Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Australien<br />
der Regierung vorgeschlagene Steuer organisiert<br />
wurde. 29<br />
Konzeptionen und Strategien<br />
Die Rohstoffpolitik des Landes ist stark von der Tatsache<br />
geprägt, dass es Nettoexporteur von Rohstoffen<br />
ist. Australien verfolgt insofern eine völlig andere<br />
Strategie als etwa rohstoffabhängige Staaten mit einer<br />
starken Industriestruktur. Es liegt kein zentrales<br />
Dokument vor, das kritische Metalle und Mineralien<br />
identifiziert, <strong>oder</strong> etwa eine langfristige (Regierungs-)<br />
Strategie für den Umgang mit Ressourcen. Wohl aber<br />
können verschiedene Dokumente genannt werden, die<br />
sich mit dem Management von Investitionen <strong>oder</strong> mit<br />
der Abstimmung zu Rohstofffragen zwischen Bundesregierung<br />
und Bundesstaaten beschäftigen. Ein Beispiel<br />
sind die Papiere des COAG, die nationale Auswirkungen<br />
haben können. 30 Vergleichbar mit einer<br />
Material-, Kritikalitäts- <strong>oder</strong> Rohstoffstrategie der<br />
USA, der Europäischen Union <strong>oder</strong> auch Deutschlands<br />
sind diese jedoch nicht. 31 In Ministeriumskreisen wird<br />
betont, dass die australische Rohstoffstrategie darin<br />
bestünde, mit anderen Regionen der Welt um Investitionen<br />
zu konkurrieren, die Arbeiter im Rohstoffsektor<br />
weiter auszubilden, Produktivität zu erhalten<br />
und sicherzustellen, dass die australischen Produkte<br />
weiterhin exportiert werden können. In die freien<br />
Märkte greift der Staat nur dann ein, wenn »nationale<br />
Interessen« betroffen sind. Dies war beispielsweise der<br />
Fall, als die staatseigene China Non-Ferrous Metal<br />
Mining Group der australischen Lynas Corporation die<br />
Übernahme von 51,6 Prozent der Firmenanteile anbot,<br />
was das australische Foreign Investment Review Board<br />
(FIRB) damals ablehnte. 32<br />
Eine wichtige Aufgabe sieht die Regierung auch<br />
darin, bei Investitionen Engpässe (»bottlenecks«) in<br />
den bestehenden Infrastrukturen zu vermeiden, um<br />
die Produktivität im Rohstoffsektor aufrechtzuerhalten.<br />
33 Der australische Staat hat in den letzten Jahren<br />
große Anstrengungen unternommen, solche Engpässe<br />
zu beseitigen, etwa im Falle der zeitweise überforderten<br />
Häfen in New South Wales, Queensland und<br />
Western Australia. Da im Rohstoffsektor (inklusive Öl<br />
und Gas) und den damit verbundenen Arbeitsbereichen<br />
acht Prozent der australischen Beschäftigten<br />
tätig sind, dient dies auch dem Arbeitsmarkt. Im<br />
eigentlichen Bergbaugeschäft sind allerdings weit<br />
weniger Arbeitskräfte angestellt, was die Problematik<br />
der unausgeglichenen Wirtschaft Australiens verstärkt.<br />
Zwar werden etwa für den Aufbau einer neuen<br />
Produktionsstelle kurzzeitig große Mengen an Kapital<br />
und sehr viele Arbeitskräfte benötigt, doch wird eine<br />
Anlage nach Fertigstellung letztlich oft nur von wenigen<br />
Arbeitern betrieben. Eine wesentliche Herausforderung<br />
ist zudem der Fachkräftemangel in diesem<br />
Sektor. Kritiker der australischen Rohstoffpolitik warnen<br />
vor einer De-Industrialisierung <strong>oder</strong> der »Holländischen<br />
Krankheit«. Ob sich dieses Phänomen auf<br />
Australien übertragen lässt, wird kontrovers diskutiert.<br />
35 Man spricht im australischen Falle häufig<br />
von einer »two-speed« <strong>oder</strong> einer »patchwork economy«.<br />
36 Das bedeutet, dass sich der Bergbausektor in<br />
Australien wesentlich schneller entwickelt als andere<br />
Wirtschaftszweige. Für letztere wird ein jährliches<br />
Wachstum von etwa zwei Prozent für die kommenden<br />
zwei Jahre prognostiziert, der Bergbausektor soll da-<br />
29 Vgl. Ben Hills, »Captain Hooke«, in: The Sydney Morning<br />
Herald, 30.6.2012, (eingesehen am 7.9.2012); ABC Local (Hg.), Mitch Hooke,<br />
CEO of the Minerals Council of Australia, 2.3.2012,