Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Australien<br />
Ausblick und Bewertung<br />
Eine kohärente australische »Rohstoffstrategie« gibt es<br />
nicht. Die Maßnahmen der Regierung für anhaltende<br />
Produktivität und Investitionen, zum Beispiel in Form<br />
von Infrastrukturmaßnahmen, können lediglich als<br />
unterstützend verstanden werden. Auch international<br />
lehnt es Australien ab, stärker in die Märkte einzugreifen,<br />
die Ausweitung der Agenden bestehender<br />
Foren wie der G20 wird nicht begrüßt. Zudem ist es<br />
der Regierung noch nicht gelungen, die Gewinne<br />
aus dem Bergbau auch der australischen Bevölkerung<br />
zugutekommen zu lassen. Welcher Nutzen sich aus<br />
der neuen Rohstoffsteuer ergeben wird, muss sich erst<br />
noch herausstellen.<br />
Australien sieht sich als transparente Marktwirtschaft,<br />
die im derzeitigen Rohstoffboom mit der Herausforderung<br />
kämpft, neben der Befriedigung der<br />
Nachfrage auch die heimische Industrie zu diversifizieren<br />
und zu entwickeln. Zudem muss das Risiko<br />
potenzieller Preisstürze eingedämmt werden. Der<br />
Versuch australischer Firmen, dieses Risiko mit langfristigen<br />
Lieferverträgen zu reduzieren, schafft möglicherweise<br />
nur mittelfristig Abhilfe. Neben dem<br />
sinkenden Verbrauch ist die Zunahme des globalen<br />
Angebots ein weiterer Faktor, der für den Rohstoffriesen<br />
Australien ein Problem darstellen könnte. Dies<br />
gilt insbesondere für Rohstoffe, an denen es keinen<br />
physischen Mangel gibt. Allenfalls herrscht Mangel an<br />
Abbaukapazitäten, wie im Falle von Eisenerz, das für<br />
lange Zeit und in hohem Maße verfügbar sein wird.<br />
Ein Ende des Baubooms in China etwa <strong>oder</strong> zunehmende<br />
Konkurrenz in der Eisenerzproduktion würde<br />
das Land empfindlich treffen. Die australische Regierung<br />
steht also vor gewaltigen Anpassungsproblemen.<br />
Die Risiken werden unter anderem im »Weißbuch für<br />
das asiatische Jahrhundert« dargestellt, das die<br />
Regierung im September 2011 in Auftrag gegeben hat.<br />
Darin werden die Herausforderungen behandelt, die<br />
sich durch den starken asiatischen Einfluss auf die<br />
australische Wirtschaft ergeben. Neben der Sicherheit<br />
in der Region und der Vertiefung der politischen und<br />
kulturellen Beziehungen steht die Entwicklung der<br />
australischen Wirtschaft im asiatischen Raum im<br />
Mittelpunkt. Zu den Inhalten des Papiers zählen vor<br />
allem auch die Förderung von Bildung, Forschung und<br />
Innovation, Reformen des Steuersystems und der<br />
89 Australian Government, Australia in the Asian Century White<br />
Paper, Canberra, Oktober 2012, (eingesehen am 20.11.2012).<br />
makroökonomischen sowie finanziellen Rahmenbedingungen.<br />
Entscheidend für die Zukunft des Landes<br />
ist demnach eine größere Wertschöpfung in der<br />
verarbeitenden Industrie und dem Dienstleistungssektor.<br />
Um zu verhindern, dass Australien lediglich ein<br />
großes Reservoir für Rohstoffe bleibt, hat Premierministerin<br />
Gillard eine Taskforce ins Leben gerufen,<br />
die sich mit der verarbeitenden Industrie befassen soll.<br />
Der Report der sogenannten »Taskforce on Manufacturing«<br />
90 wurde im August 2012 veröffentlicht und<br />
formuliert in wie die<br />
Weiterverarbeitung in Australien gefördert und die<br />
Abhängigkeit vom Rohstoffsektor reduziert werden<br />
könnte. Wie erfolgreich die Vorschläge in der Praxis<br />
sein werden und wie stark sich dadurch die australische<br />
Wirtschaft jenseits des Rohstoffsektors diversifizieren<br />
wird, bleibt abzuwarten.<br />
90 Australian Government, Prime Minister’s Taskforce on Manufacturing,<br />
Canberra, (eingesehen<br />
am 20.11.2012).<br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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