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Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...

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Indonesien<br />

zung des Dezentralisierungsgesetzes Nummer 22/1999 im<br />

Bergbausektor, (2) die Förderung der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung Indonesiens durch den Ausbau und<br />

Schutz der heimischen Rohstoffwirtschaft und (3) die<br />

Erhöhung der Staatseinnahmen aus dem Bergbausektor<br />

auf allen administrativen Ebenen.<br />

Gesamtwirtschaftlich wird die Bedeutung des indonesischen<br />

Bergbaus auch in dem Master Plan for the<br />

Acceleration and Expansion of Indonesia’s Economic Development<br />

(Masterplan MP3EI) gewürdigt. Dieser wirtschaftliche<br />

Entwicklungsplan, 2011 von der indonesischen<br />

Regierung veröffentlicht, sieht den Ausbau und die<br />

Beschleunigung der indonesischen Wirtschaft durch<br />

umfangreiche Investitionsförderungen in 22 verschiedenen<br />

Branchen in sechs geographischen Wirtschaftskorridoren<br />

vor. 15 Von den 22 Wirtschaftszweigen hängen<br />

vier (Bauxit, Kupfer, Nickel, Stahl) direkt mit dem<br />

Ausbau der mineralischen Rohstoffwirtschaft zusammen.<br />

Die geographischen Wirtschaftskorridore Sumatra,<br />

Kalimantan, Sulawesi und West-Papua/Molukken<br />

werden in dem strategischen Masterplan als Gebiete<br />

identifiziert, die für die Produktion mineralischer<br />

Rohstoffe besondere Bedeutung haben. Vor allem<br />

die im Rahmen von MP3EI geplanten Infrastrukturprojekte<br />

werden eine bessere Anbindung der teils entlegenen<br />

Bergbaugebiete an die heimische Wirtschaft<br />

ermöglichen. 16 Das größte Einzelprojekt im Rahmen<br />

des langfristigen Masterplans ist der Ausbau des<br />

Untertagebergbaus im Arbeitsgebiet von PT Freeport<br />

Indonesia im Wirtschaftskorridor West-Papua/<br />

Molukken. 17<br />

Maßnahmen und Instrumente<br />

Die meisten Maßnahmen der indonesischen Bergbaupolitik<br />

wurden erst nach der Verabschiedung des Berg-<br />

15 Vgl. Coordinating Ministry for Economic Affairs (Hg.),<br />

Masterplan. Acceleration and Expansion of Indonesia Economic<br />

Development 2011–2025, Jakarta 2011, (eingesehen am<br />

<br />

16 Vgl. Necip Bagoglu, »Indonesien treibt Industrie- und Infrastrukturprojekte<br />

voran«, GTAI, <br />

<br />

<br />

2012).<br />

17 Vgl. Hans David Tampubolon, »<br />

Projects Worth Rp 536 Trillion This Year«, thejakartapost.com,<br />

launch--projects-worth-rp-536-trillion-year.html><br />

(ein-<br />

<br />

baugesetzes Nummer 4/2009 eingeführt. Es bleibt abzuwarten,<br />

wie sich die Rohstoffpolitik in Zukunft entwickeln<br />

wird. Die größten Herausforderungen für die<br />

indonesische Bergbauwirtschaft gehen derzeit von<br />

den Folgen der Dezentralisierung und verschiedenen<br />

restriktiven Bestimmungen des neuen Bergbaugesetzes<br />

und von dessen Durchführungsbestimmungen aus.<br />

Dezentralisierung<br />

Die Dezentralisierung wurde 1999 in Form von zwei<br />

Gesetzen (Nummer 22/1999 und 25/1999) beschlossen und<br />

für den Bergbausektor mit dem Bergbaugesetz Nummer<br />

4/2009 umgesetzt. Mit diesen Gesetzen sollte demonstrativ<br />

mit der zentralistischen Tradition des Suharto-<br />

Regimes gebrochen und das Selbstverwaltungsrecht<br />

der Regionen und Bezirke bzw. Städte politisch, administrativ<br />

und finanziell gestärkt werden. <br />

Tatsächlich hatte die Dezentralisierung aber viele<br />

negative Entwicklungen zur Folge, die auch alle<br />

Akteure im Bergbausektor vor große Herausforderungen<br />

stellt. So öffnete beispielsweise die Dezentralisierung<br />

der Konzessionsvergabe im Bergbau die Tür für<br />

Korruption, Amtsmissbrauch und Patronage.<br />

Während vor der Dezentralisierung Bergbaurechte<br />

durch Verträge (sogenannte »MA – Mining<br />

Authorizations« <strong>oder</strong> »CoW – Contracts of Work«)<br />

zwischen der Zentralregierung und den Bergbaufirmen<br />

vergeben wurden, können Bergbaurechte seit<br />

dem Bergbaugesetz Nummer 4/2009 nach dem Subsidiaritätsprinzip<br />

von allen administrativen Ebenen in Form<br />

von Lizenzen (zumeist »IUPs – Mining Business<br />

Licences«) an Investoren ausgegeben werden. Dieses<br />

Verfahren führt aufgrund der schwachen lokalen<br />

Strukturen und der mächtigen Position der Exekutive<br />

in den Bezirken und Städten faktisch zu einer<br />

Kommerzialisierung von Autorität auf der lokalen<br />

Ebene. Die lokale Elite nutzt die Vergabe von Lizenzen<br />

zur Finanzierung ihres »Königreichs persönlicher<br />

Interessen«. 19 Als Resultat kam es bis zum Ende der<br />

18 Vgl. Marco Bünte, »Dezentralisierung in Indonesien.<br />

Teil 1: Initiation und Inhalt«, in: Südostasien aktuell, November<br />

2003, S. 565–579, <br />

<br />

19 Diese Interessen beziehen sich einerseits auf die Rückfinanzierung<br />

der mit hohen Kosten verbundenen Kandidatur<br />

bei Lokalwahlen. Andererseits sind Teile der lokalen Elite privat<br />

in Geschäfte im Bergbausektor <strong>oder</strong> im Bereich der Sicherheitsdienste<br />

involviert und auf persönliche Bereicherung aus.<br />

Quelle dieser Informationen sind Gespräche mit Vertretern<br />

von KontraS sowie des Interessenverbands Bergbau (JATAM)<br />

<br />

SWP Berlin / BGR Hannover<br />

Analyse und Vergleich der<br />

Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />

Februar 2013<br />

96

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