Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Die Rohstoffpolitik<br />
bau- und Energieministerium obliegt: 1. Effektive<br />
öffentliche Regierungsführung, 2. Ausbau des geologischen<br />
Wissens und 3. Management von strategischen<br />
Mineralien. An zweiter Stelle rangieren die<br />
Ziele, für deren Implementierung die Zusammenarbeit<br />
mit der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft<br />
notwendig ist. Hier geht es beispielsweise darum,<br />
die Voraussetzungen zu schaffen für die volle<br />
Entwicklung des Bergbausektors: 1. Rohstoffförderung<br />
in geschützten Gebieten (»áreas com restrição«, etwa<br />
Amazonien); 2. Formalisierung, also Herauslösung aus<br />
dem informellen Sektor, und Stärkung von Kleinstund<br />
Kleinunternehmen; 3. Forschung, Entwicklung<br />
Aus- sowie Fortbildung von Humanressourcen;<br />
und 5. Infrastruktur und Logistik. An dritter<br />
Stelle nennt der PNM Vorgaben, deren Erfüllung<br />
von öffentlichen, privatwirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen<br />
Akteuren, aber auch vom Erreichen<br />
der in der ersten und zweiten Kategorie genannten<br />
Ziele abhängt: 1. nachhaltige Produktion; 2. Wertschöpfung<br />
und Wettbewerbsfähigkeit; und 3. Förderung<br />
nachhaltiger Entwicklung in Bergbauregionen. <br />
Maßnahmen und Instrumente<br />
<strong>Nationale</strong> Ebene<br />
Während der Präsidentschaft von Luiz Inácio Lula da<br />
Silva (2003–2010) entwickelte die brasilianische Regierung<br />
eine Reihe von Initiativen, die der Rohstoffindustrie<br />
neue Impulse gaben. 39 Nun, unter Lulas Nachfolgerin<br />
Dilma Rousseff (seit 2011), die unter seiner<br />
Führung Bergbau- und Energieministerin war, werden<br />
Reformen des Rechtsrahmens diskutiert, die dem<br />
Staat ein größeres Maß an Teilhabe am Rohstoffeinkommen<br />
ermöglichen sollen. <br />
Die Gesetzesentwürfe (des Kongresses und der Exekutive),<br />
die derzeit diskutiert werden, zielen auf eine<br />
verstärkte Förderung des Bergbaus und eine größere<br />
Kontrolle dieses Wirtschaftszweigs durch den Staat.<br />
Sieben Bereiche lassen sich identifizieren, in denen es<br />
legislative Neuerungen geben soll: 1. Im Gegensatz zu<br />
anderen lateinamerikanischen Ländern ist die Ver-<br />
38 MME/SGM (Hg.), Plano Nacional de Mineração 2030 [wie Fn. 2],<br />
S. 122.<br />
39 Unter Lula sind zum Beispiel die Mappingprogramme<br />
wieder initiiert worden.<br />
40 Zur Bergbaugesetzgebung siehe die Website des <strong>Nationale</strong>n<br />
Departements für Bergbauproduktion (DNPM), (eingesehen am<br />
<br />
teilung der Rohstoffrente in Brasilien kein brisanter<br />
Streitpunkt unter den Gebietskörperschaften. Die<br />
Besteuerung variiert für die Bergbauunternehmen je<br />
nachdem, in welcher Region sie operieren und welches<br />
Mineral sie abbauen. Die Körperschaftssteuer<br />
liegt bei zwischen 10 und 15 Prozent. Es gibt zudem<br />
ein Lizenzgebühren-Regime (die sogenannte Compensação<br />
Financeira pela Exploração de Recursos Minerais,<br />
CFEM), das einen Höchstsatz von drei Prozent des<br />
Nettoumsatzes festlegt. Diese Abgaben kommen der<br />
betreffenden Gemeinde zu 65 Prozent, dem Bundesstaat<br />
zu 23 Prozent und der Union zu 12 Prozent zugute.<br />
Geplant ist nicht nur eine Erhöhung der Lizenzgebühren,<br />
sondern auch eine Veränderung des Verteilungsprinzips.<br />
2. So soll zum Beispiel die Größe des<br />
für den Rohstoffabbau zu vergebenden Grundstücks<br />
in Zukunft begrenzt werden. Weitere, tendenziell<br />
restriktive Reformen betreffen die Reichweite, die<br />
Dauer, das Subjekt und Verfahren der Konzessionen.<br />
3. Von Konzessionsinhaberinnen und -inhabern wird<br />
der Staat künftig eine Mindestinvestition fordern,<br />
ohne die sie Die Zuteilung<br />
von Explorationsrechten ist heute ein administrativer<br />
Akt, der nicht an Fristen gebunden ist. Sie<br />
erfolgt nach dem Prinzip »first-come, first-served«. In<br />
bestimmten Fällen soll diese Vergabepraxis durch ein<br />
Ausschreibungsverfahren ersetzt werden. Der Genuss<br />
der Rechte soll auf ein Maximum von fünf Jahren<br />
beschränkt werden. 5. Die Abbaukonzessionen sollen<br />
zudem nicht mehr an natürliche Personen und auf<br />
unbegrenzte Zeit, sondern nur noch an juristische<br />
Jahre vergeben werden.<br />
Gegeb Jahre verlängert<br />
werden. 6. Der Bergbau in geschützten Zonen<br />
bedarf dringend einer Regelung. Dies betrifft Naturschutzgebiete<br />
sowie indigene Gebiete. Die brasilianische<br />
Verfassung erkennt in Artikel 231 die Urrechte<br />
der indigenen Völker auf die Naturressourcen in ihren<br />
Territorien (etwa 15% des Staatsgebiets) an. Damit<br />
verbunden ist jedoch kein generelles Verbot der Rohstoffgewinnung<br />
in den indigenen Gebieten, sondern<br />
die Bedingung, dass der Kongress nach Anhörung der<br />
indigenen Gemeinschaften Genehmigungen erteilen<br />
bzw. verwehren kann. Die hierfür noch erforderlichen<br />
regulierenden Gesetze sollen nun erlassen werden.<br />
7. Schließlich erhofft man sich von der Errichtung<br />
einer <strong>Nationale</strong>n Agentur für Bergbau (Agência Nacional<br />
de Mineração, ANM), die dem Bergbau- und Energieministerium<br />
unterstellt sein soll, einen besonderen<br />
41 Vgl. E&MJ (Hg.), Brazil Mining [wie Fn. 1], S. <br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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