Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Die Rohstoffpolitik<br />
leistungen<br />
(70 Prozent) an Firmen vergeben, die mindestens<br />
zu 25 Prozent im Besitz schwarzer Südafrikaner<br />
sind (sogenannte BEE-Unternehmen).<br />
Der MPRDA sieht außerdem vor, dass Unternehmen<br />
entwicklungsfördernde Maßnahmen und Sozialleistungen<br />
für Arbeiter und Bevölkerung im Einzugsbereich<br />
der Minen erbringen. Sie gehen über konventionelle<br />
Ansätze unternehmerischer Verantwortung<br />
(Corporate Social Responsibility, CSR) hinaus. Ihre<br />
Besonderheit besteht darin, dass sie in Südafrika kodifiziert<br />
und damit im Prinzip rechtlich verbindlich<br />
sind, während CSR in vielen anderen Ländern im<br />
Ermessen der Unternehmen liegt. Gesetzliche Bestimmungen<br />
umfassen die Organisation und Finanzierung<br />
von Entwicklungsprojekten und die ständige Konsultation<br />
der lokalen Gemeinschaft, in deren Bereich die<br />
Bergbauunternehmen arbeiten. Häufig bedeutet dies,<br />
Einrichtungen im Bildungs- und Gesundheitswesen zu<br />
bauen sowie Erwerbsmöglichkeiten auch außerhalb<br />
des Bergbaus zu fördern. 20<br />
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Vorgaben<br />
des MPRDA besteht eine gewaltige Diskrepanz. BEE –<br />
im Bergbau wie auch in anderen Sektoren – hat sich<br />
als Instrument der sozialen Transformation nicht<br />
bewährt. Dass der Fokus von BEE auf die Frage der<br />
Besitzverhältnisse gerichtet ist, trug selbst nach Auffassung<br />
von Regierungsvertretern nur zur Bildung<br />
eines kleinen Zirkels wohlhabender Eliten bei, deren<br />
Unternehmen häufig von staatlichen Auftragsvergaben<br />
und korrupten Geschäftspraktiken profitieren. 21<br />
Das Ministerium steht zudem in dem Ruf, bei der<br />
Vergabe von Lizenzen mitunter politischer Einflussnahme<br />
seitens von ANC-Eliten ausgesetzt zu sein. 22<br />
Das ist nicht verwunderlich, denn die Grenzen<br />
zwischen Regierung und Partei sind fließend. In der<br />
politischen Hierarchie Südafrikas steht der ANC über<br />
der Regierung, die lediglich ein Ausführungsorgan<br />
der ehemaligen Befreiungsbewegung ist. Infolgedessen<br />
20 Vgl. Southern African Institute of Mining and Metallurgy<br />
(Hg.), The Rise of Resource Nationalism: A Resurgence of State Control<br />
in an Era of Free Markets or the Legitimate Search for a New Equilibrium?,<br />
Cape Town 2012, S. <br />
Conferences/ResourceNationalism/ResourceNationalism-<br />
<br />
21 Vgl. »Mantashe: I Have Serious Issues with BEE«, Fin24,<br />
-I-haveserious-issues-with-BEE-<br />
22 Vgl. »Special Report – Why South African Mining’s in<br />
Decline«, Reuters<br />
-south-africa-mining-<br />
(eingesehen am <br />
ist BEE nicht nur ein Instrument, das historisches<br />
Unrecht korrigieren soll. Es fördert auch politische<br />
Klientelstrukturen. Nach konservativen Schätzungen<br />
der südafrikanischen Staatsanwaltschaft gehen jährlich<br />
mindestens 20 Prozent des Budgets der staatlichen<br />
Bereitstellungsplanung durch Korruption und<br />
Misswirtschaft verloren. 23<br />
Auch die Implementierung der geforderten sozialen<br />
und wirtschaftlichen Maßnahmen durch Bergbauunternehmen<br />
in den lokalen Gemeinschaften<br />
bleibt weit hinter den Vorgaben zurück. Fünf Jahre<br />
nach Inkrafttreten der Mining Charter konstatierte das<br />
Bergbauministerium 2009 insgesamt ein »schockierendes<br />
Ausmaß« der Nichteinhaltung der darin aufgestellten<br />
Regeln. Die Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
in den Bergbauregionen sind miserabel. Arbeitsschutzbestimmungen<br />
werden häufig nicht umgesetzt.<br />
In den Jahren 2010 und 2011 ereigneten sich jeweils<br />
mehr als 120 tödliche Arbeitsunfälle in Südafrikas<br />
Minen. 25<br />
Die Fähigkeit und Bereitschaft der Bergbaufirmen,<br />
die geforderten Standards einzuhalten, ist häufig<br />
begrenzt. Dies gilt ausdrücklich auch für BEE-Unternehmen,<br />
ebenso für jene, in denen politische Eliten<br />
Anteile besitzen. Arbeitsniederlegungen und soziale<br />
Proteste haben daher in den letzten Jahren zugenommen.<br />
Die damit verbundenen Produktionsausfälle sind<br />
nicht nur für die Unternehmen ein Problem. Sie stellen<br />
auch eine wachsende Herausforderung für den<br />
ANC und die etablierten Gewerkschaften (insbesondere<br />
die Bergbaugewerkschaft NUM) dar. Denn deren<br />
Anspruch, die Interessen der Minenarbeiter und ihrer<br />
Angehörigen zu vertreten, gerät zunehmend unter<br />
Druck. Wachsende soziale Spannungen und unerfüllte<br />
wirtschaftliche Forderungen entluden sich mehrfach<br />
in Gewalt, einerseits zwischen rivalisierenden Gewerkschaften,<br />
andererseits zwischen Minenarbeitern und<br />
der Polizei. 26 Vorläufiger Tiefpunkt dieser Entwick-<br />
23 Vgl. »South Africa’s Textbook Saga Shows Need to Tackle<br />
the Basics«, in: Financial Times, 2.7.2012.<br />
24 Vgl. Department of Mineral Resources (Hg.), Mining Charter<br />
Impact Assessment Report, Pretoria 2009, S. 22,