Nationale Alleingänge oder internationale Kooperation? - Stiftung ...
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Die Rohstoffpolitik<br />
ist die Rohstoffpolitik auf der lokalen Ebene sehr intransparent<br />
und schlecht zu kontrollieren.<br />
Weitere wichtige staatliche Institutionen sind das<br />
nationale Handelsministerium, das Finanzministerium,<br />
das Umweltministerium, das Forstministerium<br />
sowie das Ministerium für Öffentliche Aufgaben, die<br />
ebenfalls Vorschriften mit Relevanz für den Rohstoffsektor<br />
erlassen. Weil es an Koordination der verschiedenen<br />
Ministerien mangelt und eine ressortübergreifende<br />
Strategie im Bergbausektor fehlt, bleiben deren<br />
tatsächliche Auswirkungen auf die indonesische Rohstoffwirtschaft<br />
jedoch größtenteils gering. 11<br />
Für ausländische Investoren ist die indonesische Investitionsbehörde<br />
(BKPM) von besonderer Bedeutung,<br />
da sie als zentrale Anlaufstelle den Eintritt ausländischer<br />
Unternehmen in den indonesischen Markt<br />
begleitet und kontrolliert. Die BKPM ist für die Vergabe<br />
der Investitionsgenehmigung verantwortlich.<br />
Offiziell gibt es keine Ungleichbehandlung von ausländischen<br />
und einheimischen Unternehmen im Bergbaubereich.<br />
In Indonesien ist kein Konsultationsprozess im Rahmen<br />
der nationalen, regionalen und lokalen Gesetzgebung<br />
vorgeschrieben. Trotzdem versuchen gerade<br />
auf nationalstaatlicher Ebene verschiedene Interessenvertretungen,<br />
aktiv auf die Rohstoffpolitik einzuwirken.<br />
Die indonesische Privatwirtschaft wird zum Beispiel<br />
durch die Indonesische Industrie- und Handelskammer<br />
(KADIN) politisch vertreten. Darüber hinaus<br />
tritt der Indonesische Bergbauverband (IMA) gezielt<br />
für die Interessen der Bergbauindustrie im nationalen<br />
Politikprozess ein; der Verband hat insgesamt<br />
12 Weiterhin<br />
unterhalten viele Unternehmer der Rohstoffbranche<br />
enge persönliche Kontakte zur indonesischen<br />
Regierung und zu den nationalen Parteien. Patronage<br />
und Klientelismus sind weit verbreitete Phänomene.<br />
Auch die Zivilgesellschaft ist auf nationalstaatlicher<br />
Ebene vertreten. Speziell mit dem Thema Bergbau<br />
befassen sich Nichtregierungsorganisationen wie<br />
das Indonesische Zentrum für Umweltpolitik (ICEL),<br />
die Kommission für Opfer von Gewalt und Verfolgung<br />
(KontraS) <strong>oder</strong> auch der Interessenverband Bergbau<br />
(JATAM). Praktisch haben diese nur wenig Einfluss auf<br />
die nationale Gesetzgebung. Größtenteils versuchen<br />
sie, durch Dokumentation und Aufklärung auf öko-<br />
11 Vgl. Terry OCallaghan, »Patience Is a Virtue: Problems<br />
of Regulatory Governance in the Indonesian Mining Sector«,<br />
in: Resources Policy, 35 (2010), S. –225.<br />
12 Quelle dieser Information sind Gespräche mit Mitarbeitern<br />
des <br />
logische und soziale Probleme im indonesischen<br />
Bergbausektor aufmerksam zu machen.<br />
Die öffentliche Debatte über die Rohstoffpolitik<br />
und -wirtschaft wird in Indonesien auf lokaler und<br />
nationaler Ebene unterschiedlich geführt. Auf der<br />
lokalen Ebene geben Bergbauprojekte zum Teil Anlass<br />
zu schweren Konflikten, die sich in Form von Streiks,<br />
Protesten und gewalttätigen Auseinandersetzungen<br />
äußern. 13 Erstens kommt es hierbei zu Konfrontationen<br />
zwischen der lokalen Bevölkerung auf der einen<br />
und den Investoren, Sicherheitsdiensten und Bergbaufirmen<br />
auf der anderen Seite. Zweitens entstehen Konflikte<br />
zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen<br />
innerhalb von Bergbaugebieten. Auf nationalstaatlicher<br />
Ebene werden diese lokalen Entwicklungen nur<br />
bedingt wahrgenommen und von der Presse verfolgt. <br />
In Jakarta wird der Bergbau vor allem als lukrativer<br />
Wirtschaftssektor verstanden und diskutiert. Dies<br />
bezieht sich einerseits auf die Hoffnungen einzelner<br />
Unternehmer, zukünftig an der indonesischen Rohstoffwirtschaft<br />
zu verdienen. Andererseits ist es das<br />
erklärte Ziel der staatlichen Institutionen, den heimischen<br />
Bergbausektor auszubauen und als Motor für<br />
die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu nutzen.<br />
Insgesamt hat das Thema seit der Verabschiedung<br />
des Bergbaugesetzes Nummer 4/2009 in der öffentlichen<br />
Debatte an Bedeutung gewonnen.<br />
Konzeptionen und Strategien<br />
Offiziell existiert in Indonesien kein spezielles Strategiedokument<br />
für die mineralische Rohstoffwirtschaft<br />
und -politik. Praktisch kann das 2009 verabschiedete<br />
Bergbaugesetz aber als strategisch bezeichnet werden,<br />
da es langfristige Ziele für die indonesische Rohstoffpolitik<br />
festlegt und dabei eher wie eine Richtlinie<br />
formuliert ist und keine detaillierten Regulierungen<br />
vorsieht. Im neuen Bergbaugesetz können drei übergeordnete<br />
Ziele identifiziert werden: (1) die Umset-<br />
13 Die Kommission für Opfer von Gewalt und Verfolgung<br />
(KontraS) dokumentierte allein im Jahr 2011 in Indonesien<br />
rund 100 gewalttätige Konflikte im Zusammenhang mit Bergbau-,<br />
Palmöl- und Forstwirtschaftsprojekten. Quelle dieser<br />
Information sind Gespräche mit Vertretern der KontraS am<br />
<br />
14 Prominente Fälle sind das Lapindo-Schlammunglück<br />
von 2006 <strong>oder</strong> der Tod von zwei Demonstranten am Sape-<br />
Seehafen im Dezember 2012. International erweckten vor<br />
allem Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen<br />
im Zusammenhang mit Bergbauprojekten auf West-<br />
Papua (Irian Jaya) das Interesse der Medien.<br />
SWP Berlin / BGR Hannover<br />
Analyse und Vergleich der<br />
Rohstoffstrategien der G20-Staaten<br />
Februar 2013<br />
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