produzieren, sucht man nach einer offiziellen<br />

Rohstoffstrategie vergebens. Gleichwohl lassen sich<br />

einige strategische Eckpunkte identifizieren. Die<br />

Regierung verbindet mit dem Rohstoffreichtum in<br />

erster Linie das wirtschaftspolitische Ziel, die soziale<br />

und wirtschaftliche Entwicklung des Landes voranzubringen.<br />

Dem stehen zwei zentrale Hindernisse<br />

im Weg.<br />

Das erste beruht auf dem ungeklärten Verhältnis<br />

zwischen Staat und Privatwirtschaft. Wie in anderen<br />

rohstoffreichen Staaten geht auch in Südafrika der<br />

Trend zu einer größeren Rolle des Staates in wichtigen<br />

Wirtschaftsbereichen. Diese scheinbare Grundsatzentscheidung<br />

fiel 2007, als die Regierungspartei unter<br />

Berufung auf die drei zentralen Probleme des Landes<br />

(Arbeitslosigkeit, Armut und Ungleichheit) das Paradigma<br />

einer »gemischten Wirtschaft« aufgriff, das dem<br />

Staat eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Landes<br />

zuschreibt: »Der Entwicklungsstaat sollte seine<br />

strategische Rolle bei der Gestaltung von wirtschaftlichen<br />

Schlüsselsektoren bewahren, einschließlich<br />

des Mineralien-Energie-Komplexes und des nationalen<br />

Transport- und Logistiksystems. Wenngleich die<br />

Formen staatlicher Intervention variieren werden,<br />

sollte das übergeordnete Ziel strategischer Eingriffe<br />

darin bestehen, Wachstum, Entwicklung und Transformation<br />

dieser Sektoren zu fördern.« 13 Dieser Ansatz<br />

koexistiert mit wirtschaftsliberaler Orthodoxie. So plädierte<br />

Präsident Zuma für einen <strong>internationale</strong>n wettbewerbsfähigen<br />

Bergbausektor, der als Wachstumsund<br />

Joblokomotive fungieren könne. Nach einer<br />

überaus optimistischen Prognose des Wirtschafts-<br />

12 Für einen Überblick über die Infrastrukturpolitik der<br />

Regierung vgl. Standard Bank, South African Quarterly Review,<br />

Johannesburg, August 2012.<br />

13 Polokwane National Conference Economic Transformation<br />

Resolution, zitiert in: Maximising the Developmental Impact<br />

of the People’s Mineral Assets: State Intervention in the Minerals Sector<br />

(SIMS), Pretoria, Februar 2012, S. 71,

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